Invasion 02 - Der Angriff
empfinde. Aber jetzt will ich Ihnen etwas über politische Nebenwirkungen erzählen, wie Sie das nennen.« Der kleinwüchsige Politiker wusste wohl, dass es keinen Sinn machte, den General in irgendeiner Weise mit physischer Präsenz zu beeindrucken. So lehnte er sich einfach in seinem Sessel zurück, legte die Fingerspitzen aneinander und fixierte den Offizier mit einem blauen Basiliskenblick.
»Politische Nebenwirkungen treten auf, wenn eine Regierung der amerikanischen Öffentlichkeit erklärt, sie habe vor, die heiligsten historischen Plätze unseres Landes aus Gründen militärischer Zweckmäßigkeit preiszugeben. Politische Nebenwirkungen treten dann auf, wenn Politiker die Wünsche ihrer Wählerschaft ignorieren, auch wenn dies aus Gründen geschieht, die ihnen im Augenblick richtig und angemessen erscheinen. Politische Nebenwirkungen treten auf, wenn Politiker sich ganz darauf konzentrieren, auf ihre eigenen Gedanken, auf vieldeutige Meinungsumfragen und Berater zu hören und darüber vergessen, ihr Ohr der Geschichte zu leihen. Und ich habe nicht die Absicht, das zu tun.«
Edwards beugte sich plötzlich vor und tippte mit dem Finger auf die Tischplatte. Plötzlich herrschte Totenstille im Raum, als er mit wenigen Worten die Zukunft der Nation umriss. »Die Menschen in diesen Divisionen sind amerikanische Bürger, Bürgersoldaten. Und ihre Familien und die, die sie lieben, sind amerikanische Bürger. Und diese Menschen haben mir ein klares und eindeutiges Mandat übertragen, nämlich das Mandat, die Vereinigten Staaten bis zu meinem letzten Atemzug zu verteidigen. Und, General, damit werden wir genau hier beginnen.«
»Yes, Sir«, antwortete der General ernst.
»Nicht aus Gründen politischer Zweckmäßigkeit, sondern weil die Bürger der Vereinigten Staaten wollen, dass wir jene Städte und Ortschaften verteidigen. Und wenn wir den Willen des Volkes nicht erfüllen, dann haben wir das Mandat verletzt, das das Volk uns gegeben hat.«
»Yes, Sir.«
»Werden Sie diese Befehle nach besten Kräften erfüllen?«
»Yes, Mr. President«, antwortete der High Commander und nahm Haltung an. »Ich habe immer meine Befehle ausgeführt, auch wenn ich klare und ausgeprägte Einwände dagegen hatte. Das ist meine Pflicht.«
»Sehr wohl, dann lautet mein Befehl folgendermaßen: Die Bodenstreitkräfte der Vereinigten Staaten werden im nördlichen Virginia den eingedrungenen Posleen entgegentreten und sich verteidigen. Diese Verteidigungsmaßnahmen werden mit Sicherheit südlich des Potomac stattfinden und alle verfügbaren Kräfte werden anfänglich im Bereich des Marinestützpunkts Quantico eingesetzt werden. Der Großteil des Marine-Korps ist dort stationiert, so dass sie nicht weit zu gehen brauchen.
Ich werde diesen Befehl schriftlich erteilen und zur ganzen Nation sprechen und dabei sowohl den schriftlichen Befehl verlesen und auch, so ausgewogen ich das kann, beide Ansichten darstellen. Am Ende aber liegt die Verantwortung bei mir, die Entscheidung zu treffen. Ist diese Direktive für Sie klar und eindeutig genug?«
»Yes, Sir. Was ist mein primäres Ziel? Ich meine, über die Verteidigung des nördlichen Virginia hinaus. Was ist die Hauptzielsetzung der Verteidigungsmaßnahmen?«
»Keinen Zollbreit Boden verlieren ist der Gedanke. Der letzte Ort, den Sie verlieren, ist Arlington, aber die Verteidigungsmaßnahmen sollen unter Berücksichtigung von Faktoren wie Zeit und Beweglichkeit so vorwärts gerichtet wie möglich sein. Die ersten Verteidigungsmaßnahmen der Mehrheit des Zehnten Korps werden südlich des Occoquan stattfinden. Ist das klar?«
»Yes, Sir, in und um Quantico.«
»Sehr wohl, General. Winston Churchill hat einmal gesagt: ›Der Krieg ist ein zu wichtiges Unternehmen, als dass man es den Generälen überlassen dürfte.‹ Ich bin da nicht völlig seiner Ansicht, stimme ihm aber insoweit zu, als es gute Gründe dafür gibt, dass das Militär unter ziviler Kontrolle steht, und zwar Gründe wie diesen, nicht etwa, um einen Militärputsch zu vermeiden. Viel Glück, und möge Gott uns allen beistehen, insbesondere diesen armen Seelen in Fredericksburg.«
Als der General den Lageraum verließ, warf der Präsident dem Verteidigungsminister, der immer noch erregt war, einen Blick zu. »General Taylor hält nicht viel von Forward Defense, nicht wahr?«
»Nein, Mister President, das tut er nicht«, pflichtete ihm der Verteidigungsminister mit zusammengebissenen Zähnen bei. »Ich kann einfach nicht
Weitere Kostenlose Bücher