Invasion 02 - Der Angriff
sie.
»Wir sind beinahe in Winchester. Sorgen Sie dafür, dass mich dort ein Vogel abholt. Blackhawk, Kiowa, egal. Wir bleiben ganz unten und schlüpfen bei Harper’s Ferry durch die Lücke. Auf die Weise treffe ich die Einheit irgendwo auf der Interstate 83.«
Am anderen Ende herrschte Schweigen, als Horner die Karte studierte. Das Hologramm zeigte die Posleen-Standorte und wahrscheinliche Reichweiten ihrer Waffen. Wenn ein Flugzeug unter hundert Fuß blieb, endeten sämtliche Linien vor der Route, die Mike skizziert hatte. »Sie gehen von zwei Voraussetzungen aus, die nicht zutreffen. Erstens: dass die Posleen nicht starten. Wenn ein Lander aufsteigt, ist alles im Eimer. Zweitens: es kommen keine weiteren Lander herein. Aber im Laufe der letzten Stunde hat es drei Landungen gegeben.«
»Und wenn einer reinkommt oder aufsteigt, ändert sich die Darstellung. Shelly wird sie ständig auf aktuellem Stand halten. Dazu ist sie da. Wenn wir müssen, landen wir eben, bis die Gefahr vorbei ist.«
»Mir gefällt das nicht, Mike. Ich habe das Gefühl, das ist ein unnötiges Risiko für einen taktisch wichtigen Aktivposten.«
Mike schluckte einen Kloß hinunter, der ihm in der Kehle saß. Horner war für ihn so etwas wie ein Ersatzvater, aber er war sich nie ganz sicher, was der General wirklich empfand. Ein besseres Kompliment konnte ein Sohn sich nicht wünschen. »Gilt das für mich oder den Helikopter?«, witzelte er. »Schon gut, ich bin nicht wichtig, Sir. Aber ich bin trotzdem der Meinung, dass es ganz gut wäre, wenn ich an dieser Operation beteiligt bin.«
Wieder langes Schweigen. »Ich besorge den Hubschrauber. Wir haben tatsächlich nicht viel Zeit.«
56
Brentsville, Virginia,
United States of America, Sol III
0446 EDI, 11. Oktober 2009
»Lieutenant«, zischte Keren.
Lieutenant Leper fuhr hoch, das AIW in der Hand. Keren packte den Lauf und richtete ihn nach oben.
Der Lieutenant schüttelte ein paar Mal den Kopf und sah Keren dann schlaftrunken an. »Wie spät ist es?« In dem Bradley war es stockfinster.
»Halb fünf, Lieutenant. Die GKAs sind gerade reingekommen. Sie formieren sich hinter uns. Der Colonel, er hat gesagt, er würde gerne mit Ihnen sprechen. Ich hab ihm gesagt, Sie schlafen …«
Leper schnaubte. So wie er Keren kannte, hatte er mehr getan, als es dem Colonel nur zu sagen. »Ist schon in Ordnung. Ich war gerade da, wo wir den Dreier verloren haben.«
»Ja. Es ist genau so, wie Sie gesagt haben, Lieutenant, alles geht klar, bis wir bei Ladung Null sind.« Keren schauderte. Mörserplatoons sollten den Feind eigentlich nie zu Gesicht bekommen. Diejenigen, die es doch tun, überleben das nur selten.
Der Lieutenant richtete sich immer noch ein wenig schlaftrunken auf und überprüfte automatisch sein AIW. Er hebelte eine Granate in die Kammer, vergewisserte sich, dass Karabiner und Granatwerfer gesichert waren, und tastete sich dann über die diversen im Inneren des Panzers verteilten Ausrüstungsgegenstände und die Schlafenden zur Ausstiegsluke.
Draußen war pechschwarze Nacht, die Sterne funkelten am klaren Himmel. Aber zur Beleuchtung trugen sie nur wenig bei. In der Nähe konnte Leper das glucksende Plätschern des Kettle Run hören. Der Bach beschrieb einen Bogen nach Norden und wieder zurück, ehe er in den Occoquan-Stausee floss. Die Überreste der Kompanie waren im Inneren der Schleife auf der Brentsville Road versammelt.
Jetzt tat es ihm Leid, dass er sich keine Nachtsichtbrille mitgenommen hatte. Die Hochspannungsleitung nach Manassas war unterbrochen, und deshalb fehlte auch jenes schwache Leuchten im Hintergrund, das sonst zu jener dunkelsten Nacht in den östlichen Vereinigten Staaten wenigstens ein Quäntchen Licht beigetragen hätte. Er konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Er trat einen Schritt nach vorn, und sein Kevlarhelm stieß gegen eine Wand aus Metall.
Leper konnte undeutlich die Konturen der Erscheinung ausmachen, die da vor ihm in die Höhe ragte. »Lieutenant Leper?«, fragte die Erscheinung.
»Ja«, sagte der Lieutenant und rieb sich die Stirn, wo der Helm ihm vermutlich einen blauen Flecken verschafft hatte.
»Lieutenant Colonel Bishop, Fleet Strike.«
»Yes, Sir«, sagte der müde Lieutenant. Zwei Stunden Schlaf nach allem, was sie durchgemacht hatten, war einfach nicht genug.
»Wie ist die Lage, Lieutenant?«
Leper versuchte die Frage zu verarbeiten und verspürte plötzlich den Drang, den frischen, mit allen Segnungen der Technik ausgerüsteten
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