Invasion 06 - Callys Krieg
paar Minuten, um den Checkpoint zu passieren. Die .45 und drei Ersatzmagazine sowie ihre Bestätigung vom Schießplatz reichten aus, um sie von der städtischen Konvoivorschrift und der entsprechenden Gebühr zu befreien. Selbst in der Nachkriegswelt konnten Haftungsfragen recht lästig sein. Die Stadtbehörden von Charleston, gewählt von einer überwiegend aus Südstaatlern bestehenden Bevölkerung, die aus den Urbs zurückgekehrt war, sowie der örtlichen Miliz und den Kadetten von Fleet Strike, hatten sich für eine echte Südstaatenlösung entschieden. Da Touristen aus den Urbs im Allgemeinen von vorne herein mutiger und vernünftig genug waren, um mit den Konvois zu reisen, funktionierte das recht gut. Die wenigen, denen das nicht passte, mochten sich über die Gebühr aufregen, aber die Leute von Charleston glaubten fest daran, dass man die örtliche Population an wilden Posties am besten dadurch knapp hielt, dass man es unterließ, sie zu füttern.
Die Straße nördlich des vom Wall umgebenen Teils von Folly war nicht so gepflegt wie die Straße zu dem vom Wall geschützten städtischen Strand, aber sie war wenigstens nicht so schlimm, wie man nach Jahrzehnten öffentlicher Vernachlässigung und zwei ausgewachsenen Hurrikanen hätte glauben können. Besonders unternehmungslustige Bürger Charlestons, die den nicht vom Wall geschützten Teil des Strandes benutzten, hatten sich angewöhnt, im Kofferraum eimerweise gereinigte Muscheln als eine Art inoffiziellen Wegzoll für den Gebrauch am Strand mitzubringen. Die Kadetten der Zitadelle machten ein paarmal im Jahr Strandpicknicks, und dabei herrschte die inoffizielle Tradition, dass man dicke Bleche sowie Vorschlaghämmer mitbrachte und improvisierte Wettbewerbe
abhielt, um festzustellen, wer die meisten Muschelschalen pulverisieren konnte (den augenblicklichen Rekord hielt die Golf-Kompanie mit dreiundzwanzig Eimern). Mit den so produzierten Überresten füllten die Kadetten sorgfältig alle größeren Sprünge und Schlaglöcher, sodass die Straße im Lauf der Zeit für den lokalen Verkehr einigermaßen brauchbar geworden war, auch wenn sie nicht so glatt und dauerhaft wie Asphalt war.
Sie bog in den Parkplatz ein, überprüfte ihr Halfter, ging an den Kofferraum, schleppte zwei große Eimer gesäuberte Muscheln zu den Stahlbehältern und kippte sie hinein. Zum Glück betrachteten selbst wilde Posleen leere Muschel- und Austernschalen nicht als essbar. Sie war ein paar Minuten zu früh dran, und der Strand war noch leer, wie das an Wochentagen häufig der Fall war, und deshalb fing sie an, die normalen Vorkehrungen zu treffen und an den am Rand des Parkplatzes aufgestellten Fahnenstangen ein paar tragbare Postie-Alarme hochzujagen. Im Notfall konnte man sie auch auf das Wagendach oder einen Felsbrocken legen, aber um genügend Warnzeit zu bekommen, war es besser, sie etwas höher anzuordnen. Ihren PDA schaltete sie so, dass er die individuell programmierbaren Alarmfrequenzen abhörte, und gab die Sensorpositionen auf dem Bildschirm ein. Wenn jetzt ein Wilder auftauchte, würde sie nicht nur alarmiert werden, sondern auch gleich seine Position haben.
»Sag mir bitte, dass du mehr als diese läppische .45 mitgebracht hast und nicht etwa vorhast, alleine damit gegen ein Rudel Posleen zu kämpfen. Etwa ein Boot? Wenn wir in einem Boot sitzen und weit genug draußen sind, kommen sie nicht an uns ran. Dann können wir so lange überleben, bis das Boot kentert und wir von Haien aufgefressen werden.« Der Buckley wurde immer etwas nervös, wenn sie die Sensorwache einrichtete.
»Buckley, registrierst du die Anwesenheit eines einzigen wilden Posleen?«
»Nein, die haben sich diesmal recht gut versteckt. Wenn du willst, kann ich Verstärkung anfordern. Wird uns zwar
nichts nützen, aber wenn du willst …« Der Buckley redete nicht weiter.
»Rufe niemanden, Buckley«, befahl sie.
»Gute Idee. Gibt ja schließlich keinen Grund, dass die auch alle sterben sollten«, sagte der Buckley.
»Halt die Klappe.«
»Geht in Ordnung.«
Nachdem das erledigt war, konnte sie sich darum kümmern, die Kühlbox und ihre Tasche zum Strand hinunter zu tragen, Jeans und Hemd auszuziehen, eine Dose Bier zu knacken und sich damit zu amüsieren, den Möwen ein paar Käsekringel hinzuwerfen. Dann tauchten Shari, Wendy und die Kinder auf. Alle kamen sie angerannt, Wendys vier Kinder dicht hinter Sharis Golden Retriever. Na ja, hauptsächlich Golden Retriever, aber ganz Hund und wie wild
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