Invasion 06 - Callys Krieg
während sie ihn unter
dem Kinn krault. Und Mom hat ihr eine leckere kalte Limonade gebracht und einen Teller …
Der Wecker schrillte, und sie brachte ihn mit einem Schlag ihrer Hand zum Verstummen, schaltete zugleich das System aus und schnappte reflexartig nach dem Waschlappen, um sich das Gesicht abzutrocknen. Mhm, den Strand habe ich immer gemocht. Vielleicht werde ich das nächste Mal, wenn ich einen richtigen Urlaub kriege, wieder hinfahren und die Gegend besuchen. Schließlich habe ich mir das schon lange versprochen. Ich schätze, nach vierzig Jahren wird sie sich wahrscheinlich ein wenig verändert haben. Heute muss ich Cally sein. Mal sehen, Cally ist sehr leger, hat ein lockeres Mundwerk, trägt häufig uni Oliv, aber mag auch Rot.
Sie warf den gebrauchten Waschlappen in den Korb und trug ihn in die Küche, streckte der leeren Kaffeemaschine, die sie am Vorabend einzuschalten vergessen hatte, die Zunge heraus und drückte im Vorbeihasten mit dem Ellbogen den Einschalteknopf. Dann, vor der Küchentür, klappte sie den Deckel der Waschmaschine auf, warf die Kleider hinein und dazu ein Päckchen duftfreien Stoffpfleger, ehe sie den Deckel wieder zuklappte. Die Maschine registrierte das zusätzliche Gewicht, analysierte den Inhalt, und dann konnte sie hören, wie sie sich füllte, während sie die Tür wieder hinter sich schloss.
Sie wühlte im Kühlschrank herum, bis sie einen Riegel Schoko-Käsekuchen als Frühstück fand, schaltete die Nachrichten ein und warf wieder einen finsteren Blick auf die Kaffeemaschine, die immer noch nicht fertig war.
Repräsentantenhaus und Senat debattieren immer noch weiter, was »posleenfrei« im Hinblick auf Wiederaufbau und Staatscharakter bedeutet. Yeah, die Urbies sind wirklich verärgert, dass sie mit dem Senat immer noch wegen Lebensmittelsubventionen Ärger haben. Und die internen Medien der Urbs sorgen dafür, dass sie ausführlich weiter Nachrichten über jeden Angriff von wilden Posleen in CONUS (Continental USA) bekommen, also ist wohl nicht damit zu rechnen, dass sie die Nase rausstrecken und selbst nachsehen. Manchmal hat man
mehr davon, im Sinne der Gesetze nicht zu existieren, als wenn man volle Bürgerrechte besitzt.
»Ah, endlich.« Sie schnappte sich ihre Tasse und füllte sie mit Kaffee, tat einen Würfel Zucker dazu und sah sich das Wetter und die Berichte über Wilde an, ehe sie sich anziehen ging. Für mich sieht es ganz gut aus.
Im Schlafzimmer schlüpfte sie in einen roten Bikini und ein T-Shirt und Jeans darüber, schlüpfte in ein altes Paar Sneakers, stopfte saubere Unterwäsche und ein Handtuch in einen ziemlich ramponierten khakifarbenen Rucksack und band sich das Haar zu einem Pferdeschwanz. Sie wühlte in den vielen Geldbörsen in der untersten Schublade, bis sie eine khakifarbene mit Klettverschluss fand, in der ein sehr aufrichtiger Ausweis und Kreditkarten auf den Namen von Cally Neilsen steckten. Die Geldbörse war ein wenig altmodisch. Es war eine von denen, die sie nur ganz selten benutzte und die daher kaum strapaziert wurde – und daher auch nur ganz selten ersetzt werden musste. Sämtliche Brieftaschen zeigten kunstvolle Gebrauchsspuren. Diese hier hatte sich die ihren auf die altmodische Tour erworben, obwohl der Inhalt ebenso häufig auf den neuesten Stand gebracht werden musste wie die anderen, um auf dem Laufenden zu bleiben, nur der Familienname hatte sich, wie das auch bei den anderen der Fall war, im Laufe der Zeit mehrmals geändert. Zum Glück waren die Darhel ebenso wenig wie die Bane Sidhe daran interessiert, dass die Computeridentifikationsprozeduren in den USA wirklich sicher waren.
Während sie dabei war, den Colt .45 und drei Zusatzmagazine im Wagen zu verstauen, wünschte sie sich, sie hätte für ihr Picknick mehr als bloß eine kleine Kühlbox mit Bier besorgt. Klar, sie hatte ihren Notvorrat – sie verließ den Wall nie, ohne ihn mitzunehmen –, aber dabei handelte es sich nicht gerade um die Art von Erfrischungen, die einem Appetit machten. Ihre Augen hellten sich auf, als sie Justines Beutel mit Käsekringeln entdeckte. Genau das Richtige. Wendys Kinder würden ihre Freude daran haben.
Sie fuhr zur Ausfahrt James River, einmal, weil sie nahe lag, zum andern aber auch, weil man weniger Mühe hatte, durch das schlichte Schiebetor aus massivem Stahl und dann über die sich daran anschließende Zugbrücke zu kommen. An einigen der anderen Tore waren die Wachen manchmal richtig eklig. Sie brauchte bloß ein
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