Invasion 01 - Der Aufmarsch
5-0«.50-Kaliber-Scharfschützenwaffe, die sie kurz abgestellt hatte, und ging ohne ein Wort weiter. Die Leichtigkeit, mit der sie die schwere Waffe handhabte, ließ den unbefangenen Beobachter an ihren fünfzehn Kilo Gewicht zweifeln.
Während der restlichen Stunden des Tages entdeckten sie immer häufiger Posleen auf Nahrungssuche. Ihr Ziel war eine »Hochland«-Gegend, wo früher einmal eine Tchpth-Kolonialstadt gewesen war, doch je näher sie ihrem Ziel kamen, umso größer wurde die Posleen-Dichte, sodass Mosovich sie schließlich bei Einbruch der Dunkelheit anhalten ließ und Kriegsrat abhielt.
Unvermittelt hängte sich Ellsworthy die Waffe über die Schulter, streifte fingerlose »Tiger«-Handschuhe mit Spikes über, kletterte dreißig Meter an einem Griffinbaum hoch und demonstrierte so den anderen, wo sie sich jedes Mal versteckt hatte. Sie bewegte sich mit solcher Schnelligkeit und völlig lautlos, dass es übernatürlich wie in einem Horrorfilm wirkte, die schmächtige, junge Frau in einem Marine Tarnanzug, die sich eher wie eine Spinne denn wie ein Mensch bewegte. Die Männer sahen ihr fasziniert zu und wussten, mit Ausnahme Trapps, dass sie das nicht würden nachmachen können. Trapp nickte bloß, als ihm ein paar Dinge an der exzentrischen Scharfschützin vom Marine Corps klar wurde. In der samtigen Dunkelheit, die über ihnen herrschte, wurde ihr Tarnanzug mit der Umgebung eins und machte sie unsichtbar.
»Okay«, ließ Mosovich sie lautlos über das Teamnetz wissen, als alle sich niederkauerten, um ihre Verpflegungsrationen hinunterzuwürgen, »wir stoßen jetzt auf immer mehr Posleen. Möglicherweise schaffen wir es, uns zwischen ihnen durchzuschleichen, aber wahrscheinlich schnappen sie uns irgendwann. Ich erwarte Meinungsäußerungen, bei den unteren Dienstgraden angefangen. Martine.«
»Z-z-zurückgehen. D-d-das ist Aufklärung, kein Angriff.«
»Mueller?«
»Dies ist unser erster Kontakt. Wir sollten uns zurückhalten, die Trupps eine Weile beobachten und dann ins zweite Gebiet gehen. Die sind dabei, sich hier festzusetzen; das Gebiet wurde erst vor fünf Wochen überrannt. Vielleicht ist in einer älteren Zone weniger Betrieb.«
»Trapp?«
Der SEAL nickte bloß.
»Möchte jemand gern tiefer hinein?«
»Ich mag's immer tiefer, Sergeant Major«, flüsterte Ellsworthy aus dreißig Meter Höhe.
Gedämpftes Gelächter, und Mosovich schüttelte den Kopf. »Ersin, verdammt noch mal, ich hab dir gesagt, dass wir mit der Ärger kriegen!«
»Ich? War doch deine Idee!«, protestierte Ersin.
»Yeah, aber ich hab dir trotzdem gesagt, dass es mit ihr Ärger gibt.«
»Stimmt schon, Sergeant Major. Und weil wir gerade von Ärger reden: Im Äugenblick sind ein paar Posleen hierher unterwegs.« Sie beugte sich über ihr Nachtsichtgerät. »Wieder so ein Rudel, ungefähr fünfzehn.«
»Okay, wir gehen zurück zum Abholpunkt. Trapp, Zeit lassen und größte Vorsicht. Martine, Abholung anfordern, in zwei Tagen, Position A.«
»Rrrrrr … du weißt schon.«
14
Habersham County, Georgia, Sol III
2025, 24. Dezember 2006
Mike und Sharon waren übereingekommen, nicht aus ihrem Haus auszuziehen. Die Kinder hatten sich an die regelmäßigen Besuche bei Mikes Vater in Towns County gewöhnt, und auch Sharon wollte ihre Stelle nicht aufgeben. Trotz der gezielten Einberufungen im letzten halben Jahr würde die eigentliche Einberufungswelle erst in einem weiteren Jahr beginnen, dann nämlich, wenn die Waffenproduktion wirklich in Fahrt gekommen war. Mike verfügte über einige Beziehungen, und genau darüber mussten sie sich besprechen. Die Fahrt nach Hause gab ihm Gelegenheit, seine Gedanken etwas zu ordnen; es würde eine recht ungewöhnliche Woche werden.
Als er in die Zufahrt zu ihrem alten Farmhaus eingebogen war, hielt er an und blickte über die Felder in die untergehende Sonne. Einer der Berichte der zahlreichen Beratungsunternehmen, von denen es in Washington wimmelte und die die Regierung der Vereinigten Staaten mit Spezialinformationen versorgten, befasste sich mit den zu erwartenden Klimaveränderungen. Mike kannte sich in Klimafragen hinreichend gut aus, um zu bezweifeln, dass jemand, der noch gar nicht wusste, was genau der Feind eigentlich plante, eine exakte Voraussage über Klimaveränderungen abgeben konnte, aber dass es zu kinetischen oder atomaren Bombardements kommen würde, stand außer Zweifel. Wie sehr sich die Klimalage dadurch verändern würde, hing selbstredend letztlich vom
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