Invasion 02 - Der Angriff
konnte, und wackelte dann mit den Fingern. Offenbar hielt er die Frage für unsinnig. Er streifte den Handschuh wieder über.
Cally musterte die Hand und lächelte dann. Als seine kleine Pantomime beendet war, sah sie ihm gerade in die Augen und bekreuzigte sich.
Als die Augen des Mannes sich daraufhin weiteten, lächelte sie erneut, drehte sich um und verließ wortlos den Bunker.
»Oh, das ist wirklich gut!«, knurrte Monsignore O’Reilly, als er die Nachricht auf seinem Palm Pilot las.
Die Mitteilung war in attischem Griechisch, ein halb Dutzendfach verschlüsselt und benutzte Codesätze. Trotzdem war sie klar und eindeutig.
»Was?«, fragte Paul und blickte von seinem Kartenspiel mit dem Indowy auf. Das Himmit-Tarnkappenschiff lag sechzig Meter unterhalb der Wasseroberfläche in der Hudson Bay. Und der Indowy hatte erklärt, dass es dort auch bleiben würde, bis die Mehrzahl der Posleen vernichtet waren und die Behörden eindeutig erklärt hatten, welche Bereiche außerhalb des feindlichen Einflusses lagen. Himmit waren gelegentlich durchaus bereit, definierte Risiken einzugehen, lebten aber nach dem Grundsatz, dass Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit war.
»Unser Team steckt in der O’Neal Farm fest!«, schnaubte er.
»Ruhig, Nathan, ruhig bleiben«, besänftigte ihn der Indowy. »Die O’Neals sind ein erfinderischer Clan. Für das Team wird gut gesorgt sein.«
»Wirklich eine verblüffende Wendung.« Paul lächelte und nahm eine Karte von dem Stapel auf dem Tisch. Er verzog das Gesicht. »Sie sind dran.« In dem seltsamen blaugrünen Licht waren die Karten schwer zu erkennen. Im Gegensatz zu anderen Himmit-Schiffen war dieses nie für menschlichen Gebrauch umgebaut worden.
Der Tisch war zu niedrig, und die Bank, auf der er saß, war dafür gebaut, dass man bäuchlings darauf lag. Die Luft war dünn, die Schwerkraft zu stark und die Beleuchtung auf Himmit-Norm eingestellt, also überwiegend auf für menschliche Augen unsichtbare violette Strahlung. Das Resultat war ein seltsames Blaugrün, in dem alles so aussah, als befände es sich ein paar Meter unter Wasser. Es gab seltsame Geräusche am Rande des menschlichen Hörbereichs; die Himmit kommunizierten miteinander in stark komprimierten Quietschlauten, die für menschliche Ohren kaum zu hören waren. Es gab eigenartige chemische Gerüche und gelegentlich seltsame schlurfende Geräusche. Alles in allem war das wohl eine der unbequemsten Umgebungen, die der weit gereiste Des Jardins bisher erlebt hatte.
Aelool sah den Monsignore an, der schließlich eine resignierende Geste machte. »Es ist ja nicht so, dass es nicht schon zu Durchbrüchen gekommen wäre«, meinte der kleine Alien.
»Mhm«, sagte der Monsignore, immer noch gereizt. »Aber dort wimmeln fast genauso viele Reporter wie Posleen herum. Es hat bereits Berichte gegeben, dass es in der Nähe des Landungsortes eine gut verteidigte Farm gibt. Und der örtliche Befehlshaber sagt, sie hätten deshalb die Posleen bis jetzt noch nicht angegriffen, weil sie sehen wollten, wie die Farm zurechtkommt. Er sagt, er habe Angst, die Farm mit eigenem Feuer zu treffen, aber es klingt eher so, als würde er sich darauf verlassen, dass die O’Neals mit dem Angriff fertig werden. Ein alter Mann und ein junges Mädchen gegen eine Kompanie Posleen?«
Paul lächelte. »Na ja, immerhin sind sie irischer Abkunft, nicht wahr?«
Nathans Lider senkten sich, was ihn schläfrig wirken ließ, und er starrte Des Jardins’ Rücken an. »Das ist hier ein kleines Schiff, Paul, und die Beleuchtung setzt mir wirklich zu. Übertreibe es also nicht.«
»Wir müssen Druck machen«, sagte Captain O’Neal nach einem Blick auf seine virtuelle Datenfülle. Er befand sich in einer Art Trancezustand der Datenaufnahme, als kaskadenförmig Kurven und Landkarten an ihm vorüberzogen. Gelegentlich waren auch Videoschnipsel von der Front dabei, wo jetzt die Reporter zum ersten Mal den Feind aus unmittelbarer Nähe zu sehen bekamen.
In vielen Fällen musste man sich hinsichtlich der Standorte der vorrückenden Posleen auf Mutmaßungen verlassen. Da reagierte mal eine Kompanie nicht, dort fiel eine Sendung aus, aber allmählich verfestigte sich das Bild der Lage. Das Bataillon war noch ein gutes Stück von der Hauptstadt entfernt, während die Posleen sich bereits in Fairfax County befanden und schon dicht vor der Grenze nach Arlington standen. Sie waren auf der Nordseite des Potomac ausgeschwärmt und zogen jetzt schnell über
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