Invasion 02 - Der Angriff
Edas’antai, wir haben nicht mehr viel Zeit«, flüsterte der Jüngere leise.
»Der Beschuss dieses Tals? Bist du sicher?«
»Ja, hier ist der letzte Quotient. Wenn die Thresh sich hier verteidigen«, er wies erneut auf die Karte und dachte einen Augenblick darüber nach, was wohl in den Köpfen einer Spezies vorgehen mochte, die so etwas machte, für das es bei den Po’oslena’ar kein Äquivalent gab, »dann werden sie stark sein. Aber wenn wir hier«, er deutete auf eine Stelle südlich des Lake Jackson, »nach Süden abbiegen, können wir hinter ihnen hereinkommen. Sie können nicht überall stark sein.«
»Das kostet uns … Stunden. Bis wir dort sind, wird es tiefe Nacht sein!«
»Das ist nur eine Empfehlung. Wenn du es vorziehst, diesen Steg zu versuchen …« Er zeigte pointiert zum Fenster hinaus.
Der Oolt’ondai zuckte zusammen, sah aber nicht hin. Er war erfahren genug, um eine Falle zu erkennen, wenn er eine sah. »Ich denke nicht. Ardan’aath!«
»Oolt’ondai?«
»Machst du mit?«
»Bei einem langen Marsch ohne Aussicht auf eine Schlacht? Wenn rings um uns die Schlacht tobt? Welchen Nutzen bringe ich da?«
»Ardan’aath! Ja oder nein? Wir müssen uns in Bewegung setzen!«
»Ich bin weit mit dir gekommen, Kenallai. Ich werde weiter bei dir bleiben, obwohl du von diesem Schnösel abhängig bist.«
»Dann ziehen wir los!« Mit diesen Worten eilte er ihnen voran aus dem Raum, bereits im Laufschritt, und eine schreckliche Angst zehrte ihn fast auf.
Sie passierten den Stadtrand von Occoquan, die Normalen der Brigade, im schnellen Laufschritt, genau in dem Augenblick, als die erste Salve der 16-Zoll-Granaten auf dem Platz einschlug.
»Big Mo, weitermachen !« Obwohl Ryan sich inzwischen Ohrstöpsel in die Ohren gesteckt hatte, vernahm er das Klingeln jetzt kaum mehr, vermutlich würde er für alle Zeit taub bleiben. »Ich kann keine Antwort hören! Ich denke, ich bin taub! Aber ihr habt bis jetzt schon Hunderte ausgelöscht.« Der Plan hatte besser funktioniert, als er sich das in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hätte, weil sich irgendwie herumgesprochen hatte, dass es an dieser Stelle eine intakte Brücke gab. Den ganzen Nachmittag über strömten die Posleen in das Tal, lechzten nach der Chance, das andere Ufer einzunehmen und damit eine kürzere Route zu den Reichtümern im Norden zu haben. Aber so schnell sie auch heranstürmten, die Geschütze der Missouri schleuderten ihre tödliche Last pausenlos auf die Stelle, wo einmal eine Stadt gewesen war.
Occoquan gab es nicht mehr, kein einziges Haus im ganzen Tal war stehen geblieben. Während der als vorgeschobener Beobachter tätige Pionier die mächtigen Granaten aus den großen 16-Zoll-Schiffsgeschützen vor und zurück dirigierte, waren die hübschen ein- und zweistöckigen Holz- und Steinhäuser unter dem Hammer der Geschütze in Stücke zerfetzt worden. Die Hauptstraße war von Trümmern bedeckt, und an manchen Stellen hatten die mächtigen Geschosse so oft aufgeschlagen, dass sie das Felsgestein darunter zu Kies zermahlen hatten. Wo einmal der Bootshafen von Occoquan gewesen war, war jetzt ein Kanal, gegraben von Geschützgranaten.
Die mächtigen Granaten waren kurze Zeit sichtbar, wenn sie in den Mahlstrom hinuntertauchten, und jede einzelne fügte dem surrealen Dunst, der über dem Fluss lag, eine weitere Ladung Rauch und Staub hinzu. Gelegentlich blies der leichte Nordwind den Schleier weg, aber nicht schnell genug, dass man klar sehen konnte. Einzelne Grüppchen von Posleen schafften es, den Holocaust zu durchqueren, steckten dabei Verluste ein, die jeden menschlichen Verband zum Umkehren veranlasst hätte, schafften es bis zu dem Steg und dem Damm – wo sie jedoch auf weitere Probleme stießen.
Das Pionierbataillon, das auf der Anhöhe im Graben lag, hatte die Brücke mit aus der Ferne zündbaren Minen versehen. Jedes Mal, wenn Posleen die Brücke erreichten, wurden diese Minen gezündet und damit allmählich verbraucht, aber dafür lag die Brücke auch in Schussweite, und so gerieten die Posleen bei dem Versuch, über den Steg zu gehen, in einen Feuerhagel der M-16 und der AIWs des Platoons. Dreimal hatten Gottkönige es geschafft, dem Geschosshagel der Missouri auszuweichen, aber selbst ihren schweren Waffen war es nicht gelungen, den Übergang zu erzwingen.
Ebenso wenig nützte es ihnen, wenn sie den alten Damm versuchten. Einer der Privates hatte eine kluge Idee gehabt und die Dammkrone mit Wagenschmiere bestrichen,
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