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Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Invasion aus dem Jenseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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ihn berauschte, aber die Angst darunter nicht unfühlbar machte – nur verschleierte, weit weg von ihm hielt, milderte und abgrenzte, ihn dabei aber ahnen ließ, dass rasendes Herzflattern ihn erfüllen würde, hätte dieser Erkundungsrausch nicht Besitz von ihm ergriffen. Endlich würde er erfahren, was es mit allem auf sich hatte, und das war die Gefahr doch wert, oder?
    Er wusste, das war kein Traum, aber wie in einem Traum fühlte er sich gelenkt von vorb estimmten Ereignissen, neugierig auf das, was käme, wissend, dass ihm nicht wirklich was passieren konnte, dass er würde aufwachen können, wenn er es wollte, aber es nicht vorgesehen war, dass er es wollte.
    „Wer bist du?“
    Benno flüsterte es, aus Angst, ein Tabu zu verletzen. Keine Reaktion. Sie hatten den Parkplatz überquert. Die menschenähnliche Seifenblase vor ihm schwebte in den Wald. Als Benno dort anlangte, sah er einen schmalen Pfad zwischen den Bäumen hindurch ins Schwarze führen. Er zwang sich, stehen zu bleiben.
    „Wer bist du?“
    Er sagte es laut, und eine laute Antwort blieb aus. Er hatte aber das Gefühl – oder war es ein fremder Gedanke zwischen seinen eigenen Gedanken? – er hatte das Wissen in sich, die Antwort zu kennen. Und die Antwort lautete: Du wirst es erfahren. Folge mir, lasse auf dich zukommen, was passiert, nimm zur Kenntnis, was ich dir sagen und zeigen will, lasse dich lenken und leiten, sei stark und mutig, wachse über dich hinaus, und du wirst es erfahren.
    Benno setzte sich wieder in Bewegung und schloss zu der Gestalt auf, die weitergeschwebt war und zugleich am Platz verharrte, die sich ihm von hinten und vorne und innen und außen zugleich zeigte. Benno sah sie von rücklings, eine menschliche Gestalt mit schmalen Schu ltern und wachsam nach vorne gerichtetem Kopf, und zugleich sah er ihr mitten ins Gesicht, erkannte sie als die junge, ahnungslose, als die an Jahren reife, an Erfahrungen reiche Frau, die er schon kannte, eine Unbekannte, die ihm vertraut zu werden begann, bevor er sie wirklich kennenlernte. In der Schwärze des Waldes sah er optisch gar nichts und sah doch alles, was nötig war, seine Füße fanden sicher Tritt auf dem Waldboden, und er zog rechtzeitig den Kopf ein vor Ästen, deren Existenz er irgendwie wahrnahm, ohne sie wirklich zu sehen.
    Es ging durch ein Dickicht aus dem Wald hinaus auf eine wei tläufige Lichtung, die sich von links nach rechts bis zum jeweiligen Nachthorizont zog und vor Benno gut 100 Meter ausdehnte, bevor der nächste Wald begann.
    Die Gestalt war schon weit voraus bis zur Mitte der Lichtung, wo ein Weg zu kreuzen schien.
    Benno beeilte sich aufzuschließen und war gerade halb heran, da hatte sie schon die andere Seite des Waldes erreicht und verharrte dort als matter Lichtreflex.
    Der Weg, den es zu kreuzen galt, war doppelspurig und aus Betonplatten mit einer charakter istischen Anordnung aus länglichen Aussparungen gelegt. Unmittelbar neben sich sah Benno von seiner erhöhten Position aus einen Abschnitt, der im Frühjahr offenbar von Schmelzwasser unterspült worden und eingesackt war.
    Rings um die unpassierbare Stelle wucherten Gras, Fichten und hüfthohe Birkenschösslinge, und ein niedergefahrener Wegb ogen quer über die Wiese verband den Abschnitt, auf dem er stand, mit der Fortsetzung jenseits des Loches. Benno stieg die paar Meter zum Weg hinunter und stieß die Platten leicht mit dem Spaten an, lauschte dem kratzenden Klang von Eisen auf Beton und begriff: Das war der alte DDR-Kolonnenweg.
    Natü rlich, der Panzergraben vor ihm, parallel laufend zum Weg, die Lichtung von Horizont zu Horizont, das war der ehemalige Todesstreifen, und der Gestalt folgend, war er gerade dabei, einstiges DDR-Territorium in Richtung Westen zu verlassen. Aber was sollte das bringen? Folgte er einem Trugbild? Befand er sich eben doch in einem Traum?
    Im Traum hat man keinen Hunger, oder? Ihm fiel ein, dass er mittags durchgeackert und auch am Abend versäumt hatte, etwas zu essen. Er fühlte sich schwach und lustlos, hatte genug von dieser Nachtwanderung und wollte sich schon umdrehen, da war die Gestalt plötzlich neben ihm. Die stumme Forderung zu fo lgen wurde wieder drängender, und Benno setzte seufzend den Weg fort.
    „Noch bis da hinüber zum Wald, meinetwegen, aber ich wüsste gern mal, was das soll.“
    Als er den Waldrand erreichte, stand die Gestalt etwas abseits neben einem gewaltigen Baumstamm, der Form nach eine Eiche. Benno schloss auf, und jetzt verharrte die

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