Invasion 06 - Callys Krieg
jetzt die schwierige Frage: warum?
»Und worin genau würde dieses Platzieren von Beweismaterial bestehen?«, fragte er.
»Das Übliche und Offensichtliche. Ein paar Banktransaktionen und ein paar am richtigen Ort platzierte Luxusartikel. Wenn Sie ihn holen, wird es aussehen, als hätte er Ihnen schon die ganze Zeit Informationen geliefert und wäre dann aus der Kälte gekommen.« Das Grinsen des Verräters wirkte jetzt besonders widerlich.
»Sie wissen, dass es in diesem Spiel meistens darum geht, die Informationen zu bekommen, ohne den anderen wissen zu lassen, dass man sie hat.« Er konnte nicht umhin, ein wenig sarkastisch zu werden. Auch wenn er sich noch so große Mühe gab, ihm ging das einfach unter die Haut, mit jemandem zu verhandeln, der die eigenen Freunde verriet.
»Wenn man das kann. Aber ich will Ihnen was sagen: Die wissen, dass sie eine undichte Stelle haben. Sie verlieren also nichts, was nicht schon verloren wäre. Die brauchen nicht einmal zu wissen, dass Sie ihn haben. Sie können es ja so aussehen lassen, als ob er auf einem Kolonistenschiff nach draußen geflogen wäre.« Offenbar spürte der Glatzkopf schon, wie das Netz sich um ihn schloss.
Okay, die würden das »Ablenkungsmanöver« dieses Schwachkopfs nur schlucken, wenn sie wirklich dämlich wären, und um jemanden bei uns einzuschleusen, was ihnen ja gelungen ist, dürften sie das wirklich nicht sein. Nein, dumm sind die auch nicht. Andererseits, wenn er uns tatsächlich Insider liefert, ist das gleichgültig. Und ich habe meine Antwort. Seine Leute sind dabei, ihm auf die Pelle zu rücken, und er versucht, sich zu
decken. Wenn das der Preis ist, komme ich damit klar. Was muss ich ihm pro Kopf bezahlen? Drei Millionen US Dollar pro Teammitglied?
»Ich denke, das wird sich machen lassen. Wir werden das Beweismaterial nach Wunsch platzieren und bezahlen Ihnen eine Million Dollar US für diesen Typen und für jedes Mitglied seines Teams, das wir erwischen«, sagte er.
»Seh ich aus, als wär ich blöd? Fünf Millionen US pro Nase, und zwar für jede Person, deren Identität ich Ihnen liefere. Wenn Sie sie erschießen wollen statt sie zu schnappen, oder wenn Sie die ganze Geschichte verpatzen, ist das Ihr Problem.« Der Verräter litt offenbar nicht an einem Mangel an Selbstbewusstsein.
Es bedurfte noch einigen Feilschens, aber schließlich einigten sie sich auf zweieinhalb, die Hälfte bei Lieferung der Namen, die zweite Hälfte, sobald bestätigt war, dass der Name zu einer konkreten Person gehörte, die glaubhaft als Agent der Organisation identifiziert war. Dazu kamen die üblichen wechselseitigen Sicherheitsvorkehrungen. Ein geringer Preis für das, was ich bekomme.
»So, Mr. Jones, bloß als Geste des guten Glaubens, werden Sie jetzt sicherlich begreifen, dass ich für die Leute, denen ich berichte, etwas brauche, ehe sie mir so viel Geld zur Verfügung stellen. Dieses Team, das Sie uns geben werden, hat das irgendeine interne Bezeichnung?«
»Hat es: Hector.«
Samstag, 15. Juni, 03:30
Michael O’Neal senior hatte sich nie an das Warten gewöhnen können. Oh, er hatte sehr früh im Leben gelernt, so zu tun, als wäre er geduldig, sonst hätte er nicht überlebt. Aber das hieß nicht, dass es ihm gefallen musste. Und das tat es auch nicht. Seine Enkeltochter war nicht gerade verspätet , da sie für ihr Treffen keine bestimmte Zeit festgesetzt hatten, und bei ihrer Tarnung konnte es im Einsatz natürlich alle möglichen Gründe geben, weshalb
sie nicht früher wegkonnte oder vielleicht auch gar nicht.
Was das Warten nicht gerade leichter machte.
Er hatte Cally die Kunst des Überlebens beigebracht, des Überlebens im Gefecht und des Überlebens in feindlicher Umgebung, und hatte mit dieser Ausbildung in ihrem achten Lebensjahr begonnen. Als kleines Mädchen im Krieg gegen die Posleen war sie standfester als so mancher erwachsene Mann gewesen. Sie hatte den Attentäter getötet, der zu ihnen gekommen war, um sie beide umzubringen, falls es ihm nicht gelang, ihn, Michael O’Neal, zu rekrutieren und hatte anschließend neben Team Conyers gegen die Posties gekämpft, als sie durch das Gap heraufgekommen waren.
Er spuckte hingebungsvoll in die zweite Tasse, die ihm die Bedienung freundlicherweise gebracht hatte.
Nach dem Krieg hatte sie in einer privaten Kirchengemeinde bei dem Bane-Sidhe-Kader von Killernonnen eine erstklassige Ausbildung genossen. Ihre Fähigkeiten waren dort zu höchster Vollkommenheit entwickelt worden.
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