Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
nicht.“
„Aber...“
„Wir müssen hoffen, dass die beiden nicht ausgerechnet ganz in der Nähe sind. Also los!“
Benno rannte los und zog den Baron mit sich.
„Wohin?“, fragte er, als sie an die nächste Ecke kamen.
„Nach rechts.“
„Und dann?“
„Links. Da vorne am Eck ist die erste Kamera.“
„Dann hat er uns schon gesehen. Schneller.“
Sie rannten den Gang entlang und unter der Kamera vorbei. Kaum waren sie um die Ecke, sah Benno die Metalltür zum Computerraum, und plötzlich kannte er sich wieder aus. Letztes Mal hatte er sich der Schaltzentrale von der anderen Seite aus genähert. Jetzt wurde ihm so manches klar. An die Kameras hatte er bei seinen Ausflügen durch die Gänge nie gedacht. Kein Wunder, dass Maurice ihm meist sofort auf den Fersen war.
Jetzt konnte er nur hoffen, dass er das mit Holzspreißeln unbrauchbar gemachte Schloss nicht inzwischen ausgewechselt hatte.
Die Tür war unversperrt. Benno stieß sie auf – und sah etwas auf sich zurasen, das aussah wie ein Drucker, der sein Netzkabel wie einen Kometenschweif hinter sich herzog.
Benno gelang es, den Kopf zur Seite zu neigen, und der Drucker erwischte ihn mit einer Metallkante an der rechten Schulter. Der Schmerz war so alles beherrschend, dass ihm der Spaten aus der Hand fiel und er es nicht einmal merkte. Aus seiner halb abgewandten und geduckten Haltung starrte er den Mann an, der ihn attackiert hatte und der vom Schwung seines Angriffes nach vorne gerissen wurde, strauchelte und gegen ihn prallte. Nur der Baron, der direkt hinter ihnen stand, verhinderte, dass die beiden zu Boden stürzten.
Der Mann trug einen dun klen Anzug mit Weste und Einstecktuch und eine dunkelrote Krawatte, deren exakter, fester Knoten hervorstach und den dürren, faltigen Hals darüber betonte. Es war natürlich klar, wer das war, aber noch ehe Benno das Gesicht erkennen konnte, wurde der Tumult um ihn herum unüberschaubar, denn von hinten griff jetzt der Baron ein, schob ihn und den Angreifer in den Computerraum und warf die Metalltür ins Schloss. Scheppernd landete der Drucker auf dem Steinfußboden.
Der Angreifer konzentrierte sich weiter auf Benno, wollte ihn mit einem Fausthieb außer G efecht setzen, aber da hatte der Baron ihn mit einem Stoß gegen die Brust in den Raum zurückgedrängt und das Handgemenge im Eingangsbereich damit beendet. Das Gesicht des Mannes, vor Angriffslust verzerrt, entspannte sich. Er begriff, dass er jetzt, da der Überraschungseffekt verpufft war, gegen die beiden deutlich jüngeren und kräftigeren Männer nichts ausrichten konnte, zog sich zwei, drei hinkende Schritte in den Raum zurück und glättete mit einer automatischen Bewegung sein Jackett.
„Verdammt!“, fluchte Benno und rieb sich mit der linken Hand die Schulter.
„Bist du okay?“, fragte der Baron mehr mechanisch und hob den Spaten auf, ohne den Angreifer aus den Augen zu lassen. Mit zwei Schritten war er bei der Tür und verkantete den Spaten mit dem Griff am Türdrücker und der Grabfläche in einer Ritze des Steinbodens.
„Was nun?“, fragte der Mann, und es gelang ihm, eine würdevoll-gelassene Haltung anz unehmen. Sollte er Angst haben, merkte man ihm das nicht an.
„Darf ich vorstellen?“, sagte der Baron, schaute Benno an und deutete auf den Mann. „Staat ssekretär Lehrmann – Benno Zenn.“ Der Ton war so unangebracht in seiner Höflichkeit, dass Benno nicht einschätzen konnte, ob Ironie dahintersteckte, und für einen Moment fragte er sich, ob nicht er es war, der hier in die Falle gegangen war. Er beschloss, es darauf anzulegen, und zog mit der linken Hand die Handschellen hervor, die Maurice ihm im Geheimgang zugeworfen hatte.
„Am besten, wir fesseln ihn an den Stuhl“, sagte Benno leicht ächzend und versuchte, die lädierte Schulter zu bewegen.
„Alles klar“, antwortete der Baron, nahm die Handschellen und ging damit auf Lehrmann zu. Der machte Anstalten, sich zu wehren.
„Bitte setzen Sie sich und drehen Sie die Hände auf den Rü cken“, ordnete der Baron an und klang dabei immer noch so, als bitte er ihn, an einer gedeckten Festtafel Platz zu nehmen. „Wenn Sie nicht gefesselt werden möchten, kann ich Sie auch mit der Schaufel außer Gefecht setzen.“
Der Staatssekretär verzog das Gesicht, ließ die Fäuste sinken und setzte sich auf einen der Drehstühle. Sein rechtes Bein streckte er steif von sich.
„Hände durch den Lehnenbogen, bitte.“
Der Baron kettet ihn mit beiden Händen an
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