Invasion 05 - Heldentaten
würde jetzt bald vorbei sein, und dann konnte er ausruhen und sogar etwas Fleisch braten. Er musste zugeben, dass der Knirps ihm einen verdammt guten Kampf geliefert hatte. Gar nicht schlecht für einen verweichlichten Städter.
Er atmete rasselnd ein, seine Kehle fühlte sich wie ausgetrocknetes Pergament an, zog sich die Riemen seines Rucksacks fester und setzte den Marsch fort. Sein Schritt war jetzt beschwingter. Das Ende war in Sicht.
Die Steigung war steiler, als das aus der Ferne ausgesehen hatte, aber genau betrachtet war das ein gutes Zeichen. Mehr Höhe bedeutete ein besseres Sichtfeld, bedeutete bequemeres Schießen. Er ging nach vorne gebeugt und verschaffte sich dadurch Erleichterung, dass er mit den in Handschuhen steckenden Händen nach unten griff und sich an einzelnen Felsbrocken oder Grasbüscheln nach vorne zog. Die Stängel reichten ihm dabei bis zum Kopf, und vor seinem Gesicht flatterten insektoide, wie Motten aussehende Lebewesen herum. Beim Einatmen geriet ihm eines zwischen die Lippen, und er spuckte mit zu einer Grimasse verzerrtem Gesicht Insektenflügel aus. Verdammt. Er brauchte Wasser.
Na ja, Wasser gab es hier nicht und würde es auch keines geben, bis er wieder nach unten ging. Also hörte er am besten auf, sich darüber zu ärgern, und sah zu, dass er erledigte, was zu erledigen war. Er zog eine Packung gefriergetrocknetes Obst heraus, das er sich von der letzten Ration aufgespart hatte. Das Zeug war faserig und zäh, schmolz aber langsam in seinem Mund und lieferte ihm mit dem wenigen Speichel, den er aufbrachte, etwas Erfrischung und dringend benötigten Zucker. Der physische und psychologische Auftrieb halfen ihm, sein Tempo noch etwas zu steigern.
Das Terrain wurde jetzt wieder eben, und er fand sich in einer langen, fingerähnlichen Rille, die in die mit Bäumen bewachsenen Vorberge führte. Das war wirklich ein erheblicher Umweg um Lager der Kleckse, und es verwunderte ihn, dass der Darhel sich darauf einließ.
Konnte es sein, dass der Darhel mit den Klecksen unter einer Decke steckte? Dagger überlegte, sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Nicht auszuschließen. Tirdal schien sich keine Sorgen um die Kleckse zu machen; er schien auch keine Angst vor Dagger zu haben. Das würde vieles erklären. Wenn er zurückkam, würde er das melden müssen.
Was melden, Dagger? Wir gehen nicht zurück. Oh, lange genug, um einen Bericht zu schreiben, also denke ich, können wir es ja erwähnen, aber wen interessiert das eigentlich? Kali wartete, und die Erde, die Allianz und die Republik konnten seinetwegen zum Teufel gehen.
Aber zurück in die Gegenwart – wenn Tirdal mit den Klecksen zusammenarbeitete und vielleicht eine Art telepathische Verbindung zu ihnen herstellen konnte, dann war Dagger natürlich erledigt. Doch es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte, also konnte er genauso gut weitermarschieren. Und genau betrachtet hatte Tirdal ja schließlich zwei Tage Zeit gehabt, etwas zu tun, und hatte nichts getan. Es lohnte sich, das als zusätzliche Tarnung zu melden, um die Spur zu verwischen – vielleicht kamen dann sogar Verschwörungstheorien hinsichtlich Daggers »Verschwinden« auf, wenn er es mit ein paar spärlichen Worten erwähnte. Gute Idee. Aber für den Augenblick gab es keine reale Bedrohung.
Korrektur: Eine Bedrohung gab es. Er war die Bedrohung für Tirdal. Ferret konnte man vernachlässigen. Schade, dass er den Kleinen nicht in den Handel einbeziehen konnte, wenigstens für den Anfang. Und genau in dem Augenblick meldete sich Ferret.
Ferret steckte jetzt in einer Zwickmühle. Er war nahe bei Dagger. Zu nahe wollte er nicht an ihn heran. Nahe genug auf Punch-Gun-Distanz, um einen guten Schuss absetzen und das Arschloch wegputzen zu können, mehr brauchte es nicht. Und eine Wunde würde ebenso gut wie ein tödlicher Schuss sein. Solange der Mann in seinen Bewegungen stark beeinträchtigt war, war auch mit ihm fertig zu werden. Es würde einfacher sein, sich bei Dunkelheit anzuschleichen, wenn man von der IR-Signatur absah. Es würde einfacher sein, sich bei Tageslicht, bei guter Sicht anzuschleichen, abgesehen davon, dass er dann ebenso sichtbar sein würde. Am besten war, es bald zu tun, ehe Schmerzen und Müdigkeit ihn umwarfen. Er war in den letzten paar Stunden mehrere Male ins Taumeln geraten und glaubte sogar, einmal einen kurzen Blackout gehabt zu haben. Möglicherweise war das nur die hypnotische Wirkung der Schmerzen, aber wie auch immer, die Zeit
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