Invasion 02 - Der Angriff
entgegen der Vorschrift keinerlei Orden oder Einsatzabzeichen trug. Lediglich eine Infanteriespange, die anzeigte, dass er an zwei größeren Einsätzen teilgenommen hatte, und eine Anstecknadel, die so ungewöhnlich war, dass kaum jemand sie erkannte: ein halber Stern. Fleet hatte die Nadel entwickelt, um damit Personen hervorzuheben, die sich im Wirkungsbereich einer Nuklearexplosion befunden hatten. Obwohl die Nadel sowohl für Flottenangehörige als auch für reguläre terranische Streitkräfte zugelassen war, gab es nicht viele Menschen, die sie trugen und noch auf den Beinen standen.
»Sind Sie der Michael O’Neal, der auf Diess war und der die Medal of Honor bekommen hat?«, fragte sie mit leiser Stimme.
»Ja«, schnappte Mike. »Nächste Frage.«
»Keine Frage«, sagte sie mit einem ehrlichen Lächeln. »Ich wollte Ihnen nur danken. Mein Bruder ist bei der Seventh Cavalry. Er hat es zum Stadtrand von Dantren geschafft, aber wenn Ihr Platoon nicht rechtzeitig gekommen wäre, wäre er heute tot. Ich danke Ihnen.«
Das war natürlich eine ganz andere Geschichte. »Oh, das freut mich wirklich zu hören! Wissen Sie, die Panzertruppen werden bei dem ganzen Theater fast nie erwähnt. Dabei haben die die verdammten Posleen in Massen abgeschossen und sie wie Holzscheite aufgestapelt, noch bevor wir dorthin gekommen sind, und dafür hat sie niemand gelobt. Wie geht es Ihrem Bruder? Ich muss gestehen, dass ich über die Einheiten auf Diess überhaupt nicht auf dem Laufenden bin.«
»Man hat seine Division in die Staaten zurückgeholt. Er ist jetzt in Texas bei der Garde und wartet auf den Tag.«
»Sagen Sie ihm, wenn Sie das nächste Mal mit ihm sprechen, ich lasse ihm alles Gute wünschen.«
»Okay, das tue ich gerne. Er wird sich bestimmt freuen, dass ich mit Ihnen gesprochen habe.«
»Und auch Ihnen viel Glück.«
»Nun ja, wir sind aus Missouri. Nach allem, was man in den Nachrichten hört, wird es bei uns nicht ganz so schlimm werden. Das hoffe ich wenigstens, aber all die Leute an den Küsten tun mir wirklich Leid.«
»Ja, die meisten Leute, die ich kenne, leben auch irgendwo im Küstenbereich. Aber völlig sicher wird kein Ort sein, Sie sollten sich also eine Waffe besorgen. Wenn die Posleen ausschwärmen, schaffen Sie es vielleicht nicht einmal, einen mitzunehmen«, sagte er unverblümt. »Aber wenn sie nur mehr in kleinen Grüppchen kommen, dann rettet Ihnen das vielleicht das Leben. Ich empfehle eine 12er-Pumpgun. Die Dinger haben zwar einen Rückstoß, dass Sie glauben, ein Maulesel hätte sie getreten, aber dafür kann man mit einer solchen Knarre auf kurze Distanz sein Ziel nicht verfehlen, und mit einer Doppel-Null-Ladung legen Sie sogar einen Posleen um. Sie können sich am sichersten Ort befinden, den es gibt, und doch das Pech haben, dass ein G-Dek von den Biestern vor Ihrer Haustür landet. Also beschaffen Sie sich mal besser eine Waffe.«
»Okay, das werde ich. Nochmals, vielen Dank.«
»Passen Sie gut auf sich auf.«
Als die Stewardess sich erhob und wegging, blickte der weibliche Fleet Captain neben ihm von ihren Papieren auf.
»Ich habe mir schon gedacht, dass Sie das sind, wollte aber nicht unhöflich sein und Sie fragen«, sagte sie mit unüberhörbar britischem Akzent. Mike, der ein gutes Gehör für Akzente hatte und während der Entwicklung des GKA-Programms mit einer ganzen Anzahl Engländern zusammengearbeitet hatte, tippte auf die Midlands.
»Ja, na schön, ich bin’s, Ma’am. Ich bin nie etwas anderes gewesen.«
»Und Sie gehen nach Washington?«
»Ja, Ma’am, anscheinend sucht General Taylor Ratschläge, wie er den Krieg führen soll.«
»Nun, ich wüsste niemand, der ihm einen besseren Rat über den Einsatz von Kampfanzügen geben könnte. Darf ich fragen, weshalb Sie so sarkastisch sind, junger Mann?«
Mike seufzte tief und schaffte es offenbar, einen großen Teil seines ziemlich ziellosen Ärgers damit wegzublasen. Die Probleme, die ihn beschäftigten, waren nicht die Schuld des Captains. Und sein mangelndes Zutrauen zu seinen Untergebenen auch nicht. »Wissen Sie, Captain, meine Kompanie steckt gerade mitten in der Einsatzbereitschaftsprüfung, und anschließend wird sie vom Generalinspekteur inspiziert, und ich wäre viel lieber dort, als in Washington einen Theaterauftritt hinzulegen. Das habe ich letztes Jahr oft genug gemacht, und niemand hat sich einen Dreck darum geschert. Ich weiß nicht, weshalb das diesmal anders sein sollte.«
»Dann werden Sie also
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