Invasion 05 - Heldentaten
kann, meine ich?« Seit drei Tagen wurde er jetzt zwischen der Angst vor seinem bevorstehenden Ende und der Hoffnung auf Überleben hin und her gerissen. Er war an der Grenze angelangt.
Wieder eine Pause. »Das ließe sich vielleicht einrichten. Mir nützen die Mittel nichts, da sie für Menschen bestimmt sind. Am besten für dich wäre gewesen, wenn du beim Verlassen des Biwaks Shivas Sachen mitgenommen hättest.«
Tirdal fühlte den Schmerz hinter Ferrets letzter Antwort. Und in exakt diesem Augenblick, in dem menschliche Angst sich mit menschlichem Schmerz verband, bauten sie sich zu einem Niveau auf, das es Tirdal erlaubte, ihn zu fühlen, ihn zu spüren.
Ferret sprach die Wahrheit.
Aber Ferret war auch immer noch in seiner Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt, sozusagen ein Krüppel. »Ferret«, sagte er, »die Umstände zwingen mich zu glauben, was du sagst. Ich kann dich spüren. Ich werde mich mit dir treffen. Aber ich würde es vorziehen, wenn du dazu deine Waffen ablegst. Und dann werde ich dich auch noch um einige andere Dinge bitten müssen.«
»Die Waffen ablegen?«, kam die Antwort mit einem Unterton von Panik. »Das kann ich nicht.«
»Du brauchst dich nicht auf Dauer von ihnen zu trennen«, sagte Tirdal. »Du darfst sie nur nicht griffbereit haben, wenn ich mich mit dir treffe. In Sichtweite, in der Nähe meinetwegen reicht völlig aus. Und sobald du behandelt bist, können wir über Strategie sprechen.«
»Und was ist mit dir? Wirst du deine Waffen ablegen?«
Tirdal hatte gewusst, dass er das fragen würde, und antwortete: »Ich verfüge über die medizinischen Hilfsmittel, die du brauchst, und das Artefakt im Wert von einer Milliarde Credits. Meine Verhandlungsposition ist viel stärker. Du musst verstehen, dass ich viel riskiere, wenn ich das tue, das gilt übrigens für uns beide.«
»Richtig«, antwortete Ferret. »Eigentlich habe ich das ja gewusst.«
»Dann sag mir, wo du bist, Ferret. Möglicherweise muss ich dich bitten, einen sichereren Ort aufzusuchen.«
»Ja, ich weiß, Tirdal«, antwortete Ferret. Und wiederum konnte Tirdal seine Ehrlichkeit spüren. Unter den vorliegenden Umständen war es eine sehr persönliche, ihm Angst machende Maßnahme, seinen Standort preiszugeben. Auf seine Art war es etwas sehr Intimes, und Ferrets Psyche konnte das nicht überdecken. Der Blitz zuckte nur kurz zu Tirdal hinüber, höchstens eine Sekunde lang, aber es reichte. Ferret war das, was er behauptete. »Ich bin am Waldrand, wahrscheinlich südlich von dir, etwa vierzehnhundert Meter entfernt.«
Tirdal überlegte. Er konnte wirklich nicht umkehren, sonst würde er auf ganz ebenem Gelände für Dagger sichtbar werden. Hier schützte ihn das Gelände nur in schwachem Maße, aber es war immerhin besser als gar nichts. Wenn er Ferret behandeln konnte, der es mit einer schweren Verwundung bis hierher geschafft hatte, würde der taktische Vorteil auf ihrer Seite liegen. Aber Ferret würde Fragen stellen, und Tirdal würde sie beantworten müssen. Eine überzeugende Lüge fiel ihm nicht ein, und die Wahrheit zu sagen wagte er nicht.
Darüber hinaus würde es Zeit in Anspruch nehmen, Ferret zu behandeln, und so lange würde Dagger sie ganz bestimmt nicht unbehelligt lassen. Wirklich, die Philosophie des Lebens war der wahre Pfad. Man musste die Verwundeten und die Schwachen sterben lassen, damit die Rasse sich verbessern konnte. Dies hier war ganz sicherlich nicht der Zeitpunkt, an dieser alten Maxime etwas zu ändern.
Menschen dachten über sich natürlich nicht so und konnten das als ein Konzept von Aliens auch nicht wirklich erfassen. Und das war auch kein Thema, über das er sich mit Ferret in diesem Augenblick auseinander setzen wollte. Später konnte er das vielleicht, wenn er die Panik als Ablenkung brauchte.
»Das ist jetzt im Augenblick wirklich kein passender Ort, Ferret«, sagte er. »Man könnte uns sehen. Kannst du noch ein Stück gehen?«
»Ich kann mich bewegen«, antwortete Ferret mit unsicher klingender Stimme. »Aber eine Ewigkeit halte ich das nicht mehr durch.«
»Das sollte auch nicht nötig sein«, erwiderte Tirdal. »Wenn du es bis zur Dunkelheit aushältst, können wir uns treffen. Erst dann kann ich dich behandeln. Wir müssen alle drei ausruhen, und die Wahrscheinlichkeit, dass Dagger sich nachts an uns heranmacht, ist wesentlich geringer. Außerdem könnten wir uns abwechseln, vorausgesetzt natürlich, dass wir zu einer Einigung kommen.« Tirdal war nicht so sehr
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