Invasion 02 - Der Angriff
Tränen weg.
»Nein, Kleines.« Jan Williamson bemühte sich um Fassung und hob ihren zweijährigen Sohn auf, der ins Zimmer getrottet kam und immer noch weinte, weil seine Ohren von dem Überschallknall schmerzten. »Wir werden das nicht mehr merken.«
Parker sperrte die Tür ab und wandte sich einem roten Kästchen neben der Tastatur ihrer Alarmanlage zu. Der Deckel klappte auf und legte eine weitere Tastatur frei. Eine gelbe Lampe fing an zu blinken, und etwas piepste.
»Amtlich autorisiertes Hauszerstörungssystem ist aktiviert. Posleen-Ausstrahlungen entdeckt, Zerstörungssequenz autorisiert. Code für Kommandoautorisierung eingeben.«
Parker tastete eine Ziffernfolge ein und drückte auf SET.
»Nennen Sie Ihren Namen.«
»Parker Williamson.«
»Parker Williamson, sind Sie in diesem Augenblick bei klarem Verstand?«, fragte das kleine Kästchen und begann damit die vorgeschriebene Litanei.
»Notfallautorisation.«
»Bitte wie vorgeschrieben zweite Autorisation eingeben.«
Jan trat neben ihren Mann und gab eine zweite Ziffernfolge ein.
»Wie ist Ihr Name?«
»Jan Wiliiamson.«
»Jan Wiliiamson, sind Sie einverstanden, das autorisierte Hauszerstörungssystem in Funktion zu setzen? Nehmen Sie zur Kenntnis, dass das System im Nahbereich Posleen-Ausstrahlungen erfasst hat.«
»Ja, das bin ich.«
Das Kästchen gab ein paar glucksende Laute von sich, vergewisserte sich, dass ihre Stimmabdrücke korrekt waren, dann wurde das Licht rot. Im gleichen Augenblick schaltete sich ihr Sicherheitssystem ein.
»System zur Wahrnehmung von Eindringlingen aktiviert, Selbstzerstörungssequenz aktiviert.« Im Keller des Hauses begannen sich zwei chemische Substanzen, die im getrennten Zustand ungefährlich waren, miteinander zu vermischen. »Zerstörungssequenz wird sich bei unautorisiertem Eindringen automatisch aktivieren … möge Gott Sie schützen und bewahren.«
»Komm, Liebes«, sagte Jan Wiliiamson und drückte ihre Tochter an sich. »Wir lesen jetzt Peter Rabbit …«
Lieutenant General Arkady Simosin, Kommandeur des Zehnten Korps, das den Auftrag hatte, Nord-Virginia und Maryland zu verteidigen und das man im Spaß »The Army of the Potomac« nannte, betrachtete den riesigen roten Klecks an seiner südlichen Flanke und wischte sich den Mund.
»Sagen Sie der Neunundzwanzigsten, die sollen ihre Panzerbataillone zurückziehen«, wies er seinen Planungsoffizier an und deutete dabei auf das Taktik-Display. »Die sind so weit vorne. Sie sollen Belvoir und Quantico räumen und Kurs auf den Bereich nördlich des Potomac nehmen. Das wird unsere Verteidigungslinie sein.«
»Yes, Sir. Sir, ich habe General Bernard angerufen, und er hat gesagt, den Auftrag würde er nur von Ihnen persönlich akzeptieren und er habe vor, die Posleen an der Flanke anzugreifen, um sie von Fredericksburg abzulenken.«
»Was?«, fragte der General mit ungläubiger Miene.
»Ich hatte ihn gerade an der Strippe.«
»Dann holen Sie ihn noch einmal.« Der General kochte bereits, als die Verbindung mit dem ihm unterstellten Offizier hergestellt war.
»General Bernard?«, rief er in das Lautsprechertelefon.
»Ja, General?«
»Ich glaube, der G-3 hat Ihnen gesagt, dass Sie Ihre Bataillone zurückziehen sollen. Ich hätte gerne gewusst, weshalb Sie sich geweigert haben.«
»Ich glaube, ich kann genügend Druck auf die Posleen machen, um einen Teil von ihnen von Fredericksburg abzuziehen und damit vielleicht der Zweineunundzwanzig etwas Zeit verschaffen, um einen Ausbruch zu organisieren.«
General Simosin hielt General Bernard für den Inbegriff jenes Typus von Offiziers, mit dem man überhaupt nichts anfangen konnte: aktiv und dumm. Bernard war ein blendender Politiker und hatte in den Tagen vor der Bedrohung durch die Posleen viel Blut und Schweiß aufgewandt, um Generaladjutant von Virginia zu werden – also Oberster Militärbefehlshaber der Nationalgarde Virginias. Mit der Verjüngung so vieler hochrangiger Offiziere wie Simosins war seine Karriere effektiv zum Stillstand gekommen. Begreiflicherweise gab General Bernard dem Verjüngungsproblem die Schuld dafür, dass er nicht Lieutenant General werden konnte.
Tatsächlich hatte man sogar ernsthaft in Erwägung gezogen, ihn aus wichtigem Grund abzulösen. Er war chronisch ungehorsam, nahm keinerlei Rücksicht auf die Befehlskette, hatte keinen Sinn für Taktik und weigerte sich, seine Einheiten dem Zehnten oder Zwölften Korps zu unterstellen, sondern bestand darauf, dass sie in
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