Invasion 06 - Callys Krieg
Jones auf Titan ist, frage ich mich, wer sonst noch auf Titan ist. Dies ist der erste Hinweis, den wir bis jetzt haben, dass unsere Strategie vielleicht tatsächlich funktioniert. Herrgott, wie ich mich darauf freue, diesen Mistkerl abzulösen. Allein schon wegen Sinda.
»Yes, Sir. Wäre das alles, Sir?«
»Sehen Sie bloß zu, dass Sie mir etwas Ordentliches bringen, Pryce. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass wir bis jetzt noch völlig im Dunkeln tappen, und das sieht nicht gut aus. Eine gute Beurteilung bei einem solchen Einsatz könnte der Karriere eines jungen Offiziers sehr nützlich sein. Wegtreten.«
Mistkerl. »Yes, Sir.« Pryce salutierte, machte ziemlich wacklig kehrt und verließ den Raum, ehe seine Fassade in Gefahr geriet. Seine Tarnung zu halten, würde schwieriger sein, als er das erwartet hatte.
Freitag, 14. Juni, Abend
In der Sake-Bar verkehrte eine bestimmte Klasse jüngerer Flottenoffiziere. Das Etablissement war für Fleet-Strike-Personal, mit Ausnahme von MPs im Dienst, off limits, aber Stewarts Aufgabe an diesem Abend rechtfertigte die Zivilkleidung, die er trug, und sein militärischer Haarschnitt war auch bei Zivilisten durchaus verbreitet. Wenn er zwei oder drei Stunden später gekommen wäre, hätte das mit Sicherheit eine Schlägerei ausgelöst, aber es war noch früh genug, dass die Flotte sich hauptsächlich auf das Trinken konzentrierte und einige ihr Glück an den überall herumstehenden Spielekonsolen versuchten.
Im Allgemeinen schlug Stewart einen weiten Bogen um das lausige Bier, das dadurch noch schlechter war, dass es im Lokal aus örtlich hydroponisch gezüchtetem Hopfen gebraut wurde. Aber die Animationen waren große Klasse. Die großen … Augen … der projizierten Frauen machten zwar bei weitem nicht so viel Spaß wie natürliche weibliche Attribute – er musste wieder einmal dagegen ankämpfen, sich ein gewaltsames Ende für Beed auszumalen – , aber die Animation war wirklich gut gemacht.
Der fit wirkende Zivilist mit schütterem Haar, der vor einem Teller Miso-Suppe an der Bar saß, war nicht so hübsch anzusehen. Offen gestanden waren ihm Verräter
im Allgemeinen zuwider, so zuwider, dass er diesen Gedanken gar nicht zu Ende denken durfte. Aber der Umgang mit unappetitlichen Leuten gehörte eben mit zum Geschäft, wenn man im Geheimdienst tätig war, und deshalb konnte er sich diese Abneigung im Augenblick einfach nicht leisten. Für einen ehrlichen Gegner oder sogar Feind konnte Stewart wie jeder Soldat ein gewisses Maß an widerstrebendem Respekt aufbringen. Leute hingegen, die an ihrer eigenen Sache Verrat begingen, lösten in ihm einen so tief sitzenden Widerwillen aus, dass er wirklich Mühe hatte, ihn zu unterdrücken, als er jetzt auf die Bar zuging.
»Mr. Smith, wie nett, Sie wiederzusehen«, sagte der Mann.
»Mr. Jones. Sie sind aber weit gereist, nicht wahr?«, stellte Stewart fest.
»Das könnte man von Ihnen auch sagen«, antwortete der Verräter.
»Ja, wenn Sie wüssten, wo ich zu Hause bin, könnten Sie das wahrscheinlich.« Er zog sich einen Barhocker heran und lächelte, obwohl allein der Gedanke, jetzt mit diesem Wurm trinken zu müssen, fast ausgereicht hätte, dass sich ihm der Magen umdrehte.
»So, was haben Sie denn anzubieten, Mr. Jones? Begnügen Sie sich immer noch mit Kleinkram oder sind Sie bereit für lohnendere Dinge? Ich hoffe, Sie verübeln es mir nicht, wenn ich das sage, aber es ist doch ein erheblicher Wechsel in der Szenerie, nicht wahr?« Er würde ihm ein wenig den Stachel geben, um zu sehen, was dabei herauskam.
»Ich reise. Diesmal will ich nicht bloß Bargeld. Sie hatten gesagt, Sie würden für mehr auch mehr bezahlen. Nun, jetzt werden wir sehen, ob es Ihnen damit ernst war.« Auf der Oberlippe des Verräters standen kleine Schweißtröpfchen. Ob er nervös war?
»Reden Sie weiter.« Ihm nichts geben, woran er sich festhalten kann, er soll selbst rausrücken.
»Ich brauche ein Ablenkungsmanöver. Sie wollen einen Teil unserer Organisation. Ich sehe da eine wechselseitige
Chance. Sie helfen mir, Beweismaterial zu platzieren, und ich liefere Ihnen die Person, auf die das Material deutet. Möglicherweise brauchen Sie dazu den Rest des Teams, für den Fall, dass Sie mit Ihren neuen Spielsachen ein wenig unsanft umgehen müssen. Aber an dem Punkt käme dann Geld ins Spiel.« Seine Stimme ließ ein gewisses Maß an Verzweiflung erkennen.
Du großer Gott, da haben wir einen echten Haupttreffer gezogen. Okay, aber
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