Invasion der Götter
zu verdanken haben, dann werden sie hoffentlich nicht in Erwägung ziehen, all ihre Kinder zu bestrafen, nur weil einige davon gegen sie rebellieren.«
Es war nicht zu übersehen, dass das, was der Präsident eben gesagt hatte, Santo Padre, wie der Papst auch genannt wurde, sauer aufstieß. Wie konnte einer der mächtigsten Männer der Welt, den er immer für fromm und besonnen gehalten hatte, auch nur im Ansatz glauben, diese Fremden könnten der Menschen Vater und Mutter sein? Es gab nur einen wahren Vater, der laut der Heiligen Schrift die Welt in sechs Tagen erschaffen und am siebten geruht hatte, um seine Schöpfungen zu bewundern. Jener, welcher die ersten beiden Menschen aufgrund ihres Ungehorsams aus dem Paradies verbannt und ihnen versprochen hatte, dorthin wieder zurückkehren zu dürfen, wenn sie fromm und nach seinen Regeln lebten.
»Ich weigere mich, diese Blasphemie zu unterstützen. Die Christen aller Länder haben es verdient, die Wahrheit zu erfahren, und die Wahrheit ist, dass Gott unser Vater ist. Er alleine hat die Fähigkeit, uns Leben zu geben und gleichzeitig auch wieder zu nehmen. Ich vertraue auf den Herrn, dass dieser uns vor diesen Scharlatanen beschützen wird.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie die Taten der Russen gutheißen?«, wollte der erschütterte kanadische Premierminister wissen.
»Wenn Russland sich als die Armee Gottes sieht, um diese falschen Götter vom Himmel zu holen, dann sicherlich«, gab der Papst offen zu.
»Hat die Kirche im Namen Gottes nicht bereits genug Menschenopfer gefordert, müssen jetzt alle daran glauben? Im Grunde gab es nie einen Beweis, dass dies mit Jesus von Nazareth wirklich so geschehen ist, wie es in der Bibel steht. Erst Jahre danach wurden die Geschichten niedergeschrieben, und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass die Menschen eine äußerst rege Fantasie haben. Vor nicht einmal fünfhundert Jahren glaubten sie noch an Drachen, Hexen, Zauberer und andere magische Wesen, und die Geschehnisse um Ihren Messias sind viermal so lange her. Waren die Menschen damals etwa noch glaubwürdiger? Das wage ich zu bezweifeln, und das Alte Testament ist noch zweifelhafter, Euer Hochwürden!«, konterte der neuseeländische Premierminister scharf. »Ich hatte das große Glück, ein persönliches Gespräch mit dem führenden Mann der Prä-Astronautik führen zu dürfen. Er hatte bereits seit Jahren Werke veröffentlicht, die von diesen Fremden handelten, wie sie die Welt bevölkerten und den Menschen erschufen. All das, was die Kirche in zwei Jahrtausenden versuchte zu verheimlichen, jedoch schon wusste. Jedes Indiz, das darauf hinweisen konnte, ist verschwunden oder wurde vernichtet. Doch die Zeit der Wahrheit ist gekommen, und sie sind zurückgekehrt, um ihre Erben über ihre wahre Herkunft zu unterrichten.«
Der Gesichtsausdruck des heiligen Vaters spiegelte seine Entrüstung wider, während die anderen Regierungschefs erstaunt auf die Worte des Neuseeländers reagierten.
»Wie können Sie nur das Wort des Herrn derart in Frage stellen? Der Teufel möge Sie holen für diese frevelhafte Aussage. Jedem sollte sich Luzifer annehmen, der auch nur annähernd so denkt.«
Kaum hatte der Papst dies ausgesprochen, fasste sich der neuseeländische Premierminister mit einem übertrieben schmerzverzerrten Gesichtsausdruck an die Brust, als ob er eine Herzattacke vortäuschen wollte. Nur sehr undeutlich konnte man zu Anfang über den Bildschirm des US-Präsidenten einen hellen Lichtkranz um den Neuseeländer sehen, der jedoch stetig größer wurde und an Intensität zunahm. Seine Mimik wurde immer unmenschlicher, sodass der Papst sich gezwungen sah, sich zu bekreuzigen. Ein langatmiger, unnatürlicher Schrei entwich dem Politiker, bevor er leblos zusammensackte. Während der Heilige Vater sich in seiner Annahme bestätigt sah, dass dieser Mensch vom Bösen besessen war, schwiegen die anderen Staatsoberhäupter fassungslos mit offen stehenden Mündern. Nur Sekunden vergingen, als der kanadische Premierminister dieselben Anzeichen zeigte. Wie der Neuseeländer fasste er sich an seine Brust, während seine Fratze die anderen zu Tode ängstigte. Noch bevor auch er zusammensackte, befiel es den Ägypter, dann den Mexikaner. Offenbar wurde dies auch für den Papst zu grotesk, und er klinkte sich aus, nachdem er sich dreimal bekreuzigt und sein Kruzifix geküsst hatte. Den bereits betroffenen vier Politikern folgten weitere drei, bis sich auch der junge Präsident der
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