Invasion 02 - Der Angriff
angebracht, dass sie den nördlichen Verlauf der I-95 übermitteln konnte.
»Aber wir werden die Gäule wenigstens einmal unter Artil-leriebeschuss nehmen können. Wenn die sie nicht bemerken oder sie bemerken und nicht abnehmen, dann können wir sie während der ganzen Schlacht für Fernbeschuss und Überwachung einsetzen.«
»Sergeant Ersin?«
»Ja, was ist?« Ersin, der die Anlage eines Minenfelds entlang dem Nordwestrand überwacht hatte, sah sich um. Der Fragesteller war einer der jüngeren Ingenieure, die dem Bezirk zugeteilt worden waren. Der Junge hatte noch nicht einmal seine Lizenz. Er war einfach ein kleiner Handlanger, den eine der örtlichen Ingenieurfirmen zu ihrer Unterstützung geschickt hatte. Aber der Junge wusste wenigstens, dass er noch feucht hinter den Ohren war, und fürchtete sich nicht davor, Fragen zu stellen. In seiner Begleitung befand sich ein hoch gewachsener, etwas korpulenter Zivilist. Das leicht gerötete Gesicht des Mannes und seine legere Kleidung ließen Ersin auf »Vertreter« tippen.
»Der Mann hier versucht mir etwas zu erklären …«, setzte der junge Ingenieur an.
»Tag, Sergeant … Ersin, nicht wahr?«, fragte der Zivilist, schob den jungen Mann beiseite und schüttelte Ersin kräftig die Hand. »Tolert, Bob Tolert, ich vertrete hier in Richmond die Firma Advanced Materials Manufacturing …«
»Wenn es um die Golden Girls geht …«
»Nein, das ist eine völlig andere Firma. Wir führen …«
»Wir haben hier ziemlich viel zu tun …«
»Militärgerät, das ich …«
»… und ich habe wirklich keine Zeit …«
»… meiner Ansicht nach geradezu ideal …«
»Sie hören mir überhaupt nicht zu, nicht wahr?«, sagte Ersin plötzlich mit gefährlich ruhiger Stimme. Die Narben an seinem Hals und in seinem Gesicht hatten sich gerötet.
»Ja, Sir, doch, ich höre schon zu«, erwiderte der Vertreter mit einem breiten Lächeln. »Sie haben im Augenblick den wichtigsten Job, den es in den ganzen USA überhaupt gibt, Sie schützen unsere schöne Stadt, und diese kleinen Fußangeln, die meine Firma herstellt, sind genau das, was Sie jetzt brauchen.« Sein Lächeln war breit und völlig unaufrichtig. Der Vertreter war offensichtlich darauf aus, unter allen Umständen einen Auftrag zu landen.
Ersin zuckte nach vorn, wie eine Schlange, bis sein narbiges Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem des Zivilisten entfernt war. Seine rechte Hand schoss vor, packte ihn am Kragen seines Jeanshemds und zerrte den Vertreter noch näher zu sich heran. »Was haben Sie da gesagt?«
Bob Tolert hatte schon mit so manchem schwierigen Kunden zu tun gehabt. Aber noch nie mit einem, der über die Fähigkeit verfügte, ihn in Sekundenbruchteilen vom Antlitz der Erde verschwinden zu lassen. Er überlegte sich sehr gründlich, wie er fortfuhr.
»Wir haben einen Vertrag, um für die Verteidigungsanlagen in den Bergen Fußangeln herzustellen«, krächzte er. »Ich weiß nicht einmal so richtig, was das eigentlich ist. Einer unserer Vorarbeiter hat mir gesagt, Sie würden vielleicht ein paar davon kaufen wollen.«
»Ich habe das auch nicht gewusst«, sagte der angehende Ingenieur. Dabei machte er Handbewegungen, als wolle er andeuten, dass es vielleicht keine so gute Idee wäre, einen Zivilisten zu töten.
»Wie viele können wir kriegen?«, fragte Ersin mit einem Lächeln, das jetzt mehr wie das eines Raubtiers wirkte.
»Er hat ein paar Kippwagen voll mitgebracht«, erklärte der Ingenieur.
»Können Sie mich jetzt loslassen?«, krächzte Tolert. »Bitte?«
Die Posleen-Kundschafterkompanie trottete in Reih und Glied auf der breiten Fernstraße dahin. Ihr Gottkönig folgte ihnen nachdenklich, obwohl vor ihm hohe Gebäude aufragten, die reiche Beute versprachen. Seine Kompanie war die fünfte des Oolt’ondar, das die Spitze übernommen hatte. Die Horde hatte inzwischen infolge von Überfällen der Tenar und der ballistischen Waffen der Thresh ein Oolt um das andere verloren. Er war fest entschlossen, länger auszuhalten als die übrigen.
Um nicht wie seine Kameraden in einen Hinterhalt zu geraten, hatte er weit vor seinem Oolt einen Kundschafter ausgeschickt. Das Oolt’os war ein besonderes Individuum, es konnte beinahe sprechen. Der einzige Eson’antai des Kessentai war aus ihrer Paarung hervorgegangen, und er vertraute darauf, dass das Oolt’os einigermaßen effizient auf Probleme mittleren Schwierigkeitsgrades reagieren konnte. Wenn es unter den Oolt’os überhaupt welche gab,
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