Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
und ineinander verliebt hatten, war sie im Einsatz gewesen, und beide hatten unterschiedliche Decknamen gehabt – er als Lieutenant Pryce und sie als Captain Sinda Makepeace. General James Stewart war der Deckname unterhalb dem Pryce-Decknamen gewesen und hatte sich in ihrem Bewusstsein für immer als sein »richtiger« Name festgesetzt. Der asiatische Name, den er als Angehöriger des Mittleren Managements der Tong jetzt trug, passte ebenso schlecht zu ihm wie sein neues Gesicht. Er trug seine Deckidentität natürlich gut, nur ihr kam sie nicht »richtig« vor. Sein Pryce-Gesicht war wenigstens sein eigenes Originalgesicht gewesen. Ihres damals nicht, aber sie hatte es seit dem Einsatz lange genug mit sich herumgetragen, um sich daran zu gewöhnen. Die Titten waren immer noch zu auffällig, und sie schleppte mehr Fleisch mit sich herum, als dass sie sich damit hätte wohlfühlen können – ganz gleich, was die Männer sagten. Aber das Gesicht fühlte sich jetzt eher so an, als gehöre es ihr wirklich und nicht wie eine Tarnung. Irgendwie war das unheimlich.
Aber das brachte sie der Lösung dieses verdammten Problems auch nicht näher. Stewart. Das war die nächste Option, und sie hatte wirklich gar keine Lust, das anzugehen. In der Tong war nicht allgemein bekannt, dass Stewart mit jemandem in der Bane Sidhe verheiratet war. Es war nicht einmal allgemein bekannt, dass er verheiratet oder ein Rundauge war. Sicher, eine Freundin, auch Kinder, aber eine blonde Geliebte war ein Statussymbol, seine Kollegen betrachteten das Bild von ihr und den Kindern auf seinem Schreibtisch eher als Machtstatement und sahen nicht so sehr die emotionale Beziehung darin. In ihrer Vorstellung hatte er diese exotische Geliebte selbstverständlich nicht geheiratet. Aus Karrieresicht wäre das ein schlechter Schritt gewesen, und er galt als raffinierter Spieler.
Deshalb vermied sie aus Sorge um ihn, den Kontakt zu ihm herzustellen. Richtige Geliebte kamen dann, wenn man sie rief – und stellten keine Ansprüche. Sie hatte keine Wahl. Vielleicht konnte er mit diesem ganzen Durcheinander etwas anfangen, aber genau darauf lief es ja hinaus, nicht wahr? Damit er Ordnung in das Schlamassel bringen konnte, würde er die Daten sehen müssen. Das war kein Sicherheitsproblem. Granpa würde nichts dagegen einzuwenden haben. Das Problem war nur, dass sie unmöglich so viel Information durch eine geheime Pipeline schicken konnte, ohne das gewaltige Risiko einzugehen, dass die Pipeline auf diese Weise bekannt wurde. Außerdem war es nicht unproblematisch, ihre Organisation oder die seine damit zu betrauen. Die Information ging entweder auf dieser Seite der Pipeline in seine Organisation über, wenn sie dafür bezahlte, sie zu ihm zu schicken – was nicht billig sein würde. Oder sie ging am anderen Ende der Pipeline in seine Organisation über, indem ihm jemand von der Bane Sidhe einen Datenwürfel übergab. Beides war schlecht.
Sie entschied sich dafür, ihm eine kurze Darstellung des Problems als Liebesbrief getarnt zu schicken. Der musste kurz und knapp sein. Das Holo von ihr im Pin-up-Stil hatte, wenn man auch die Redundanz berücksichtigte, nur beschränkt Platz, um eine chiffrierte Botschaft darin unterzubringen. Und das Ganze zu chiffrieren war wesentlich komplizierter, als es zunächst den Anschein hatte. Ihr Tong-Kontakt würde die Nachricht sofort, nachdem sie das Porto bezahlt hatte, komprimieren und die komprimierte Datei anschließend chiffrieren. Das würde zwar zu beachtlichem Datenverlust führen, was aber überhaupt nichts zu bedeuten hätte, wenn es sich bei der Datei um das schlichte Pin-up-Holo handelte, als das sie getarnt war. Die Software am anderen Ende würde die fehlenden Daten errechnen und die Lücken füllen. Visuell würde man den Unterschied unmöglich feststellen können.
Unglücklicherweise würde dieser Datenverlust eine sonst mühelos und unverfänglich in ein übliches Holo einzufügende Nachricht durcheinanderbringen und stören. Der Trick bestand darin, eine in dem Holo chiffrierte Nachricht unterzubringen, die über hinreichende Redundanz verfügte, um den Schaden bei der Übermittlung zu überleben. Die Nachricht sollte aber trotzdem obskur genug sein, um sich der Entdeckung zu entziehen. Das beschränkte die Datenmenge, die sie senden konnten, erheblich. Je mehr Information, desto mehr Verzerrung oder weniger Sicherheit – such dir’s raus. Sie entschied sich für eine sehr kurze Nachricht.
6
Die
Weitere Kostenlose Bücher