Invasion der Götter
sollten. Wird die Zeit zu knapp, kehren wir um und fliegen zurück.«
»Du wirst mit uns kommen?«, fragte Jona überrascht.
»Gewiss doch! Auch wenn ich euch keinerlei Hoffnung auf Erfolg geben kann, bin ich dennoch gewillt, euch zu helfen. Hinzu kommt, dass keiner von euch ein Schiff fliegen könnte.«
Nahe dem geheimen Stützpunkt
Großstadt, irgendwo in den USA
[46 Minuten]
Das Licht der Sonne war kaum in der Lage, durch die dicke Schicht aus Staub und Aschepartikeln zu dringen. Es herrschte eine düstere Atmosphäre, die beinahe einer Sonnenfinsternis gleichkam. In Schrittgeschwindigkeit bewegte Iris den Truck durch die Straßen der ihr unbekannten Stadt. Zumindest gab es nicht mehr viel, woran man sich hätte erinnern können. Der Großteil der Häuser war bis auf die Grundmauern zerstört, selbst die stabiler beschaffenen Gebäude wiesen starke Schäden auf. Gewaltige schwarze Rauchwolken stiegen aus den Ruinen auf, in denen nicht selten noch Flammen loderten. Sie fühlte sich, als wäre sie mitten in ein Kriegsgebiet geraten. Desorientiert rannten Menschen durch die Straßen, so verstört und verwirrt, dass sie den gewaltigen Truck überhaupt nicht realisierten. Sie schrien Unverständliches oder weinten, doch aus einem für Iris unerfindlichen Grund erregte das in ihr kein Mitleid. Vielmehr wirkten diese Wesen mit ihren verrußten Gesichtern befremdlich auf sie.
»Was ist hier geschehen?«, fragte Jamie erschüttert, während er auf seiner Seite aus dem Fenster blickte.
»Ich nehme an, dass das Erdbeben dieses Chaos angerichtet hat.« »Das ist ja voll krass!«
»Du sagst es. Da können wir von Glück sagen, dass die unterirdische Militärbasis diese Stabilität hatte.«
Plötzlich löste sich von irgendwoher ein Schuss, und der Truck senkte sich auf Jamies Seite. Iris riss vor Schreck an dem Lenkrad, woraufhin sie die Kontrolle über das Fahrzeug verlor. Laut krachend endete ihre Fahrt an einem Laternenmast. Glücklicherweise waren sie nur sehr langsam gefahren, und der Aufprall war nur ein kleiner Rums – jedoch heftig genug, um Kimi aus ihrem Schlaf zu reißen, die sofort anfing zu brüllen.
»Ist alles in Ordnung bei dir?«, fragte Iris und sah zu Jamie hinüber, der sie schockiert mit weit aufgerissenen Augen ansah und vorsichtig nickte. Iris nahm Kimi, um sie zu beruhigen, indem sie sie sanft hin und her wog.
»Was war das?«, fragte Jamie, noch immer unter Schock stehend.
»Ich bin mir nicht sicher, doch ich denke, dass jemand auf unseren rechten Vorderreifen geschossen hat.«
Kaum hatte Iris ausgesprochen, fiel erneut ein Schuss, der einen Passanten, der wie paralysiert am Straßenrand stand, an dem sie gestrandet waren, sogleich niederstreckte. Das Opfer war ihnen sogar so nah, dass Iris sehen konnte, wie aus der Eintrittswunde an der Stirn Blut lief. Jamie blieb dieser Anblick zum Glück erspart.
Iris war sich sicher, dass es sich bei dem Irren um einen Präzisionsschützen handeln musste, der sicherlich nicht zum ersten Mal eine Waffe in seinen Händen hielt.
Als ob sie es geahnt hätte, rief Iris »In Deckung!«, kurz bevor sich noch ein Schuss löste, der klirrend in das Beifahrerfenster einschlug. Wäre Jamie nicht Sohn eines Soldaten gewesen und hätte daher nicht genau gewusst, was er auf einen solchen Befehl zu tun hatte, dann hätte ihn die Kugel wahrscheinlich getötet.
Mit den Händen im Nacken und dem Gesicht auf den Knien kauerte der Junge zitternd vor Angst in seinem Sitz. Wer war so geisteskrank und schoss auf Kinder?, fragte sich Iris im Stillen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie den Jungen besorgt, der sich keinen Millimeter zu bewegen wagte.
»Nein, ich denke nicht. Ich blute, und es brennt ganz höllisch«, antwortete er schluchzend.
»Wo blutest du?«, fragte sie, legte Kimi auf dem Fahrersitz ab und beugte sich geduckt hinüber zu Jamie. Der Junge neigte seinen Kopf in ihre Richtung. Ein Schnitt von nicht geringer Größe für ein so kleines Gesicht befand sich direkt über seinem rechten Auge. Neben der stark blutenden Wunde fiel Iris auch der große Blutfleck auf Jamies rechtem Knie auf.
»Hast du sonst noch irgendwo Schmerzen«, fragte sie ihn besorgt, während sie ihn abtastete.
»Nein!«, sagte er mit Tränen in den Augen.
Iris griff in ihre Tasche, die sie im Fußraum abgestellt hatte, und holte eine kleine Schere heraus. Damit schnitt sie ein Stück Stoff aus dem Saum ihres Hosenbeines. Bevor sie jedoch damit begann, diesen dem Jungen
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