Invasion 02 - Der Angriff
Fortress Forward fußten, ablehnte, war offenkundig. Außerdem stand er so weit außerhalb von Mikes Befehlskette, dass Mike ungestraft so ziemlich alles tun konnte, solange er dem aufgeblasenen Esel nicht gerade die Nase einschlug. Der erste offizielle Kontakt-Punkt zwischen der Flotte und den Bodenstreitkräften lag irgendwo tief im Morast der galaktischen Bürokratien.
»Nun, General«, wiederholte er, »das ist Ihre Ansicht, und Sie wissen ja, was man über Ansichten sagt.« Er grinste, damit dem anderen die Beleidigung auch ja nicht entging. »Ich fürchte, bevor es zur eigentlichen Invasion kommt, werden wir beide reichlich Gelegenheit bekommen, unsere Ansichten zu rechtfertigen. Offen gestanden hoffe ich, dass Sie Recht haben; das würde nämlich meine Arbeit wesentlich einfacher machen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss mein Flugzeug erwischen. Man hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit ich eine Woche mit meiner Familie verbringen kann. Und ich will es mir weder mit dem Himmel noch mit der Hölle verderben.«
21
Big Pine Key, Florida,
United States of America, Sol III
1422 EDT, 4. Oktober 2009
Die Florida Keys hätten ebenso gut ein Set aus der Fernsehserie Twilight Zone sein können.
Als Mike das letzte Mal den Highway 1 nach Süden gefahren war – jenem langen Streifen aus Beton und Asphalt, der die Keys miteinander verbindet, wie die Schnur das bei einem Korallenhalsband tut –, war der Verkehr um ein Uhr morgens immer noch dicht gewesen. Damals war gerade Ferienzeit gewesen, und die College-Studenten waren zu Tausenden eingefallen und hatten die ganze Nacht über und bis weit in den nächsten Tag hinein ihre Partys gefeiert. Der Highway war damals mit hupenden Autos und Pick-up-Trucks voll gestopft gewesen, ebenso die Läden und Restaurants von Key Largo bis hinunter nach Key West.
Mike sah einem verirrten Palmwedel hinterher, den der Wind über den mit Sand bedeckten Parkplatz des Piggly Wiggly-Ladens trieb, und spürte in diesem Augenblick tief in seinen Knochen, dass die Welt einen Wendepunkt überschritten hatte. Die offene Ladenstraße auf Big Pine Key war nie ein Höhepunkt des Tourismus gewesen, aber die Inseln im Norden davon, wo sich früher Rentner und College-Studenten gegenseitig auf die Füße getreten hatten, waren genauso verlassen. Die O’Neals waren auf dem schwarzen Asphaltstreifen südwärts gefahren und hatten Ausschau nach einem offenen Motel oder auch nur einer Tankstelle gehalten. Aber das Einzige, was sie zu sehen bekamen, war eine endlose Folge geschlossener Läden, verlassener Geschäftslokale und baufälliger Häuser. Die Fahrt über die Seven Mile Bridge in diese Geisterstadt war da wie eine Bestätigung für die Zeitenwende gewesen.
Die ganze Reise war eine einzige Katastrophe gewesen. Ganz besonders schlimm war der Besuch bei Sharons Eltern gewesen. Obwohl Michael den Posleen im Kampf gegenüber gestanden hatte und sogar Narben dafür vorweisen konnte, hatten sich Sharons Eltern wie fast die ganze Bevölkerung in eine Kapsel des Unglaubens zurückgezogen. Sie waren tief im Innersten überzeugt, dass das alles eine Erfindung von »denen dort oben« war, und machten aus dieser Überzeugung auch keinen Hehl.
Als sein Schwiegervater ihn das dritte Mal nachdrücklich korrigierte, gab Mike schließlich seine Versuche auf. Zu guter Letzt hatte Sharon ihren Besuch abgekürzt, und sie hatten ihre Fahrt die Keys hinunter fortgesetzt. Für Mike und Sharon hatte diese Gegend eine ganz besondere Bedeutung. Sie waren sich in ihrer Schulzeit kurz auf Key Largo begegnet und hatten sich sofort zueinander hingezogen gefühlt, freilich ohne sich diese Anziehung einzugestehen. Als sie zu einem späteren Zeitpunkt zufällig wieder zusammengetroffen waren, war diese gegenseitige Anziehung schnell aufgeblüht. Das Ergebnis waren Michelle und Cally.
Als sich die Gelegenheit geboten hatte, gemeinsam Urlaub zu machen, waren ihnen sofort die Keys in den Sinn gekommen. Die Verlockung von Vier-Sterne-Hotels, Pools und Tauchen war fast unwiderstehlich. Mike wusste, dass Cally daran Spaß haben würde; es würden andere Kinder da sein, mit denen sie spielen konnte, und wer wusste schon, wann sie wieder Strand und Meer würden genießen können. Nur dass Michelle nicht dabei sein konnte, trübte ihre Freude. Aber die war zumindest inzwischen nach Adenast unterwegs und in Sicherheit. Was auch immer auf der Erde passierte, wenigstens ein Mitglied ihrer Familie
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