Invasion 02 - Der Angriff
den Beltway auf die Kreuzung östlich von Arlington zu.
Das war keine planmäßige Bewegung, erzeugte aber im Bereich Arlington einen Kessel. Alle Überlebenden wurden auf die Brücken in der Innenstadt von Washington zu gedrängt, genau so, wie General Horner das vorhergesehen hatte.
»Ganz Ihrer Meinung, Captain«, erwiderte der diensttuende Bataillonskommandeur. »Irgendwelche weiteren Vorschläge?«
»Nein, Sir. Im Augenblick nicht.« Die Behälter bewegten sich so schnell, wie die AIDs die Informationsladung verarbeiten konnten. Dazu musste nicht nur jeder einzelne Anzug gesteuert werden, sondern darüber hinaus musste auch noch die Belastung zwischen allen Anzügen austariert werden. Im Augenblick bewegten sie sich mit durchschnittlich einhundertdreißig Stundenkilometern, und das war das Maximum, das für sie in Frage kam. Die Alternative, nämlich die Container zu verlassen und sich aus eigener Kraft fortzubewegen, war langsamer. Die Höchstgeschwindigkeit, die Anzüge auf längere Zeit einhalten konnten, betrug etwa fünfundsechzig Stundenkilometer, immer vorausgesetzt, dass die Straßen frei waren.
Die Straßen waren aber nicht frei, sondern mit Militäreinheiten und Flüchtlingen voll gepackt, die First Army war jetzt endlich so weit, dass sie ihre Kampfstärke konzentrieren konnte, und aus dem Nordosten strömten überall Einheiten in den Potomac-Bereich. Ebenso wie das bei den Einheiten des Neunten und Zehnten Korps der Fall war, waren auch diese Verbände nur mangelhaft ausgebildet, und ihr Gerät befand sich in jämmerlichem Zustand. Aber wenn sie Glück hatten, würden sie aus festen Stellungen kämpfen können.
Mike betrachtete das Außenbild, und seine Augen verengten sich. Jemand hatte in einer Anwandlung von Intelligenz dafür gesorgt, dass die Einheiten an der Spitze vorzugsweise Artillerieverbände waren. Bis es zum Feindkontakt kam, würde jede Menge Artillerie zur Verfügung stehen. Aber die Befehls- und Führungsfunktionen waren immer noch knapp besetzt.
»Ich werde mir etwas einfallen lassen. Ich melde mich wieder bei Ihnen, Sir.«
»Okay, Captain. Wenn das gelingen soll, brauchen wir einen guten Plan.«
»Roger, Sir. Shelly«, dabei betrachtete er weiterhin die Datenflut vor seinen Augen. »Was hörst du aus Washington?«
»Alles ziemlich beschissen, Sir«, erwiderte das AID.
Mike lächelte. Das Gerät passte sich immer besser menschlichen Verhaltensmustern an. Jetzt fing es sogar schon an, sich der etwas rauen Soldatensprache zu bedienen.
»Lauter kunterbunt durcheinander gewürfelte Einheiten«, fuhr Shelly fort. »Einige davon hat man hinbefohlen, zum Beispiel die Pioniere, die die Brücken zur Sprengung vorbereiten, und die Eins-Null-Fünf-I-D. Aber die meisten sind vom Neunten und Zehnten Korps.«
»Irgendwelche Anzeichen von Führung?«
»Ein paar kleine Einheiten hängen noch zusammen. Aber nichts, was über eine Kompanie hinausgeht.«
»Mhm. Zeig mir ein entsprechendes Szenario. Geh davon aus, dass die Posleen eine Brücke intakt einnehmen.« Wenn die Posleen keine Brücke einnahmen, konnte das Bataillon abwarten, bis das Achte Korps einsatzfähig war und funktionierte und dann den Fluss in aller Ruhe überqueren und den Posleen mit Nadelstichen zusetzen. Wenn aber auch nur eine der Washingtoner Brücken fiel, wurde es kritisch.
»Haben wir dafür ein Szenario in der Kiste?« Mike vermutete, dass das der Fall war, aber es gab so viele ausentwickelte »Spiel«-Szenarien, dass man die unmöglich alle im Kopf behalten konnte.
»Die Brücke über den Todesfluss« , erwiderte das AID. »Auf der Basis wahrscheinlicher Posleen-Zahlen beim Kontakt und vermutlicher freundlicher Unterstützung würde ich Reaktionen für Schwierigkeitsgrad sechs empfehlen.«
»Genau«, flüsterte der Offizier und las das Szenario, als dieses links von seiner Head-up-Darstellung herunterscrollte. Jetzt erinnerte er sich. Er hatte es wenigstens dreimal durchgespielt. Nicht gerade eines seiner Lieblingsszenarien, aber es enthielt ein paar interessante Überraschungen. Die Ähnlichkeiten mit der augenblicklichen Situation waren verblüffend. Selbst die Gebäude waren ähnlich; der Autor des Szenarios hatte sich ganz offensichtlich Washington als Ziel vorgestellt. Das stand nicht in der Beschreibung, und Mike war die Ähnlichkeit bisher auch nicht aufgefallen, aber jetzt war es offenkundig. »Wer hat es geschrieben?«
»Ein Teenager in Fredericksburg. Thomas Sunday junior.«
»Oh, verdammt.«
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