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Invasion 06 - Callys Krieg

Invasion 06 - Callys Krieg

Titel: Invasion 06 - Callys Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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notwendig geworden, da man von Anfang an gewusst hatte, dass ein künstlicher Tagesrhythmus gebraucht wurde. Das war zumindest die Erklärung gewesen. Aber was auch immer der Grund sein mochte, es war jedenfalls interessant, den Korridor bei Tageslicht zu erleben und zugleich zu wissen, dass diese Beleuchtung nicht etwa natürliches Sonnenlicht war, das nur irgendwelche Deckenfenster diffus gemacht hatten. Die Imitation war wirklich hervorragend gelungen, die Pflanzen jedenfalls gediehen dabei ganz vorzüglich. Auf diesem Stockwerk hatte man das GalPlas so strukturiert, dass man den Eindruck von altem Ziegelpflaster hatte, und das helle Rosa der Steine bildete einen angenehmen Kontrast mit den Terrakotta Pflanzkübeln. Bienen summten um die Blumen, die in diversen Hängekörben in Blüte standen, und die unechten Neonschilder der vorzugsweise nachts geöffneten Geschäfte waren dunkel. Alles hier sah bei Tag so völlig anders aus, dass in ihr dabei fast so etwas wie Heimweh aufgekommen wäre, wenn da nicht der fremdartige Chemikaliengeruch und die trockene Luft gewesen wären, die sich so deutlich von der feuchten Salzluft von Charleston unterschied.
    Sie ließ sich davon nichts anmerken, aber ihr Gefühl,
sich in einer Tarnidentität zu bewegen, bekam doch einen leichten Schock, als sie an der Schaufensterpuppe in dem Kleiderladen nebenan ein rotes Halstuch entdeckte. Wie spät auch immer es heute Abend werden mochte, sie würde sich unbedingt die Zeit nehmen müssen, um sich mit Grandpa zu treffen. Dabei hatte sie ihm, abgesehen von all dem, was nicht geklappt hatte, kaum etwas mitzuteilen – außer halt der Bestätigung dafür, dass Beed an einem zusätzlichen Projekt arbeitete, was wahrscheinlich ihre »undichte Stelle« war. Vielleicht hat Grandpa etwas zum Thema Tongs zu bieten.
    Nachdem sie einen Latte Macchiato zu sich genommen und sich eine Tüte Kirschen gekauft hatte, saß sie im Transitwagen nach oben ins Büro. Aus irgendeinem Grund schmeckten die Kirschen und Pflaumen auf Basis Titan wesentlich besser als das sonstige Obst und Gemüse, das die Hydroponik hier erzeugte – wahrscheinlich weil die Hydroponikfarm sich in der untersten Etage des Flottenquadranten befand. Nachdem sie zum ersten Mal mit auf dem Stützpunkt erzeugten Kaffee Bekanntschaft gemacht hatte, hatte sie den Bürokaffee nur mehr in Fällen ausgeprägten Koffeinentzugs zu sich genommen. Einmal hatte sie sich sogar bei Carlucci danach erkundigt. Aber offenbar war es so, wie Beed gesagt hatte – man gewöhnte sich daran. Alle, die länger hier waren, schienen den Unterschied überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. Sie würde vermutlich auch anfangen müssen, das scheußliche Zeug zu trinken. Sinda Makepeace würde den Akklimatisierungsprozess hinter sich bringen, schließlich war es nicht gut für ihre Tarnung, wenn sie weiterhin darauf bestand, teuren importierten Erdkaffee zu trinken. Unprofessionell.
    Im Büro schenkte sie sich aus der Kaffeemaschine im Kopierraum eine Tasse ein und musste ein leichtes Grinsen unterdrücken, als sie am Arbeitstisch vorbeikam, auf dem gewöhnlich die Kopien zusammengetragen wurden. Sie verzog das Gesicht, als sie die übel riechende Flüssigkeit im Becher sah, tat aber dennoch Zucker und Milchpulver
hinein und machte sich dabei klar, dass sie schließlich um der guten Sache willen schon viel schlimmere Dinge getan hatte.
    Pryce hatte seine Sache besser gemacht, als sie das angenommen hatte, und sich ganz normal verhalten, als er Guten Morgen gesagt hatte. Gestern Nacht vor dem Einschlafen hatte sie die Sorge geplagt, er könnte sich als schlechter Lügner erweisen. Aber er war okay. Vielleicht ergab sich sogar eine Gelegenheit, an diesem Wochenende mit ihm zusammenzukommen. Sie grübelte jetzt schon ein paar Tage an einem Plan, und die Chemie zwischen ihnen beiden war gut genug, dass er vielleicht sogar funktionieren könnte. Wenn sie ein wenig auf seinen Wunsch nach Abwechslung einging und in ihm den Eindruck erweckte, dass verschiedene Stellen im Büro besonders gut für Sex wären, konnte sie ihn vielleicht dazu bewegen, ihr Zugang zu Bereichen zu verschaffen, die ihr normalerweise versperrt waren oder sie konnte ihm einfach den Ausweis stibitzen.
    Sie sah sich auf ihrem PDA den morgendlichen Posteingang an und versuchte dabei, den wirklich grauenhaften Kaffee Schluck für Schluck hinunterzuzwingen, beschloss aber schließlich, ihn doch wegzukippen, wenn niemand hersah. Zum Teufel, jetzt sah gerade

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