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Invasion 04 - Die Rettung

Invasion 04 - Die Rettung

Titel: Invasion 04 - Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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ausgestattet, optisch und elektronisch. Damit war die Brille dem monokularen Nachtsichtgerät weit überlegen, das zur Standardausstattung der Infanterie gehörte und am Helm getragen wurde. In Anbetracht der Visiere ihrer Waffen war sie nicht sicher, ob sie die Brille mitnehmen sollte. Und der Helm, den sie sich gerade aufgesetzt hatte, schien ihr ebenfalls überflüssig, extravagant. Papa O'Neal hatte immer darauf bestanden, wenn sie Jagd auf Posleen machten, aber jetzt, wo sie auf der Flucht war, fragte sie sich, ob sie sich das zusätzliche Gewicht leisten konnte.
    Bei dem Gedanken an Papa O'Neal stieg ihr ein Klumpen in der Kehle auf. Er war ihr immer irgendwie… unbesiegbar, unsterblich… vorgekommen. Er hatte beinahe zwei Jahrzehnte in so ziemlich jedem nur gerade denkbaren Krieg gekämpft und war dann, als sein Vater gestorben war, auf die Farm zurückgekehrt. Seit ihre Mutter tot war und ihr Dad bei den GKA gegen die Posleen kämpfte, war er alles gewesen, was sie hatte, und Papa O'Neal seinerseits hatte das Gefühl gehabt, er könne auf die Weise wieder gutmachen, dass er nie da gewesen war, als ihr Vater herangewachsen war.
    Er hatte sie geschult, mit allem Nachdruck, und das vom ersten Tag ihrer Anwesenheit auf der Farm an. Und sie war ihm eine aufmerksame Schülerin gewesen. Sprengung, Nahkampf, Schießen auf große Distanz – sie hatte das alles gelernt, als hätte man sie in Wirklichkeit nur an Bekanntes zu erinnern brauchen. Den wenigen Leuten, die sie kannten, waren die beiden wie ein seltsames Paar vorgekommen, der alte Haudegen und seine flachsköpfige Enkeltochter, und man hatte – in sicherer Distanz, außer Hörweite – häufig über »die Farmerstochter« gewitzelt. Mit der Zeit hatten die Witze dann aufgehört, als sie »aufgeblüht« war und sich in eine echte Appalachen-Schönheit verwandelt hatte, wenn auch eine, die mit dem Schritt eines Panthers und einem Revolver an der Hüfte durch die Straßen ging. Und nachdem sie den Sergeant Major angeschossen hatte, hatten sie ganz aufgehört oder sich zumindest grundlegend geändert.
    Der Sergeant Major der 105th war von der zwölfjährigen Schönheit in dem Eisenwarenladen mächtig beeindruckt gewesen. So beeindruckt, dass er sie schließlich in der Schraubenabteilung in die Ecke gedrängt hatte.
    Als ein schlichtes »Gehen Sie weg« nicht ausgereicht hatte und der fette, alte Soldat die Hand in ihre sich neuerdings füllende Bluse geschoben hatte, hatte Cally einfach ihre Walther gezogen und ihm ins Knie geschossen. Und dann war sie weggegangen, während er sich auf dem Boden wälzte und laut schrie, als ob er wirklich verletzt wäre oder so.
    Dies war keineswegs das erste Mal, dass sie auf einen Mann geschossen hatte, und das andere Mal war viel dramatischer gewesen, auch in Bezug auf Umweltverschmutzung. Ein Killer, ein Bekannter von Papa O'Neal aus seiner Zeit in Phoenix, aber Dank einer illegalen Verjüngung wieder jung, war zu ihnen gekommen, um Papa anzuwerben. Als klar war, dass Papa O'Neal nicht daran interessiert war, die Position eines Auftragskillers für die nebulöse Gruppe anzunehmen, die dieser Harold vertrat, war ebenso klar gewesen, dass der Meuchelmörder schon viel zu viel preisgegeben hatte, um sie und Papa am Leben zu lassen. Cally hatte erkannt, dass hier etwas schief ging, als Papas rechte Hand zu zucken begonnen hatte, als griffe er nach einer Waffe, die aber nicht da war, ein sicheres Zeichen der Erregung, das ihr beim Pokerspielen gegen ihn häufig hilfreich gewesen war.
    In der klaren Erkenntnis, dass Gefahr im Verzug war, und von dem normalerweise paranoiden Meuchelmörder als belanglose Achtjährige abgetan, die ihm nicht gefährlich werden konnte, hatte sie dem Besucher von hinten einen Kopfschuss verpasst, als der gerade im Begriff gewesen war, seine Waffe gegen Papa O'Neal zu ziehen.
    Und deshalb war es für sie keine große Sache, auf einen fetten, alten Sergeant Major zu schießen. So hatte sie das auch dem Richter erklärt, ohne dabei jenen ersten gezielten Schusswaffengebrauch zu erwähnen, der glücklicherweise den Behörden nie zur Kenntnis gelangt war.
    Ihr gefasstes Auftreten wäre ihr beinahe zum Verhängnis geworden. Der Sergeant Major hatte sich lautstark damit verteidigt, sie habe ihm Avancen gemacht und erst auf ihn geschossen, als sie sich nicht hatten über den Preis einigen können. Tatsächlich hatte er sich sogar alle Mühe gegeben, eine Anklage wegen versuchten Mordes gegen sie zu erwirken.

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