Invasion 03: Der Gegenschlag
muss, wenn ich so ungehobeltes Volk mit Antimaterie spielen lasse; die wissen einfach nicht, wann man ›Okay, jetzt ist's genug!‹ sagen muss. Die schreien immer bloß ›Hey! Seht euch das an!‹ Ich bin erst über … über die Größe des Geschosses in Kenntnis gesetzt worden, als wir anfingen, nach etwas zu suchen, um Rabun Gap wieder freizubekommen. Inzwischen habe ich bereits eine ›nochmalige Überprüfung‹ des Programms angeordnet.
Was die GKA angeht, werden die Triple Nickle regelrecht in die Zange geraten. Ehe sie landen, werden mindestens eine Million Posleen durch die Lücke gezogen sein. Und dann sind da ihre neuen fliegenden Panzereinheiten. Und im Süden haben sich geschätzte zwölf Millionen versammelt. Das Bataillon, besser gesagt das, was noch von ihm übrig ist, wird die Lücke halten müssen , bis wir die bereits durchgebrochenen Einheiten vernichtet und uns selbst nach vorne durchgekämpft haben. Ob sie überleben werden …? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir keine andere Wahl haben.«
Die Präsidentin blickte nicht von ihrem Schreibtisch auf und überlegte. Schließlich nickte sie.
»General Horner, Sie haben die Erlaubnis, auf Rabun Gap zu schießen. Aber nur auf Rabun Gap, verstanden? Jeder andere Einsatz erfordert meine Genehmigung.«
»Verstanden«, sagte Horner und nickte. »Nur Rabun Gap. Aber zu einem anderen Zeitpunkt könnte das notwendig werden. Jenes Terrain begünstigt den Verteidiger; unglücklicherweise können wir nicht ständig in der Defensive bleiben.«
»Das habe ich verstanden, General«, sagte sie gereizt. »Aber ich gebe jeden Einsatz frei. Verstanden? Ich möchte, dass diese Dinger präzise eingesetzt werden, nicht weil irgendein … Offizier … an der Front das will.«
Horner atmete tief durch, um nicht herauszuplatzen, ehe er antwortete. »Ma'am, ich habe das Gefühl, Sie hätten jetzt beinahe etwas so Ähnliches wie ›Handlanger‹ gesagt. Die … Offiziere an der Front versuchen dafür zu sorgen, dass wir nicht weiteres Gelände verlieren, weitere Pässe verlieren. Die Ziele, die wir treffen müssen, werden sich häufig ändern; sie kommen und gehen, so schnell die Posleen das schaffen. Irgendwann einmal werden wir das Zuständigkeitsniveau reduzieren müssen, Madame President.«
»Das entscheiden wir, wenn es so weit ist«, sagte sie und starrte den General dabei unverwandt an. »Und bis dahin … ist das meine Zuständigkeit. Nur ich habe die Entscheidungsgewalt über die Freigabe von Atomwaffen« Sie sah wieder auf ihren Tisch und schüttelte den Kopf. »Und möge der Herr uns gnädig sein.«
Horner tat sie Leid.
»Ma'am«, sagte er mit leiser Stimme. »Lassen Sie mich Folgendes sagen. Der einzige Mensch, von dem ich mir vorstellen kann, dass er diesen Pass hält, dass er das lange genug überlebt, ist Michael O'Neal. Ich garantiere Ihnen, der Einsatz der Atomwaffen lohnt sich.«
»Freut mich, dass Sie so denken, General«, sagte die Präsidentin und blickte verärgert auf. »Ich dachte nur gerade, dass ich den Major nicht sehr mag. Ich mag Leute nicht, die bereit sind, kaltblütig amerikanische Zivilisten hinzuschlachten.«
»Wie bitte?«, fragte Horner.
»Es gibt immer Überlebende«, herrschte die Präsidentin ihn an. »Wahrscheinlich gibt es in der Umgebung von Rabun Gap Tausende von Leuten, die sich dort versteckt halten. Wenn wir eine Unmenge von Kernwaffen auf dieses Gebiet abwerfen, wird es keine Überlebenden geben. Ich vermute, dass der so hoch geschätzte Michael O'Neal sich einen Dreck um diese armen Zivilisten schert. Das Einzige, was ihm wichtig ist, ist sein grandioses Bataillon!«
Homers Gesicht war starr und eisig wie ein Gletscher, und er wartete volle fünfzehn Sekunden, ehe er antwortete.
»Madame President«, sagte er dann betont langsam, »Michael O'Neals Tochter wohnt in Rabun Gap.«
28
Rabun Gap, Georgia, Sol III
1519 EDT, 26. September 2014
Cally rollte sich zur Seite und musste von dem vielen Staub, den sie geschluckt hatte, husten. Nach ein paar Augenblicken setzte sie sich auf und sah sich benommen um.
»Scheiße.«
Der Schutzraum war noch intakt, und es brannte noch Licht, doch das war so ziemlich die einzige gute Nachricht. Die Tunnels zum Bunker und zum Haus waren beide eingestürzt. Aber der Haupttunnel war noch frei, und so, wie es aussah, auch die beiden Tunnels nach draußen. Blieb die Frage, wie lange sie bewusstlos gewesen war. Sie befühlte ihren Kopf und entdeckte eine
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