Invasion 02 - Der Angriff
haben sicher Verständnis dafür, dass wir Sie nicht zum Tee einladen?«
Ein trockenes Glucksen. »Ja, selbstverständlich. Frage: Wollen Sie, dass wir die Leiche beseitigen, oder machen Sie das lieber selbst?«
Das war eine gute Frage. Wenn es zu Ermittlungen kam, würde die Leiche ein gewichtiges Beweisstück sein, das unmittelbar auf Cally wies. Die Tatsache, dass der Mann ein Auftragskiller war, war es nicht einmal wert, dass man sie vor Gericht erwähnte. Es gab ja keine Beweise.
Die eigentliche Frage war, ob er darauf vertrauen konnte, dass diese Leute das Beweismaterial nicht nur beseitigten, sondern das auch wirklich perfekt erledigten? Er würde das Risiko eingehen.
»Ja, gern. Danke. Kommen Sie ein anderes Mal zum Tee. Mit ein paar Freunden weniger.«
»Gott sei mit Ihnen, Mister O’Neal.«
Mit diesem eigenartigen Lebewohl setzte bei der Gruppe Aktivität ein. Der Mann an der Spitze öffnete die Haustür, während drei weitere schwarz gekleidete Männer sich die Waffen umhängten und im Laufschritt ins Haus eilten. Binnen Sekunden rollten zwei Lieferwagen vor, und während die vier in Schwarz, die ins Haus geeilt waren, die Leiche in einem Sack verstauten, entstieg dem zweiten Lieferwagen eine weitere Gruppe in weißen Isolieranzügen. Sie schleppten eine Vielzahl von Gegenständen, hauptsächlich Reinigungsgerät und Reinigungsmittel, und fingen sofort an, den Raum gründlich zu säubern.
Nachdem praktisch jeder Fetzen Gehirnmasse und jeder Blutstropfen weggewischt war, zogen sie die Vorhänge des Zimmers vor und löschten das Licht. Papa O’Neal konnte nicht exakt feststellen, was jetzt vor sich ging, konnte es sich aber einigermaßen vorstellen. Bei vielen modernen Ermittlungstechniken wurden fluoreszierende oder nur im ultravioletten Licht sichtbare Stoffe eingesetzt. Zweifellos war das Team jetzt dabei, diese sonst unsichtbaren Spuren zu beseitigen.
Als das Licht wieder eingeschaltet wurde, konnte Papa O’Neal noch sehen, wie das letzte Mitglied der Gruppe ein perfekt gesäubertes Zimmer verließ. Das einzig Verdächtige daran war, dass die meisten Wohnzimmer nicht wie der Clean Room einer Fabrik aussehen. Der Leichensack war bereits im Schlund des Lieferwagens verschwunden. Sobald die beiden Gruppen eingestiegen waren, rollten die beiden Fahrzeuge wieder ab, und zwar, soweit Papa O’Neal das feststellen konnte, ohne dass ein einziges Wort gewechselt worden war. Einer der vorher weiß Gekleideten hatte Zivilkleidung angelegt und fuhr den Mietwagen. Seit dem Augenblick, wo der Eindringling das Wohnzimmer betreten hatte, war weniger als eine Stunde verstrichen. Das einzige Gesicht, das sie zu sehen bekamen, war das, das vorher in einem weißen Schutzanzug gesteckt hatte, und der Mann trug eine dunkle Sonnenbrille und einen Vollbart.
»Verdammt«, flüsterte Cally. »Wer waren diese maskierten Männer?«
»Keine Ahnung«, antwortete Papa O’Neal mit einem breiten Lächeln. »Aber ihr Handwerk haben sie jedenfalls verstanden.« Tüchtige Profis waren so schwer zu finden.
55
Pentagon, Virginia,
United States of America, Sol III
0424 EDT, 11. Oktober 2009
Jack Homer starrte die Landkarte auf dem großen Bildschirm an und fragte sich, was er jetzt eigentlich machen sollte. Die Straßen, die aus dem Kessel von Arlington herausführten, waren mit Flüchtlingen voll gestopft. Das Wendemanöver des Korps hatte den ganzen Evakuierungsplan durcheinander gebracht, und es würde noch eine Weile dauern, bis alles wieder richtig lief. Obwohl die Fernstraßen inzwischen von allen liegen gebliebenen Fahrzeugen geräumt worden waren, hatte sich auf den Nebenstraßen alles so ineinander verkeilt, dass praktisch niemand mehr vorankam.
Die meisten zu Evakuierenden waren in Panik geraten, als das Zehnte Korps vernichtet worden war. Sie begriffen nicht, dass die Posleen viele Stunden brauchen würden, um den Occoquan-Stausee zu umgehen, und dass da auch noch das Neunte Korps war, um sie daran zu hindern. Quantico – das dem Korps, das dort einmal zu Hause gewesen war, zur Grabstätte geworden war – war keine halbe Stunde von Arlington entfernt. Der zum Erliegen gekommene Verkehr hatte viele dazu veranlasst, einfach aus ihren Fahrzeugen zu steigen und zu Fuß weiter zu gehen.
Und diese Fahrzeuge stellten jetzt ein unbewegliches Hindernis dar. Die meisten Flüchtlinge hatten zu Fuß die Interstates erreicht, wo Busse sie aufgenommen hatten. Aber viele waren ziel- und planlos auf Nebenstraßen in
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