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Invasion der Barbaren: Die Entstehung Europas im ersten Jahrtausend nach Christus (German Edition)

Invasion der Barbaren: Die Entstehung Europas im ersten Jahrtausend nach Christus (German Edition)

Titel: Invasion der Barbaren: Die Entstehung Europas im ersten Jahrtausend nach Christus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heather
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Osteuropas – das Erscheinungsbild Europas bis heute prägen. Es handelt sich durchaus nicht um nebensächliche Phänomene. Wenn wir allerdings erklären wollen, wie sich das barbarische Europa im Verlauf dieses Jahrtausends selbst abschaffte, kommt der Migration nur der zweite Platz hinter dem sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandel zu. Abgesehen von so außergewöhnlichen Ereignissen wie dem Auftauchen der Hunnen und der Awaren wurden die Migrationsmuster vom Verlauf der Entwicklung bestimmt und sind diesen nachgeordnet. Nur wenn nomadische Eindringlinge eine deutlich stärker politisch motivierte Migrationswelle auslösten, kehrte sich diese Beziehung um und die Migration diktierte die Muster der Entwicklung.
    Auch ohne die Hunnen hätten diese Entwicklungsprozesse letztendlich das Römische Reich unterminiert. Aus den Zeugnissen des 1. Jahrtausends ergibt sich, dass die Nachbarschaft zu einem militärisch mächtigeren, wirtschaftlich stärkeren und aggressiven Reich die Gesellschaften an seiner Peripherie verändert und Strukturen fördert, die bei der Abwehr der imperialen Aggression helfen. Im 1. Jahrtausend ließ sich dies bei zwei Gelegenheiten beobachten: einmal bei der Bildung der germanischen Klientelstaaten des Römischen Reiches im 4. Jahrhundert und zum anderen – noch machtvoller – beim Aufstieg der neuen slawischen Reiche im 9. und 10. Jahrhundert. Dass sich dieses Grundmuster wiederholte, ist meiner Ansicht nach kein Zufall, sondern ein Beleg dafür, dass Imperien eben doch nicht für die Ewigkeit geschaffen sind. Ihr Handeln – die Verbindung von wirtschaftlichem Reichtum und aggressiver Politik, die zu ihrem Wesen gehört – löst bei den Betroffenen Reaktionen aus, die auf lange Sicht die Fähigkeit dieser Imperien untergraben, sich ihren Machtvorteil zu erhalten. Nicht allen Imperien widerfährt ein ähnliches Schicksal wie dem Römischen Reich mit dem Auftauchen der Hunnen, und nicht alle zerbrechen so rasch. Im Lauf der Menschheitsgeschichte wurden viele Imperien von räuberischen Dynastien zerstört, die an ihrer Peripherie an die Macht gelangten. Als Antwort auf die Frage, warum die Herrschaft von Imperien nicht von Dauer sein kann, könnte man eine Art drittes Newtonsches Gesetz der imperialen Herrschaft formulieren: Übt ein Imperium A auf eine Gruppe B an seiner Peripherie eine Kraft aus (actio), so wirkt eine gleich große, aber entgegen gerichtete Kraft von der Gruppe B auf das Imperium A (reactio). Anders ausgedrückt: Imperiale Macht erzeugt eine Gegenmacht, die mit der Zeit die Klinge des imperialen Schwertes stumpf werden lässt. Ob man das tröstlich oder erschreckend findet, hängt vermutlich davon ab, ob man in einer imperialen oder einer peripheren Gesellschaft lebt und in welchem Stadium dieses Kräftemessens man sich gerade befindet. Dass es aber ein solches Gesetz gibt, ist eine der Lehren, die wir aus der Erforschung des Austauschs zwischen Kaisern und Barbaren im 1. Jahrtausend nach Christus ziehen können.

KARTEN

Karte 1
Das römische und das barbarische Europa um Christi Geburt
Karte 2
Germanische Bevölkerungsgruppen zur Zeit des Tacitus
Karte 3
Das germanische Europa um die Mitte des 4. Jh. n. Chr.
Karte 4
Die Markomannenkriege
Karte 5
Die Agri Decumates und das elbgermanische Dreieck
Karte 6
Die germanische Expansion zum Schwarzen Meer im 3. Jh. n. Chr.
Karte 7
Die Krisenjahre 376 –380
Karte 8
Die Krisenjahre 405 –408
Karte 9
Wanderungsbewegungen der Westgoten, Vandalen und Alanen
Karte 10
Attilas Untertanen
Karte 11
Das frühe angelsächsische England
Karte 12
Diskontinuität in Nordgallien
Karte 13
Fränkische Reiche
Karte 14
Das Ottonenreich
Karte 15
Das seltsame Sterben des germanischen Europa
Karte 16
Das slawische Europa um 900 n. Chr.
Karte 17
Von der Forschung vorgeschlagene slawische Ursprungsgebiete
Karte 18
Das slawische Mitteleuropa
Karte 19
Slawische Stämme im westlichen Russland im 10. Jh. n. Chr.
Karte 20
Staatenbildung in Osteuropa
Karte 21
Die Wikinger in der Diaspora

    Karte 1 Das römische und das barbarische Europa um Christi Geburt

    Karte 2 Germanische Bevölkerungsgruppen zur Zeit des Tacitus

    Karte 3 Das germanische Europa um die Mitte des 4. Jh. n. Chr.

    Karte 4 Die Markomannenkriege

    Karte 5 Die Agri Decumates und das elbgermanische Dreieck

    Karte 6 Die germanische Expansion zum Schwarzen Meer im 3. Jh. n. Chr.

    Karte 7 Die Krisenjahre 376 –380

    Karte 8 Die Krisenjahre 405 –408

    Karte 9 Wanderungsbewegungen der

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