Invasion 02 - Der Angriff
drückte auf seinem Joystick den Knopf für Bombenabwurf. Das System war so eingestellt, dass es seine Bomben am Abwurfpunkt abwarf, solange der Finger auf dem Drücker blieb, er brauchte also nur festzuhalten und zu beten. Sein Peregrine donnerte über das Mary-Washington-Krankenhaus, und ein kurzer Gedanke galt den Patienten dort, während Laser und Plasmakanonen zu beiden Seiten nach ihm suchten und sich erst abschütteln ließen, als er in Tiefflug ging. Als er die Kreuzung erreichte, fiel ihm plötzlich ein, dass er vergessen hatte, für die Bäume zu kompensieren.
Der massiv gebaute Tarnkappenjäger überlebte den Ruck, als er mit der Rumpfunterseite die letzten paar Eichenwipfel kappte, die die Kreuzung umgaben, und sackte dann in freies Gelände durch. Rings um ihn, so weit er in der seltsamen Mischung aus Mondlicht und den überall flackernden Feuern sehen konnte, wogte das Land von verwundeten und toten Posleen.
Die Zentaurenleiber waren ein Teppich aus Toten und Sterbenden und tränkten den Boden mit ihrem Blut. Tausende, Zehntausende Zentauren hatten Lichtjahre zurückgelegt, nur um eine letzte Ruhestätte unter dem Hammer von 16-Zoll-Ge-schützen zu finden.
»HOOOOOWAH!«, schrie Kerman über die Staffelfrequenz, als die anderen Piloten den Anblick des Gemetzels bejubelten, das die Kanonen des Schlachtschiffs angerichtet hatten.
Jones’ Jäger kippte sofort, so wie sein Pilot das einprogrammiert hatte, nach Norden ab. Als seine Flügelspitze nur wenige Zoll über Massen von Zentaurenfleisch hinfegte, klappte sein Waffenschacht auf und setzte eine völlig unnötige CBU-52 ab. Die Clusterbombe öffnete sich beinahe unmittelbar und verstreute weitere zweihundert Bomblets über die dezimierten Posleen.
Als seine Maschine eine programmierte Folge von Ausweichmanövern vollführte, konnte Jones im Süden weitere Blitze sehen, die ihm verrieten, dass einige Staffelkollegen weniger glücklich als er waren. Endlich passierte er den Baumbestand an der Nordostseite der Kreuzung – verfolgt von einem letzten bösartigen Feuerstoß einer Laserkanone – und kehrte wieder in Terrainfolgemodus zurück. Jetzt brauchte er bloß noch die unbekannten Gefahren zu überleben, die zwischen hier und Manassas drohten, dann hatte er es geschafft. Bis zum nächsten Einsatz.
38
Potomac River, in der N ähe des Potomac Creek,
United States of America, Sol III
0548 EDT, 10. Oktober 2009
Die Videofeeds der Bordkameras aller Peregrines wurden per Download an die North Carolina gesendet, begleitet von dem Befehl, auf die Kreuzung Williams und Kenmore Street zu feuern. Der Captain gab die Anweisung, das Video in das Bord-TV-System einzuspeisen, während die Taktikoffiziere über ihre Karten gebeugt diskutierten.
»Okay, die Williams Street ist die Virginia Staatsstraße 3, aber wo in drei Teufels Namen ist die Kenmore?«, fragte der S-2 verärgert. Taktische Karten enthielten üblicherweise keine Straßenbezeichnungen. Schließlich wurden die auch nie als Bezugspunkte für Feuerbefehle genannt. Nur im wirklichen Leben.
»Na ja, muss wohl ein Stück stadteinwärts sein«, meinte der leitende Artillerieoffizier. Der Lieutenant Commander wandte sich seinem Feuerleitoffizier zu. »Verlegen Sie das Feuer ein Stück weiter nach vorn und ziehen Sie es ein wenig auseinander. Zielen Sie auf alle größeren Kreuzungen auf dem Weg in die Stadt, pro Kreuzung eine Batterie.«
»Aye, aye.« Der Offizier fing an, Befehle in seinen Computer einzugeben, während die Taktiker wieder zu argumentieren begannen. Plötzlich sprang eine der Fernmeldetechnikerinnen von ihrem Platz auf.
»Sir«, sagte sie und nahm vor dem leitenden Artillerieoffizier Haltung an, »bitte um Erlaubnis, sprechen zu dürfen, Sir.«
Der Offizier drehte sich leicht gereizt zu ihr herum. »Was?«
»Ich wüsste, wie man vielleicht an eine Karte von Fredericksburg kommt, Sir.«
»Wie denn?«
»Über das Internet. Ich habe einen Laptop im Spind. Ich könnte ins Internet gehen und die Karte holen.«
»Scheiße«, sagte der S-2, »prima Idee, wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen? Man könnte natürlich auch mit dem Kartenbüro des Verteidigungsministeriums Verbindung aufnehmen?« Er sah zu dem leitenden Fernmeldeoffizier hinüber und winkte ihn mit einer Handbewegung heran.
»Ich denke, Expedia wäre schneller, Sir«, meinte die Technikerin kleinlaut.
»Haben wir denn noch Internetzugang?«, fragte der Artillerieoffizier.
»Die Posleen haben sämtliche
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