Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
Bob, wenn du jemanden mitbringst, würdest du dann bitte dafür sorgen, dass sie, na ja, ein etwas diskreter Typ ist?« Er wollte seinem Wohltäter ja nicht auf die Nerven gehen, aber andererseits wollte er auch nicht, dass sein kleines Mädchen den ganzen Abend lang zusehen musste, wie eine Hure an Onkel Bobby rumfummelte.
Die Lippen seines Cousins wurden ein paar Augenblicke lang schmal, aber dann zuckte er die Achseln. »Geht in Ordnung, Johnny. Ganz wie du willst. Schätze, für die Kleine wäre das ein bisschen zu viel. Ich denke, einmal kann ich ja auch ohne Unterhaltung eine Mahlzeit einnehmen.« Er grinste tatsächlich, gerade so, als ob ihm die Vorstellung Freude bereitete.
Das Grinsen reichte tatsächlich bis in seine Augen, und Johnny musste einen Schauder unterdrücken. Dieses Funkeln erinnerte ihn aus irgendwelchen Gründen jedes Mal an den Tir.
»Oh, und noch was, Bobby!« Johnny beschloss, dem anderen noch etwas Gutes zu tun; ein Ausgleich sozusagen für seine Bitte wegen der Hure. »Lass dir davon die Feiertage nicht vermiesen, ja? Du hast doch bis zum 27. frei, stimmt’s?
Wenn du am Montag anfängst, schaffst du es dann bis Neujahr?«
»Aber klar doch«, erwiderte Mitchell mit einem Achselzucken. »Mit ein wenig Freizeit werde ich mich schon beschäftigen können.«
Samstag, 26. Dezember 2054
»Ich hab dir doch gesagt, dass es unmöglich ist«, erklärte Buckley. Offenbar war es auch davon überzeugt, das konnte man an dem selbstgefälligen Ton erkennen.
Cally starrte die Darstellung an, die das Buckley auf ihren Schreibtisch projizierte, und schüttelte den Kopf, schob sich dann eine Haarsträhne hinters Ohr und nahm einen Schluck Kaffee. Das war wirklich frustrierend. Papas geheimnisvolle chiffrierte Nachricht hatte sie dazu veranlasst, alle möglichen Daten auszugraben, die der von Berufs wegen paranoide alte Mann über die halbe Insel verstreut und dazu auch noch im Internet versteckt hatte. Buchstäblich auszugraben waren sie sogar in manchen Fällen gewesen, weil er offensichtlich PDAs auf der Insel verstaut hatte, und zwar schon seit es solche Dinger gab.
Am Ende hatte sie dann die Grundzüge eines äußerst raffinierten Schmuggelplans vor sich gehabt.
In Venezuela gab es riesige Bauxitvorkommen für die Aluminiumherstellung, die niemand abbaute. Panama produzierte mehr Lebensmittel, als dort verbraucht wurden, Kuba produzierte Stahl und verfügte über Fabrikanlagen zur Aluminiumbearbeitung. Panama brauchte beides.
Lebensmittel und Luxusgegenstände von Panama nach Venezuela. Bauxit nach Kuba. Stahl und bearbeitetes Aluminium nach Panama. Ein klassisches Dreiecksgeschäft.
Die Frage war nur, weshalb niemand das auch tat.
Venezuela wimmelte förmlich von Posleen. Gelegentlich setzte die Flotte orbitale Laser ein, um vom Orbit aus erkennbare
Siedlungen von Gottkönigen auszuräuchern. So schlimm war die Lage.
Wer dort Bauxit abbauen wollte, würde genügend Spitzenkämpfer brauchen, so wie beispielsweise Leute von der DAG, um das Areal zunächst zu säubern. Die Darhel hatten das zweimal mit dem üblichen Gesindel versucht, es aber nicht geschafft. Eigentlich war das genau die Art von Einsatz, für die man die Direct Action Group ins Leben gerufen hatte: Posleen-Nester ausräuchern.
Das Problem war, dass die Darhel jeden, der es schaffte, dort einen einigermaßen lukrativen Bergbaubetrieb auf die Beine zu stellen, unter dem einen oder anderen fadenscheinigen Vorwand verjagten. Also würde die Bergwerksoperation geheim bleiben müssen. Und der Warentransport ebenfalls.
Papa verfügte über eine Menge Kontakte mit Schmugglern in der Karibik.
Den Ergebnissen ihrer Suchaktion nach zu schließen, hatte Papa den Plan schon seit einer Weile in Erwägung gezogen. Zur Ausführung brauchte er drei Dinge.
Eine Gruppe wirklich erstklassiger, vorzüglich ausgebildeter Kämpfer, die nichts Besseres zu tun hatten.
Vorhanden.
Kontakte in Kuba und Panama, um die Waren an den Mann zu bringen.
Vorhanden.
Eine Menge Geld.
Scheiße.
»Wenn du nichts Konstruktives zu sagen hast, Buckley, dann halt die Klappe.«
»Das ist eine katastrophale Aufgabe. Aufgeben ist konstruktiv.«
»Halt die Klappe, Buckley.«
»In Ordnung.«
Der einzige Mensch ihres Bekanntenkreises, der sich ebenso gut wie Granpa mit halbseidenen finanziellen Transaktionen
auskannte, war Stewart. Für Cally hing ihrem Ehemann ewig sein nom de guerre aus dem Krieg gegen die Posleen an. Als sie sich kennengelernt
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