Invasion 02 - Der Angriff
dauert eine Ewigkeit, bis wir die wieder auseinander sortiert haben.« Er ließ seinen Tenor zur Seite schweben und sah zu, wie seine Kessentai versuchten, die Oolt’ondar wieder in Formation zu bringen. Seine eigenen Oolt’os steckten auch irgendwo in dem Durcheinander, aber sie würden ihn finden. Die meisten von ihnen waren schon seit mehreren Welten mit ihm zusammen. Sie würden ihn selbst in der Hölle finden.
»Nun ja, wenigstens haben wir eine Brücke«, schnaubte Kenallurial.
Kenallai hob den Kamm, um weiteren Einwänden zuvor zu kommen. »Wir sind hier exponiert«, sagte er, und genau in dem Augenblick fegte eine Welle von Explosionen über das Oolt im Süden. Es waren schwache Explosionen, schwache Ladungen. Trotzdem wurden einige Oolt’os davon getötet und andere so verwundet, dass man sie abschreiben musste.
Der aufgeputschte junge Kommandeur tat die Explosionen geringschätzig ab. »Das Feuer kommt von diesem Bauwerk«, sagte er und wies auf den Obelisken in der Ferne hinter ihm. »Es ist ungezielt. Die Thresh treffen keinen …« Seine Brust explodierte in einem gelben Schwall, als eine .50-Kaliber-Kugel einen Nervenstrang zerfetzte und vorne durch seine Brust austrat.
Der Kopf des jungen Kessentai flog nach oben, gelbes Blut spritzte ihm aus Mund und Nase. Er sackte auf die Steuerorgane seines Tenar , und seine Krallen kratzten darüber, als er anscheinend versuchte, noch etwas zu sagen. Sein Krokodilmund schien die ersten Silben des Namens seines Herrn, Vaters und Meisters zu bilden, dann glitt er aus dem Fahrzeug auf den aufgewühlten Boden, und seine feurigen Augen wurden kalt und glasig.
Die Sensoren eines halben Dutzend Tenar schrien, ihre Waffen schwenkten automatisch zu der Stelle, von der das Feuer gekommen war, und spuckten eine Mischung aus kohärentem Licht, relativistischen Geschossen und konzentriertem Plasma aus. Ein Stück des Monuments wurde herausgerissen, als das Feuer sich auf die Stelle konzentrierte, wo jemand so dreist gewesen war, einen Gottkönig zu töten. Im nächsten Augenblick schloss sich das Feuer von Dutzenden und dann Hunderten von Posleen-Normalen an, die den Zielpunkten ihrer Götter folgten.
Aus der ganzen Heerschar feuerte nur einer nicht. Kenallai saß auf seinem unbewegten Tenar und starrte auf die Leiche seines Eson’antai hinunter. Als das Feuer nachließ, kamen die Oolt’os nach vorn, um mit der Übernahme zu beginnen, aber er hob die Hand. Endlich, endlich verstand er die Thresh, und diese neue Erkenntnis machte ihm Angst. Plötzlich sah er sich gezwungen, darüber nachzudenken, ob es keine bessere Methode gab, als aus so einem eine Abendmahlzeit zu machen. Nicht einmal eine spezielle Mahlzeit, sondern einfach ein Stück, das in die Rationskette gemischt wurde. Hatte jemand wie dieser brillante Kessentai nicht etwas Besonderes an sich? Etwas, das über den Augenblick hinaus dauerte, wo diese dreimal-verdammten-Threshkreen ein Stück Metall durch ihn jagten? War da nicht etwas, das weiterlebte?
Und endlich begriff er noch etwas anderes. Irgendwann, irgendwo hatte jemand in der Heerschar dasselbe empfunden wie er jetzt. Hatte dies für einen Eson’antai empfunden, für einen geliebten Kameraden, einen geliebten Feind. Und hatte darum gekämpft, einen Wandel herbeizuführen. Hatte für ein Stück Tradition gekämpft, das sich über den ständigen Zyklus aus Eroberung und Orna’adar hinaushob. Für etwas Höheres.
Er hatte diesen Ruf nie verspürt. Aber jetzt begriff er ihn. Begriff ihn endlich.
Er beugte sich hinunter und brach einen Stab ab. Es gab nur einen pro Kessentai, so schrieb die Tradition es vor. Manche warfen sie als Spürmeister weg. Die meisten hatten sie irgendwann weggeworfen. Drei waren auf der langen Fahrt zu diesem höllischen Flecken weggeworfen worden. Aber nie von ihm. Er hatte dieses Bedürfnis nie begriffen. Aber jetzt begriff er es. Endlich. Endlich verstand er seinen Sohn, der den seinen auf der von Explosionen aufgewühlten Heide der ersten Eroberung auf diesem verfluchten Planeten geworfen hatte. Diesem dreimal verdammten schrecklichen, schrecklichen kleinen Planeten.
Und endlich begriff er die Thresh. Und hatte Angst. Weil sie das bei jedem Tod empfanden. Für die Threshkreen waren all die eingesammelten Thresh, all die hingemetzelten Thresh, all die Thresh unterwegs Kessanalt. Jeder einzelne. Und jeder einzelne Threshkreen verspürte die Wut und den Zorn, den er jetzt empfand. Es machte einem Angst, plötzlich zu
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