Invasion 02 - Der Angriff
wirklich General Taylor sagen, wie er den Krieg führen soll?« Sie schmunzelte.
»Ich hab so den Verdacht, dass es dazu kommen könnte, Ma’am, zumindest vom GKA-Standpunkt aus. Der Kommandeur von CONARC und ich kennen uns schon eine Ewigkeit. Der Befehl kam von CONARC in Fort Myer, aber ich soll mich unmittelbar im Pentagon melden. Jetzt reimen Sie sich’s zusammen.«
»Ich denke, Sie sollten froh sein, dass Sie Gelegenheit bekommen, dort Ihren Beitrag zu leisten«, sagte sie leicht verblüfft.
»Na ja, Ma’am, das andere Problem besteht darin, dass der Unterschied zwischen Taktik und Strategie gewaltig ist. Ich gebe ja durchaus zu, dass ich einer der ersten Experten für den taktischen Einsatz von GKAs bin, aber von Strategie habe ich keine Ahnung.«
»Dann denken Sie immer daran«, meinte sie, »eine Armee marschiert mit dem Magen. Strategie besteht zu achtzig Prozent aus Logistik. Betrachten Sie das, was man Sie fragt, vom logistischen Standpunkt, und die fressen Ihnen aus der Hand.«
»Logistik?«
»Logistik.«
»Okay, und vielen Dank, Ma’am«, sagte er und lächelte.
»Keine Ursache.« Sie lachte.
»Captain Michael O’Neal«, sagte Michael und streckte ihr die Hand hin. »Fleet Strike.«
»Captain April Weston«, sagte das grauhaarige Schlachtross, »Fleet Line. Führung.« Der Punkt war nicht zu überhören.
»Oh, Sie haben ein Schiff?«, fragte Mike interessiert. Bis jetzt hatte man erst wenige der Schiffe, die für die Verteidigungsverbände gebaut wurden, in Dienst gestellt, und man rechnete auch vor den ersten Invasionswellen nicht damit, dass es viel mehr werden sollten. Das war ja der Grund, weshalb die nächsten Jahre so schwierig sein würden.
»Wenn man es so nennen kann«, sagte sie und lächelte säuerlich. »Eine umgebaute galaktische Fregatte.«
»Autsch«, bedauerte Mike und verzog seinerseits das Gesicht. »Ich habe die Pläne gesehen, als ich bei GalTech war. Keine Panzerung …«
»Leichte Waffen …«
»Keinerlei redundante Systeme …«
»Eingeschränkte Zielerfassungfähigkeit …«
»Nun«, meinte Mike und verzog erneut das Gesicht, »zumindest werden Sie für den Kampfeinsatz taugliche Weltraumanzüge haben.«
»Großartig«, schnaubte sie. »Ich verbringe meine gesamte Karriere damit, gegen Sturheit anzukämpfen und alles über das Meer zu lernen, was es zu lernen gibt, und jetzt muss ich lernen, Vakuum zu atmen.«
»Sind Sie reguläre Truppe?«, fragte Mike überrascht.
»Ich war bei der Royal Navy Reserve, bis man mich zum Captain befördert hat und die schließlich nicht mehr anders konnten, als mich zur regulären Truppe zu übernehmen. Mein letztes Kommando war die Sea Sprite . Das war ein Kreuzer, falls Sie das nicht wissen. Und jetzt ist mein nächstes Ziel die endlose Tiefe des Weltraums, und ich muss Astrogation lernen. Und das in meinem Alter«, schloss sie mit einer resignierenden Handbewegung.
»Nun«, lächelte Mike, »viel Glück.«
»Ja, das werden wir alle brauchen.«
13
Washington D.C.,
United States of America, Sol III
2317 EDI, 5. September 2009
The Sons of Mary seldom bother,
for they have inherited that good part;
But the Sons of Martha favour their Mother
Of the careful soul and the troubled heart.
And because she lost her temper once,
and because she was r üde to the Lord her Guest,
Her Sons must wait on Mary ‘s Sons,
world withont end, reprieve or rest.
»The Sons of Martha«
Rudyard Kipling, 1907
Die Söhne Mariens kümmert es kaum,
Denn sie haben das gute Teil geerbt;
Aber Marthas Söhne achten die Mutter
Mit der sorgsamen Seele, dem bekümmerten Herzen.
Und weil sie einmal die Fassung verlor
Und grob war zum Herren, ihrem Gast,
Müssen ihre Söhne denen Mariens dienen
In der Welt, ohne Ende, Schonung und Rast.
»Die Söhne Marthas«
Sah man einmal von der Fülle von Uniformen ab, dann hatte die Hauptstadt der Nation sich praktisch nicht verändert. Mike hatte den Flughafenbus genommen, und der fuhr zuerst durch die ganze Stadt, ehe er schließlich das relativ nahe gelegene Pentagon ansteuerte. Einmal bekam er kurz die Mall zu sehen, und die Straßen von Georgetown wimmelten zu seiner Überraschung von Zivilisten, die offenbar eine Party feierten.
Jetzt bekam Mike endlich Männer zu sehen, die keine Uniform trugen, Personen, die einer so lebenswichtigen Tätigkeit nachgingen, dass man sie nicht als Kanonenfutter erübrigen konnte. Ihren Anzügen, ihrem Alter und ihrem Haarschnitt nach zu schließen
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