Invasion 02 - Der Angriff
hineinlaufen.
Wie ich schon Lieutenant Young erklärt habe«, fuhr er dann fort und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Divisionsingenieur, »wir können nicht sehr viel mehr ausrichten, als die Gäule so lange wie möglich aufhalten, es so schmerzhaft wie möglich für sie zu machen und sicherzustellen, dass unsere Angehörigen schnell und möglichst schmerzlos sterben. Außerdem sollten wir uns überlegen, wie wir die Lebensmittelvorräte so schnell wie möglich vernichten, ehe die Posleen uns überrennen. Unglücklicherweise müssen wir uns selbst auch mit in diese Gleichung einbringen; wir haben ja alle die Berichte von Diess und Barwhon gesehen.
Halten Sie durch, behalten Sie die Kontrolle über Ihre Leute und erfüllen Sie Ihren Auftrag. Unsere einzige Chance ist standzuhalten. Wir werden so stehen, wie Amerikaner es in solchen Augenblicken immer getan haben, und wir werden kämpfen, aufrecht, mit erhobenem Haupt,«, schloss er. »Und jetzt gehen Sie und tun Sie es.«
Als die beiden Kompaniechefs und sein Stab den Raum verließen, bedeutete Lieutenant Young dem Bataillonschef, er solle noch einen Augenblick bleiben.
»Sir«, sagte er.
»Ja, Lieutenant? Sie waren so still.«
»Ich habe über das nachgedacht, was Sie bei der ersten Einsatzbesprechung gesagt haben, dass wir in dieser Lage alle sterben würden, wir und alle, die wir lieben.«
»Und jetzt ist es so weit«, knurrte der Colonel. Dann hellte sich seine Miene auf. »Und worauf wollen Sie hinaus?«
»Genau auf das, Sir. Muss es denn sein?«
»Es gibt keinen Ort, an den wir fliehen können, junger Mann, und die Verbände außerhalb des Kessels werden jetzt nicht hereingestürmt kommen und uns befreien.«
»Ja, Sir, das schon«, räumte der Lieutenant ein wenig abwesend ein. »Aber am Ende, in zwei oder drei Wochen, vielleicht auch etwas später, werden wir, also die Vereinigten Staaten, dieses Gelände zurückerobert haben. Und wir haben genug Sprengstoff, um jede Brücke in ganz Virginia in die Luft zu jagen.«
»Mit einem unterbesetzten Bataillon Pioniere können wir uns nicht zwei oder drei Wochen lang gegen bis zu vier Millionen Posleen halten.« Der Colonel dachte kurz über ein Terrain nach, das zum letzten Mal vor beinahe einhundertfünfzig Jahren im Bürgerkrieg Kriegshandlungen erlebt hatte, aber die Lage jetzt war so fundamental anders, dass er den Gedanken gleich wieder als unrealistisch abtat.
»Nein, Sir, dass wir sterben steht zweifelsfrei fest, das akzeptiere ich auch intellektuell, aber was ist mit den Angehörigen?«, fragte der junge Pionieroffizier immer noch mit einer Stimme, die aus weiter Ferne zu kommen schien. Seine Augen hinter den dicken Brillengläsern arbeiteten plötzlich, blinzelten.
»Lieutenant …«
»Ich hab’s!«, rief der plötzlich und schnippte mit den Fingern.
»Was?«
»Ich habe mir überlegt … schauen Sie, Sir … verdammt, das ist zu kompliziert.«
»Immer hübsch langsam, Junge, wovon reden Sie?«
»Okay«, Young überlegte noch einmal kurz und nickte dann, als wäre ihm jetzt alles klar. »Okay, Sir, Folgendes: Ich stamme aus der Gegend hier, die meisten von Ihnen tun das nicht. Ich habe mich auf der High School mit der Geschichte von Fredericksburg befasst, ziemlich intensiv sogar, und dabei habe ich gelernt, dass es unter der Stadt Tunnels gibt, die meisten davon vergessen, und alle davon führen in irgendwelche Kellergeschosse. Wenn wir die Frauen und Kinder jetzt einfach nur in den Tunnels versteckten, werden die Posleen sie finden, stimmt’s?«
»Augenblick mal, wer weiß etwas über diese Tunnels? Ich habe nie davon gehört! Wo sind sie, und wie groß sind sie?«, fragte der Bataillonskommandeur überrascht.
»Ich weiß nicht, wo die meisten sind, Sir, aber es gibt bestimmt jemanden, der es weiß«, antwortete der Lieutenant. »Früher, ich meine im neunzehnten Jahrhundert, hat man sie benutzt, um Ware, die unten am Fluss ankam, in die Stadt zu befördern. Es gibt nur wenige Leute, die darüber Bescheid wissen, auch unter den Einheimischen, aber bei der Baubehörde oder der Feuerwehr gibt es bestimmt welche, die wissen, wo die Tunnels sind. Die müssen das ja wissen.«
»Okay, das lässt sich klären«, sagte der Colonel. »Und die Posleen werden sie ganz bestimmt finden.«
»Ja, Sir, deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Posleen glauben, in Fredericksburg gäbe es nichts mehr, wonach sich zu suchen lohnt.«
»Und das bewirken wir …«, meinte der Colonel im fragenden
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