Invasion 01 - Der Aufmarsch
jener wenigen Glücklichen war, die einen Darhel von Angesicht zu Angesicht zu sehen bekamen.
Er nahm auf dem Sessel Platz, den der Darhel ihm gewiesen hatte, konnte dabei aber immer noch nicht mehr als die vage Andeutung eines rötlichen Kopfes ausmachen.
»Möglicherweise wundern Sie sich, wie man so sagt, weshalb ich Sie gebeten habe, heute hierher zu kommen.«
Die Worte klangen weich und flossen dem Alien wie Honig von den Lippen. Worth spürte, wie die Stimme des Darhel ihn in ihren Bann zog, und schüttelte den Kopf. »Tatsächlich habe ich mich eher gefragt, wie Sie überhaupt an meine Nummer gekommen sind. Die kennen nur wenige Leute, und soweit mir bekannt ist, ist sie nirgends festgehalten.« Er gab sich alle Mühe, den Bann der Stimme des Ghin abzuschütteln, und wartete auf die Antwort.
»Sie ist tatsächlich in mindestens drei Datenbänken registriert, und zu zweien davon haben wir Zugang.« Ein leichtes Zucken ging durch die Gestalt, bei einem Menschen wäre das ein Anzeichen von Erheiterung gewesen. Ein leicht beißender Geruch war wahrzunehmen, scharf wie Ozon; das mochte der Atem des Darhel sein, vielleicht auch eine Art Kölnisch Wasser.
»Oh. Würde es Ihnen etwas ausmachen, ein wenig deutlicher zu werden.«
»Ihre Nummer und eine allgemeine, wollen wir sagen, Aufgabenbeschreibung ist in den CIA-Akten, den Interpol-Akten und in einer Datenbank registriert, die der Corleone-Familie gehört.«
»Das ist aber ein äußerst unglücklicher Umstand.« Er nahm sich vor, mit Tony Corleone über seine Datensicherheit zu sprechen.
»Nun, ich sollte vielleicht sagen, dass Sie dort festgehalten waren . Jetzt gibt es da gewisse Ungenauigkeiten.« Der Alien ließ eine kurze Pause eintreten. »Sie haben dazu nichts zu sagen?«
»Nein.« Worth hatte gelernt, dass es Zeiten gab, wo man am besten den Mund hielt. Und dies, so hatte er für sich entschieden, war ein solcher Zeitpunkt.
»Die Darhel sind ein Geschäftsunternehmen, Mr. Worth. Wie in jedem Geschäft gibt es Probleme, die lösbar sind, und solche, die es nicht sind. Und dann gibt es Probleme, die zwar lösbar sind, jedoch einer gewissen Subtilität bedürfen.« Der Ghin ließ wieder eine Pause eintreten, als würde er jedes Wort mit Bedacht wählen.
»Und Sie wären daran interessiert, meine Dienste in Anspruch zu nehmen, damit ich mich dieser … dieser Subtilitäten annehme.«
»Wir wären daran interessiert, Dienste in Anspruch zu nehmen«, sagte der Darhel sehr bedächtig. Wieder schien ein Zittern durch seine Gestalt zu gehen.
»Meine Dienste?«
»Sollten Sie für angemessene Aufwendungen Rechnungen erstellen …«, wieder ein Zittern und eine Pause. Der Darhel schien sich regelrecht zu schütteln und atmete tief ein. Dann fuhr er fort. »Wenn jemand Rechnungen für angemessene Aufwendungen vorlegen würde, im Interesse der Lösung von Problemen in Bezug auf Darhel-Interessen, die entweder infolge beiläufiger Gespräche mit einem Darhel oder infolge ihrer eigenen Ermittlungen ans Licht kommen könnten …«, wieder eine Pause. Einen Augenblick später fuhr der Darhel fort, und seine kultivierte Stimme wirkte jetzt angespannt, nicht mehr so sonor. »Würde man sich fair erkenntlich zeigen.« Der Satz endete fast schrill. Der Darhel drehte den Kopf zur Seite und schüttelte ihn heftig, sein Atem klang rasselnd.
Mr. Worth begriff, dass sein neuer … Arbeitgeber? Klient? Kontrolloffizier? … nicht nur nicht bereit, sondern buchstäblich unfähig war, sich konkret auszudrücken.
»Und wie würden diese Rechnungen vorgelegt werden? Und wie bezahlt?« Vorsichtige Formulierungen waren eine Sache, aber Geschäft war Geschäft.
»Derartige Einzelheiten müssen von anderen bestimmt werden«, erwiderte der Darhel, immer noch mit zitternder Stimme. »Ich gehe davon aus, dass Übereinstimmung vorliegt«, fuhr er dann schroff fort. Eine Andeutung von Ungehaltenheit klang aus seiner Stimme.
»Worüber?«, fragte Worth. »Wann sind wir uns begegnet? Ich glaube nicht, dass ich je mit einem Darhel gesprochen habe. Oder doch?«
»Ah, ja, genau.« Die Gestalt schwebte nach vorn, und plötzlich blitzten Zähne auf. Worth schauderte angesichts der Ähnlichkeit mit Haifischzähnen. »Wirklich eine Freude, mit Ihnen keine Geschäfte zu machen, Mr. Worth.«
Worth' Augen weiteten sich, als die Gestalt sich vor ihm enthüllte.
Der Leiter des Beschaffungsamtes der Armee der Volksrepublik China, Provinz Shantung, tippte mit dem Stift auf seine Dokumente,
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