Invasion 06 - Callys Krieg
es gelegentlich angenehme Überraschungen.« Sie wurde rot. »Und wann werden wir dir mal gratulieren können?«
»Wie war das?«, stieß Cally hervor und ließ den Stuhl fallen, den sie gerade aufgehoben hatte. Sie hob ihn wieder auf und war plötzlich voll damit beschäftigt, jedes Sandkorn von ihrem Stuhl zu wischen.
Shari griff sich an die Stirn und schüttelte leicht den Kopf.
»Okay, das hätte ich mir vielleicht sparen sollen«, seufzte Wendy.
»Tatsächlich?« Shari war plötzlich ganz auf den Sonnenschirm konzentriert, den sie aufstellte.
»Cally, du kannst nicht immer zwanzig bleiben«, probierte Wendy es noch einmal.
»Ich bin schon seit bald dreißig Jahren nicht mehr zwanzig.« Sie ließ sich in den Stuhl plumpsen und streckte die Beine aus, verschränkte die Arme, lehnte sich zurück und musterte die beiden argwöhnisch. »Okay, raus mit der Sprache. Was habt ihr beiden vor?«
Shari setzte sich, ließ Annie zu sich auf den Schoß steigen und blickte über das Meer hinaus. Der Wind blies ihr das Haar aus dem Gesicht, und sie kniff die Augen zusammen, damit sie keinen Sand hineinbekam.
»Cally, dieses Leben taugt nicht mehr für dich. Falls es je für dich getaugt hat. Du bist nicht glücklich. Wann wirst du dir endlich ein eigenes Leben genehmigen und sesshaft werden?«, fragte sie.
»Du weißt, mit welchen Gefahren wir es zu tun haben. Ich tue Dinge, zu denen nur ganz, ganz wenige Leute fähig sind. Dinge, die getan werden müssen, damit andere Leute sesshaft werden können.« Sie setzte sich auf, beugte sich in ihrem Stuhl nach vorn und stützte die Hände auf die Knie. »Schau mal, falls ich jemals dem richtigen Mann begegnen sollte, werde ich diese Sache mit Kindern und so auch machen. Ich … bin ihm einfach noch nicht begegnet. Und das Vorurteil gegen uns Runderneuerte hilft auch nicht gerade. Ich will mich ja nicht beklagen, aber es ist schwierig, sich näher mit einem Typen einzulassen, wenn man alt genug ist, um zu wissen, dass er ein unreifer Idiot ist.«
»In irgendwelchen Bars wirst du nie dem Richtigen begegnen«, schaltete Wendy sich ein und reichte ihr ein Päckchen mit Saft. »Schau mal, ich kann’s ja verstehen, dass du nicht besonders scharf auf das Vermittlungsprogramm von unserem Verein bist. Hey, mir würde das auch auf den Geist gehen. Aber wenn ich Tommy und Papa ansehe, dann kennen die garantiert wenigstens ein halbes Dutzend anständige Kerle, die mit dem größten Vergnügen
eine Frau hätten, vor der man nicht alles verheimlichen muss, ich meine, Himmel noch mal, was würde es denn schaden, wenn die beiden dir mal die eine oder andere Verabredung verschaffen würden?«
»Was es schaden würde?«, fragte Cally mit ausdrucksloser Stimme, und ihre Augen waren plötzlich leer. »Das ist ganz einfach: emotionale Bindungen zu jemandem zu haben, der dann plötzlich im gleichen Einsatzteam wie ich steckt, könnte dazu führen, dass er oder ich gefangen genommen oder gar getötet wird. Von seiner Seite mal ganz zu schweigen. Wer möchte schon eine Frau, die sich auf Dinge einlässt, wie ich das tue? Ich bin gut, aber dass ich bis jetzt erst einmal gestorben bin, ist reines Glück, und das hält nicht ewig vor. Das Einzige, was für einen weiblichen Auftragskiller noch schlimmer ist als das Todesrisiko, ist das Risiko einer erfolgreichen Ehe.«
Shari zuckte zusammen und hielt Annie die Ohren zu. »Über so etwas redet man nicht!«, flüsterte sie.
»Hast du’s kapiert?« Sie zog einen Becher und eine Flasche heraus, drückte den Inhalt des Saftpäckchens in den Becher und goss einen kräftigen Schuss klarer Flüssigkeit hinein. »Möchtest du?« Sie hielt Shari den Becher hin.
Shari griff sich an den Leib. »Nein, ich … das geht nicht.«
Cally grinste. »Da haben wir’s! Kein Wunder, dass du mich verkuppeln willst. Du möchtest, dass ich schwanger werde, dann wärst du nicht allein!«, witzelte sie und lächelte dann wieder. »Gratuliere!«
»Echt?« Wendy legte ihrer besten Freundin die Hand aufs Knie. »Unter Freundinnen macht man über so etwas doch keine Witze? Gratuliere! Oh, das ist wirklich großartig. Wir werden Eiscreme essen und uns gemeinsam aus der Kurve tragen lassen! Komm, nimm einen Saft.«
»Da, siehst du, was du verpasst?« Sie wandte sich wieder Cally zu. »Versprichst du mir, dass du wenigstens in Erwägung ziehst , dir von Tommy ein Date verschaffen zu lassen? Wenn du willst, brauchst du nicht einmal allein mit ihm zu gehen – wir könnten
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