Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
die in Frage kommen. Einer davon...“
„Ja?“
„...ist der, den ich nachts beim Graben erwischt habe.“
„Und?“
„Na ja, es gab eine Art Handgemenge. Könnte sein, dass er versucht hat, mich umzubringen.“
„Hat dieser Mensch auch einen Namen?“
„Wenn Sie mit diesem Kripo-Mann gesprochen haben und sich der Verdacht erhärtet, dann nenne ich vielleicht Namen.“
„Das ist doch lächerlich!“
„Cora ist tot, oder?“
„Ja, aber von meiner Existenz weiß doch niemand was.“
„Ich gehe kein Risiko mehr ein. Bis morgen, Martina.“
„Aber...“
Er drückte die Auflegen-Taste und warf das Handy in den Flyer-Karton.
Noch zwei Tage. Und zwei Nächte.
Er gestand sich ein, dass er nicht mit einem Fortbestand des Parks rechnete. Die gut und gern 100 Prospektständer, die er heute abgeklappert hatte, waren randvoll mit Faltblättern, Visitenkarten und Broschüren befüllt gewesen. In diesem Werbemüll stach der Gruselpark-Handzettel kaum hervor. Die ganze Aktion war ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.
Wenn er aber nicht auf einen Fortbestand des Parks setzen konnte, dann musste er schnell handeln. Er musste den Keller finden, in dem er diesem Typen begegnet war, der aussah wie der Vater des Barons. Natürlich war das nicht der Vater des Barons gewesen, so wenig der Baron ein Baron war, aber wohl war dieser Mann auch kein Arbeiter gewesen. Wie auch i mmer, er musste da hinunter und graben. Heute Nacht.
Als Benno die Hände ans Lenkrad legte, schwammen sie in Schweiß.
„Alle Achtung, Herr Zenn!“
Es war das erste Mal seit Tagen, dass Benno den Baron lächeln sah. Er hielt ihm, als er mit seinem Prospekte-Karton über die Zugbrücke kam, einen Fächer hellblauer Zettel entgegen. Das Papier kam ihm sehr bekannt vor.
„Hat mir der Wirt gerade gegeben. 47 Ihrer Gutscheine wurden an der Kasse eingelöst. Nicht schlecht dafür, dass Sie heute Mittag erst angefangen haben zu verteilen.“
Jetzt lächelte auch Benno. Damit hatte er nicht gerechnet. Ein Funken Hoffnung glomm in ihm auf, als er den Baron so strahlen sah.
„Zeigen Sie bitte mal.“
Er drehte die Coupons um und blätterte sie durch – die meisten trugen ein Kreuzchen auf der Rückseite.
„Was ist?“
„Sehen Sie die Markierung? Das sind überwiegend die Flugblätter, die ich vor den Rathäusern direkt an Passanten verteilt habe, die wie Touristen aussahen. Gut zu wissen, dann mache ich das morgen gleich noch mal verstärkt.“
Er hielt dem Baron den Autoschlüssel entgegen.
„Soll ich den gleich behalten für die Fahrt morgen?“
„Sicher. Wissen Sie was, ich glaube, ich habe Sie falsch ei ngeschätzt, Herr Zenn, ich meine, nach dieser Sache mit Herrn Müller. Das tut mir jetzt leid.“
„Schon gut. Das war ja auch ganz schön...“
Benno überlegte: War jetzt die Gelegenheit gekommen, ein offenes Wort über diesen Maurice mit ihm zu sprechen?
„Was?“, fragte der Baron und lächelte.
„Was würden Sie eigentlich machen, wenn der Park geschlossen werden müsste?“
Das Lächeln des Barons erlosch augenblicklich, und Benno sah in das Gesicht eines en ttäuschten, erschrockenen, naiv-ratlosen Kindes. Er verfluchte sich dafür, dass ihm die Frage ausgerechnet in diesem Moment herausgerutscht war, aber zugleich wurde ihm etwas klar: Der Ausdruck des ratlosen Kindes kam von ganz tief drinnen. Dieser Mann hatte große, romantische Träume und ein künstlerisches Talent, aber war unfähig, Träume und Talent betriebswirtschaftlich umzusetzen und ein Unternehmen wie den Gruselpark erfolgreich zu leiten. Die Fäden zog Maurice, und er hatte sie von Anfang an wider besseren Wissens so gezogen, dass eine Pleite des Betriebes unvermeidlich war. Aber warum?
„Na ja“, sagte der Baron, „so genau habe ich darüber noch nicht nachgedacht. Aber vielleicht besteht der Park ja unter einem neuen Besitzer fort, und ich kann als Geschäftsführer darin arbeiten.“
Benno nickte.
„Was haben Sie denn bis zur Grenzöffnung gemacht, ich meine, bevor Sie die Burg zurüc kbekamen?“
Er lächelte gequält.
„So dies und das. Mein Vater hatte mir kaum Geld hinterlassen, aber gute Kontakte, wissen Sie.“
„Woran ist Ihr Vater eigentlich gestorben?“
„Ich glaube, an einem Herzinfarkt. Ich war ja damals noch ein Kind.“
„Und aufgewachsen sind Sie dann bei Ihrer Mutter?“
„Nein, bei einer Tante. Meine Mutter lebte in der DDR, und ich hatte keinerlei Kontakt. Erst mit der Grenzöffnung erfuhr ich, dass sie
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