Invasion 02 - Der Angriff
zog einfach ziellos herum und versuchte, irgendwie aus den Ebenen herauszufinden … aber dann war die Flasche schließlich leer, und es war Zeit, wieder zu gehen.
»Also, Elgars. Die sagen, dass du mich vielleicht hören kannst. Und die haben mir auch gesagt, dass du eines Tages wieder aufwachen wirst. Ich habe die E-Mail an meine … an unsere Einheit bei denen gelassen. Die holen all die Überlebenden von der Schlacht am Washington Monument und bilden daraus eine Spezialeinheit. Du gehörst da auch dazu, als eine von uns. Du und all die anderen … Verwundeten. Und die Toten. Also kannst du, du weißt schon …«
Er hielt inne und wischte sich eine Träne weg. »Und ich habe zugesehen, wie die Pittets gehängt haben. Das hätte dich sicher gefreut. Die haben die Schlinge nicht so geknüpft wie ich es wollte; ich wollte, dass er noch eine Weile strampelt. Aber jedenfalls ist er weg. Und das mit den Orden weißt du ja.« Er dachte nach, ob ihm noch etwas einfiel, aber da wollte nichts kommen. »Ich muss jetzt gehen«, sagte er, sah auf seine Uhr und versuchte das reizende Gesicht hinter all den Rohren und Schläuchen nicht anzusehen, während die Maschine ständig saugte.
»Jetzt zahlen die Galakter die Rechnung. Es gibt also wirklich keinen Grund, dass man dich … da wegnimmt. Und die bringen dich in eine Sub-Urb. Die haben genügend Platz und wirklich gute Einrichtungen. Und deshalb lassen die dich an den Schläuchen, für den Fall …«
Er wünschte jetzt, er hätte nicht die ganze Flasche leer getrunken. Er hätte gern einen anderen Geschmack im Mund gehabt. Ein letztes Mal nahm er ihre Hand. »Danke für diesen Schuss auf der Sixth Street.« Er nickte ihr zu, ein Soldat dem anderen. »Ich weiß, er hat dich auch gerettet. Aber jedenfalls hat er mir den Arsch gerettet.« Er nickte wieder, hoffte, sie würde seine Hand festhalten, aber da war keine Reaktion. »Also, bis dann, Elgars. Pass gut auf dich auf.« Schließlich drehte er sich um und verließ das Zimmer. Hinter ihm war es still, lediglich das Saugen und Summen der Maschinen war zu hören.
Nachwort des Autors
Am 10. September 1998 starb mein Vater an einem Schlaganfall, während er sich im Fernsehen eine Wiederholung von Seinfeld ansah.
Es war der erste kühle Herbsttag nach einem schrecklich schwülen, glühend heißen Sommer mit mehreren Herzanfällen und Nierenversagen. Seit sechs Monaten war es sein erster guter Tag gewesen, und der Herbst war seine Lieblingsjahreszeit, also doppelt verdächtig.
So etwas wie »einen guten Tag zum Sterben« gibt es nicht. Aber es gibt bessere und schlechtere. Wenn man als Alternativen den D-Day oder die Ardennen-Schlacht oder das Gefecht im Hürtgenwald oder Iwo Jima in Betracht zieht, wo so viele seiner Altersgenossen gestorben sind, dann ist ein offenbar schneller Herzschlag, während man über Jerrys Spaße lacht, nicht übel.
Ich erwähne meinen Vater aus zwei Gründen. Der erste ist, dass ich an seine Generation dachte, während ich meine Bücher schrieb. Die gesellschaftlichen Verhältnisse, die die Soldaten für die amerikanische Armee im Zweiten Weltkrieg lieferten, waren ohne Vorbild in der Geschichte. Jene Gesellschaft hatte einen technischen Stand wie noch keine andere in der Geschichte erreicht, aber sie hatten schwere Zeiten erlebt, und es gab nicht genügend Arbeit. Doch jene schweren Zeiten hatten bereits einige Unreinheiten aus dem Metall herausgehämmert. Was übrig blieb, war recht gutes Eisen, das bis 1944 in Stahl verwandelt worden war.
Und das wäre nicht der Fall, wenn es heute zu einer ähnlichen Situation käme. Ich persönlich mag die Gegenwart. Wir leben in einem golden Zeitalter – wenn jemand die Dinge nicht völlig falsch sieht. Mit all den Schwächen eines goldenen Zeitalters. (Lesen Sie das Decamerone und sagen Sie mir dann, dass es irgendein neues Übel unter der Sonne gibt.) Aber wenn ich die Wahl zwischen einem dekadenten goldenen Zeitalter und einer stoischen Zeit der Not und des Krieges habe … entscheide ich mich für das goldene Zeitalter.
Aber – es gibt ja immer ein Aber, nicht wahr? –, aber wenn es heute zu einer Situation kommen sollte, in der man von der ganzen Nation den Willen zum Überleben verlangt, dann wäre es schwierig, jene »größte aller Generationen« nachzubilden. Wir müssten zuerst jene Art von Vorhärtung durchmachen, die unsere Väter in der Großen Depression erlebt haben, um all die »kleineren Unreinheiten« loszuwerden. Nur dann wären
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