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Invasion 06 - Callys Krieg

Invasion 06 - Callys Krieg

Titel: Invasion 06 - Callys Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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wieder an ihrem Drink nippend da und hörte zu, wie der Barmusiker auf seiner Gitarre Jimmy Buffett massakrierte, hörte mit einem Ohr hin und belauschte mit dem anderen die übrigen Gäste.
    »… und dann habe ich Tom gesagt, dass wir den Oktobertermin niemals schaffen, wenn er mir nicht zusätzliches Personal verschafft …«
    »… manchmal denke ich mir, dass sie die Richtige ist, aber dann frage ich mich wieder …«
    »… unglaublich, die Preise hier! In der Urb kostet wirklich nichts so viel … yeah, weiß ich schon, aber doch nicht so viel mehr, ich meine, schließlich ist das Meer hier ja gleich vor der Tür …«
    »… endlich, endgültig, und ich weiß auch, dass ich mich jetzt eigentlich besser fühlen sollte und frei und alles das, aber manchmal komme ich mir wie ein richtiger Idiot vor, dass ich mich nie gefragt habe, weshalb sie eigentlich nie gemeckert hat, wenn ich wieder mit dem Boot hinaus musste …«
    Bingo. Sie studierte unter halb geschlossenen Lidern den Typen, der mit dem Barkeeper redete. Um die vierzig,
schütteres Haar – aber er trug es kurz und mit Würde –, nicht über die Glatze gekämmt und auch kein schlechtes Toupet. Man hätte das hinkriegen können, aber der Fischer konnte sich das entweder nicht leisten oder war ganz einfach nicht eitel. Nicht fett. Na ja, ein kleiner Bauchansatz, aber ohne Verjüngung war das ja kaum zu vermeiden. Sie sah Schultern und einen Bizeps, die auf ein Leben körperlicher Arbeit deuteten, sah die wettergegerbte Haut und entschied, dass sie schon Schlimmeres gesehen hatte. Ganz locker nahm sie ihr Glas und ging zu dem leeren Hocker neben ihm hinüber, bat den Barkeeper um ein Glas Wasser und ein Stück Key Lime Pie.
    »Herrgott, das sieht aber süß aus«, sagte der Fischer nach einem Blick auf ihre Margarita und schüttelte sich, »und dazu essen Sie Kuchen ?«
    »Ja, ich bin eben eine Süße.« Sie grinste ihn an.
    »Also, entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, aber das sieht man Ihnen gar nicht an.« Er warf einen kurzen Blick auf ihre Taille, sah dann aber höflich gleich wieder weg.
    Sie verzog das Gesicht, als der Typ mit der Gitarre – ihn als Musiker zu bezeichnen wäre wirklich übertrieben gewesen – schon wieder einen Akkord verpatzte, sah, wie der Fischer ebenfalls zusammenzuckte, und lachte.
    »Da es also offenbar nicht die Musik ist, würde mich wirklich interessieren, was ein hübsches, junges Mädchen hierher führt und mit alten Knackern wie uns trinken lässt?« Er machte eine Handbewegung, die die ganze Bar einschloss. »Arbeitet Ihr Boyfriend etwa hier?«
    »Hatten Sie je einen Abend, wo Sie einfach nicht allein sein wollten?«, fragte Cally mit einem sanften Lächeln.
    »Was, heute Abend meinen Sie?« Er nahm einen langen Schluck aus seinem Bierglas und starrte ins Leere. »In letzter Zeit eigentlich immer.« Dann trank er aus und winkte dem Barkeeper nach einem frischen Bier. »Sie klingen auch nicht so, als ob Sie aus der Gegend kämen. Äh, entschuldigen Sie«, wischte er dann ihre Erklärung weg. »Ich bin bloß neugierig.«

    »Nee, ist schon in Ordnung.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Ich heiße Marilyn, und Sie haben Recht. Ich bin nicht von hier. Ich bin auf Urlaub hier, aus Toledo.« Sie nippte an ihrer Margarita und sah weg. »Eigentlich wollte ich diese Reise mit meinem Verlobten machen, na ja, Ex-Verlobten, äh … aber es hat einfach nicht geklappt. Ich bin aber trotzdem gekommen, und jetzt frage ich mich, ob ich es nicht besser hätte bleiben lassen sollen.«
    »Ja, ja, da will man richtig auf den Putz hauen, um zu zeigen, dass es nicht wehtut, aber dann merkt man plötzlich, dass man dafür überhaupt nicht in der Stimmung ist.« Er tastete in der Tasche nach einem Geldschein, um das Bier zu bezahlen, das der Barkeeper gerade brachte. »Ich schätze, von der Sorte gibt’s heute Abend ne ganze Menge.«
    »Sie auch?« Cally nahm ein Stück von ihrem Kuchen und beobachtete ihn.
    »Yeah, ich habe gerade eine Scheidung hinter mir.«
    »Schlimm?«
    »Das hätte sie werden können, wenn ich gewollt hätte. Ich hätte die Geschichte vor Gericht bringen können und dafür sorgen, dass sie nichts bekommt.« Er nahm wieder einen Schluck. »Sie hat Glück gehabt. Als ich in die Wohnung kam und, na ja, eben sah, was ich sah, hat mich das so angewidert, dass ich bloß so schnell wie möglich von ihr loskommen wollte.«
    »Ja, das ist schlimm. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn da ein anderes Mädchen gewesen

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