Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
es die Reise sonst nicht unternommen hätte. Nicht einmal die Darhel konnten die Tarnung von Himmit-Shuttles durchdringen. Der Transport zur Erde würde also funktionell unsichtbar sein. Für das erste Schiff. Aber an irgendeinem Punkt würde Tir Dol Ron mit Sicherheit bemerken, dass sich weit, weit mehr Himmit im System befanden, als sie das sollten, und würde sich fragen, weshalb das so war.
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Donnerstag, 14. Januar 2055
Das Problem mit dem Spionagegewerbe lag darin, überlegte Cally, dass dort alles so unsicher war und die Leute in den Geheimdiensten nur zu oft den Wahrscheinlichkeitsgrad ihrer Schlussfolgerungen falsch einschätzten oder einfach in ihren Berichten übertrieben. Außerdem neigten sie dazu, einem ständig erklären zu wollen, wie und weshalb sie an das gekommen waren, was zu wissen sie behaupteten. Das hatte natürlich auch seine guten Seiten, weil es als eine Art Korrektiv dienen konnte und einen vor offenkundig an den Haaren herbeigezogenen Erkenntnissen schützte. Dafür waren diese Ergüsse aber bisweilen auch erschreckend langweilig. Manchmal hatte Cally das Gefühl, sie verbringe ihr halbes Leben in kargen, kleinen Besprechungsräumen. Tatsächlich war es gar nicht so lang, musste sie selbst zugeben, es kam einem einfach länger vor. Und dass Power Point all die Jahre überlebt hatte, war eigentlich kein Wunder. Auch wenn es sich in diesem Fall um eine generische Freewarekopie handelte.
Sands beugte sich zu ihr herunter und flüsterte: »Verdammt gute Hackerarbeit!«
Offensichtlich langweilten sich nicht alle so wie sie. Cally richtete sich in ihrem Stuhl etwas auf und versuchte aufzupassen.
»… bei der Sichtung der Datenmenge, die von den vielen auf dem Campus vorhandenen Kameras geliefert wurde, haben wir die einhundert Frauen ausfindig gemacht, die der Beschreibung der Kidnapperin am nächsten kommen. Anschließend
haben wir die offiziellen Unterlagen durchsucht, um jene Frauen positiv zu identifizieren. Von den zweiundneunzig, die wir so ausmachen konnten, waren neunzig an der Universität immatrikuliert. Die beiden anderen hatten die Highschool in benachbarten Ortschaften abgeschlossen und wohnen wahrscheinlich vor Ort.« Der Vortragende hielt inne, um auch sicherzustellen, dass jeder zu schätzen wusste, wie gründlich sein Team gearbeitet hatte, um so viele von den jungen Frauen wieder auszusondern, die sie ursprünglich eingeschlossen hatten.
Er fuhr fort: »Somit haben wir unsere Aufmerksamkeit auf die verbliebenen acht gerichtet.« Er zeigte eine Anordnung von acht körnigen Fotos, die auf dem Bildschirm allmählich schärfer wurden.
Cally unterdrückte ein Gähnen und wünschte sich, dass man ihnen einfach die verdammte Zielperson, die Einsatzparameter und relevante Informationen lieferte. Dabei musste sie zugeben, dass die letzten acht der Zeichnung der Kidnapperin verblüffend ähnelten.
Die Stimme des Mannes dröhnte immer noch: »… unter Einsatz von Alterungstechniken und der Suche nach verborgenen Daten, um eine mögliche Identifikation vorzunehmen. Nach dem Studium vieler Schulbilder sind wir auf insgesamt fünfzehn Frauen gekommen, die der Täterin entsprechen könnten. Anschließend haben wir Geburtsregister, Heiratsurkunden, die Unterlagen von Kinderschutzdiensten und andere Quellen durchsucht, um für jede der fünfzehn Frauen ein Profil zu erstellen. Auf diese Weise kamen wir auf zwei Frauen mit einer Kindheit, die psychopathische Regungen erzeugen kann, und sechs Frauen, deren Genotypen einen genetischen Risikofaktor dafür aufweisen. Äh … einschließlich der beiden vorher erwähnten Frauen. Eine dieser beiden verbüßt gerade eine Haftstrafe in einem Gefängnis in Minnesota. Damit bleibt diese Frau als höchst Verdächtige übrig.«
Cally beugte sich vor, weil sie jetzt endlich über ein Gesicht verfügte, das sie ihrem Gedächtnis einprägen konnte.
Die vier Bilder waren natürlich wesentlich besser. Nicht dass sie der Frau geschmeichelt hätten, obwohl sie durchaus attraktiv war. Sie bedurften lediglich keiner digitalen Verbesserung, um sie schärfer zu machen. Es handelte sich um die Originale von der Homepage der jungen Frau. Wie man nur so dämlich sein konnte, wenn man in dieser Branche tätig sein wollte. Tatsächlich eine Kandidatin für den Darwin-Preis!
»Jetzt kommen wir zu dem eigentlichen Mörder, Mr Robert ›Bobby‹ Mitchell.«
Cally konnte ihr Gähnen nicht ganz unterdrückten, auch wenn sie sich alle Mühe gab. Sie hätte es
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