Invasion 01 - Der Aufmarsch
motiviert uns durch sein eigenes Beispiel, auf dieser Schlammbahn zu laufen. Ich bin sicher, die Jungs würden sich freuen, wenn sie den ganzen Tag und die ganze Nacht durch den Regen rennen dürften.«
»›In Ermangelung von Anzügen können und sollen Anzugübungen in leichten Uniformen für körperliche Ertüchtigung durchgeführt werden, unter Benutzung von Simulationen standardmäßiger Anzugwaffen und Geräte.‹«
»Was?«
»Das steht im Handbuch. So lautet der neue Ausbildungsplan. Ich werde mit Sergeant Green reden. Sag den Leuten, sie sollen ihre Sportuniformen rausholen.«
»Hier draußen schifft's, das weißt du doch«, sagte Brecker und deutete auf die dicken Regenwolken.
»Na großartig, die Jungs sind schließlich Infanterie, die werden ein wenig Regen aushalten. Und lass sie darüber nachdenken, womit sie ihre Waffen simulieren könnten.«
»Du spinnst.«
»Du bist doch der, der überleben will, oder?«
»Schon, aber …«
»Dann müssen wir eben ›in Ermangelung von Anzügen‹ trainieren …«
»Ja, also rennen wir im Scheißdrillich um einen verschlammten Sportplatz herum? Warum nicht in Kampfanzügen?«
»Willst du in Stiefeln laufen? Ich meine, wir werden rennen, nicht joggen, das ist schließlich der Sinn von Anzugübungen.«
»Aber …«
»Los jetzt, Sergeant Brecker. Ich spreche inzwischen mit dem Sergeant vom Platoon.«
»Okay …«
»Duncan, haben Sie etwas geraucht?«
Der Raum des ranghöchsten Unteroffiziersgrads war nicht viel mehr als ein durch eine Zwischenwand abgegrenzter Winkel der Baracke. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es ein weiteres Kabuff, das man als Büro nutzen konnte, allerdings hatte es die Army in ihrer grenzenlosen Weisheit nicht für richtig gehalten, irgendwelches Mobiliar für diesen Raum vorzusehen. Die Möbel im Schlafraum des Zugführers entsprachen exakt denen, die das ganze Platoon zur Verfügung hatte: ein stählernes Bettgestell mit einer Matratze darauf. Das Bett des Zugführers war mit einer Zeltplane und einem Schlafsack aus Goretex bedeckt. Als Duncan den Raum betreten hatte, hatte Sergeant Green über dem neuen Feldhandbuch gebrütet und dabei gegen eine beginnende Erkältung angekämpft. Einer der anderen Gruppenführer hatte ihm bereits von der lautstarken Auseinandersetzung zwischen Duncan und Brecker berichtet und auch, dass die beiden mitten im Streit die Baracke verlassen hatten, deshalb rechnete er damit, jetzt den Bericht zu erhalten, dass es zu der tätlichen Auseinandersetzung gekommen war, die alle anderen Unteroffiziersdienstgrade der Kompanie bereits erwartet hatten. Duncans knapp vorgetragener Vorschlag hatte ihn daher völlig verblüfft.
»Nein, Sergeant«, erwiderte Duncan entsetzt. Nicht, dass es in der Army keinen Drogenmissbrauch gegeben hätte, er wurde nur ebenso gnadenlos verfolgt und bestraft wie in den vierziger und fünfziger Jahren Homosexuelle oder Kommunisten. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass er seit seinem Dienstantritt vor zehn Jahren irgendetwas nicht vom Arzt Verschriebenes geraucht, geschnupft oder gespritzt hatte, sonst hätte er sicherlich die zehn Jahre nicht überstanden. »Ich denke nur, dass wir uns eine goldene Chance entgehen lassen.«
»Na schön. Und was genau wollen Sie machen?«
»Ich möchte mit der Gruppe auf dem Exerzierplatz Anzugübungen machen. Ich meine, diese Bewegungsmethoden sind völlig anders als das, was wir gewöhnt sind. Ich möchte dort draußen auf dem Exerzierplatz Bewegungsabläufe und Timing üben. Ich finde die Systeme, die sich diese Leute ausgedacht haben, wirklich gut. Außerdem würden die Jungs dann nicht mehr untätig auf ihrem Hintern herumhocken und, verdammt noch mal, ich auch nicht.«
»Yeah«, machte Sergeant Green, nachdem er einen Augenblick lang überlegt hatte. Er hatte dieselben Abschnitte im Buch gelesen und sich gefragt, wann sie mit der Ausbildung würden anfangen können. Aber die Empfehlung in dem Handbuch, dass man auch ohne Anzüge üben konnte, war ihm nicht aufgefallen. »Okay, ich will das mit Oben abklären, aber Sie können mit Ihrer Gruppe schon mit den Übungen anfangen. Sorgen Sie dafür, dass die das perfekt hinkriegen. Wenn wir noch drei Tage hier bleiben, werde ich den Rest der Kompanie ebenfalls auf den Platz schicken. Dann kann Ihre Gruppe denen ja zeigen, wie es gemacht wird. Was halten Sie davon?«
»Prima!« Das erste Grinsen, das Sergeant Green an Duncan gesehen hatte, seit dieser seinen Artikel 15 bekommen hatte,
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