Invasion 06 - Callys Krieg
endlich, wie alt Sie sind, Sie alter Knackerkollege.« Er kniff sich in den Nasenrücken. »Was Cally betrifft … und zuallererst möchte ich klarstellen, dass ich mit Ihnen als Callys Teamleiter spreche, nicht etwa ihrem Großvater. Die Vertraulichkeitsregeln lassen das eine zu, aber nicht das andere.«
»Ja, ich weiß Bescheid. Nur zu, sagen Sie, was Sie sagen müssen.« Er griff nach dem Fläschchen und goss ein wenig in seine Chili-Schale.
»Es gibt da schon einiges, was ich nicht weitergegeben habe. Sie ließ nach dieser Tötung physische Anzeichen von Schuldgefühl erkennen.« Er schluckte und warf einen schnellen Blick auf die Tür. »Das könnte gut sein oder schlecht, je nachdem wie sie damit umgeht. Für den Einsatz
ist sie wahrscheinlich okay, sonst hätte ich es erwähnt, aber … ich möchte, dass Sie ein Auge auf sie haben.«
»Ist das alles?« Er strich sich Butter auf einen Mais-Muffin, führte ihn halb zum Mund und blickte auf, wartete.
»Yeah, das ist es. Es hat wahrscheinlich nicht viel zu sagen, aber falls Sie vor Ort eingreifen müssen, psychologisch meine ich, sollten Sie das wissen.« Der Doktor gab etwas Pfeffer auf sein Maispüree.
»Und für welches Team sind Sie? Ich mag Charleston.« Papa O’Neal nahm einen Löffel Chili, überlegte einen Augenblick und goss dann noch mehr Soße drauf.
»Das ist reiner Lokalpatriotismus. Ich sage, Indianapolis wird die fertig machen.«
»Soll das ein Witz sein? Die Braves haben seit dem Krieg erst ein einziges Mal den Wimpel nach Hause getragen. Selbst meine arthritische Großmutter könnte die schlagen.« Er grinste.
Mittwochnachmittag, 22. Mai
Als Tommy Sunday in seiner Geburtsstadt Fredericksburg herangewachsen war, hatte er gerne Tacos gegessen. Dann kamen die Posleen, Fredericksburg ging unter, und Tommy wurde einer der Zehntausend und trat anschließend in die Gepanzerten Kampfanzüge ein – auch als GKA bekannt. Als Verpflegung hatte den Zehntausend gedient, was sie sich eben hatten beschaffen können, wobei die Auswahl vorzugsweise nach dem Nährwert und erst in zweiter Linie nach dem Geschmack erfolgt war. Später, bei den GKA, waren die Anzugrationen ordentlich gewesen, aber an Tacos kamen sie nicht heran.
Bevor er und Wendy »starben«, hatten sie es geschafft, einen beachtlichen Anteil ihrer FedCreds zu verstecken und später auf diskreten Konten zu investieren. Damit waren echte Tacos und eine ganze Menge anderer Dinge
erschwinglich geworden, obwohl die Bane Sidhe nicht gerade großzügige Gehälter zahlte.
Er versuchte den Anflug von Enttäuschung zu verbergen, als er auf seinen Teller blickte. Das hier entsprach nicht ganz seiner Vorstellung von echten Tacos. Die Maistortilla war echt, ebenso auch die Bohnen, der Käse und das Gemüse. Aber Tofu mit der Struktur und dem Geschmack von Rindfleisch ließ einiges zu wünschen übrig. Unglücklicherweise war die Alternative Hühnchen, und nach Tommys fachmännischer Ansicht waren Hühnchen-Tacos noch schlimmer als Tofu-Tacos. Und seine Fleischration aß er dann lieber als gebratenes Hühnchen, statt es gehackt in seinem Taco zu sich zu nehmen und sich dann über den unvermeidlichen Tofu zu ärgern. Aber er hatte begriffen: Dass er und Wendy sich einiges leisten konnten, lag an den nach allgemeinen Maßstäben exorbitanten Gehältern, die die GKA im Posleen-Krieg bezahlt hatten und die seine Frau klug angelegt hatte. Dass sie außerdem beträchtliches Geschick im An- und Verkauf von Antiquitäten entwickelt hatte, tat dem nicht gerade einen Abbruch.
Nach der Posleen-Landung war in Fredericksburg das alte Hobby seiner damaligen Freundin, Recherchen in örtlicher Geschichte anzustellen … nicht mehr zu halten gewesen. Sie war in die Franklin-SubUrb umgezogen und hatte dort erfolglos versucht, in der Feuerwehr einen Beitrag zur Kriegsführung zu leisten. Dann war die SubUrb aufgefressen worden. Nachdem Wendy auch diesem Schicksal hatte entkommen können, war ihr Zutrauen zur Stabilität jeder beliebigen Stadt oder Ortschaft ernsthaft erschüttert gewesen. Als der Krieg dann zu Ende gegangen war und sie geheiratet hatten und sesshaft geworden waren, hatte sie ihr Interesse an der Geschichte auf Gegenstände konzentriert, die man leicht befördern konnte.
Nach der Rückkehr der Flotte hatte sie den organisierten Widerstand der Posleen durch gezielten Beschuss aus dem Orbit niedergekämpft. Und anschließend hatte es unendlich viel aufzuräumen gegeben.
Tommy hatte der Bravo-Kompanie
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