Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
nicht, solange du hier bist, oder?« Allmählich gewöhnte sich Caspar Andreotti daran, seinen Schützling gemäß seinem geistigen, nicht seinem chronologischen Alter zu behandeln.
»Wann meinst du, werden die uns holen?«, fragte der Junge. »Ich meine, die, die uns retten, nicht die Polizei oder andere. Die, die du gerufen hast.«
»Bald jetzt«, antwortete Caspar. »Pinky, du bist doch fünf oder bist du nur klein für dein Alter?«
»Glaubst du, Joey …« Bei der Nennung des Namens, der zu seinem Bruder gehörte, versagte ihm erst die Stimme. »Glaubst du, Joey hätte gesagt, dass er sechs ist, selbst wenn er älter gewesen wäre?«
»Nein, Pinky, wahrscheinlich nicht. Warum hast du dir also nicht anmerken lassen, wie schlau du bist?«
»Damit Joey sauer wird? Oder damit man mich früher in die Schule steckt oder ein paar Klassen höher und mich die größeren Jungs ständig verprügeln? Oder mich wie einen Freak behandeln?« Diese letzte Bemerkung kam Andreotti wie ein Pfeifen im dunklen Wald vor und verriet ihm, wie es dem Kleinen zusetzte, möglicherweise als Freak betrachtet zu werden.
»Du bist aber doch schlau, oder nicht? Du solltest dich dessen nie schämen, Pinky, das hat dir gerade das Leben gerettet.« Der Erwachsene, für Pinky im Augenblick fast ein Vater, achtete sehr darauf, zugleich ernsthaft, respektvoll und keineswegs herablassend zu wirken.
Talentiert und Respekt verdienend oder »anders«, mit dem Bedürfnis, sich aus Gründen der Selbsterhaltung zu verstecken. Das waren die Alternativen.
Wenn Pinky »beunruhigend schlau« war, was ja der Fall war, dann war es unbedingt notwendig, dass er zu einem funktionsfähigen »beunruhigend schlauen« Mann heranwuchs. Solche Leute brauchten die Bane Sidhe. Caspar war der Anflug von Heldenverehrung nicht entgangen, als der Junge »Spion« gesagt hatte. Für viele Menschen wäre das ein Warnsignal gewesen. Aber dieses Kind war eine Naturbegabung. Die Organisation würde es nicht leicht haben, den richtigen Platz für ihn zu finden, einen Platz, wo er ihr den größten Nutzen bringen konnte.
Der Junge würde am Silvesterabend nie wieder Spaß haben. Und dann überlegte Andreotti, dass es ihm wohl ähnlich ergehen mochte.
»Nur eine Frage noch«, sagte Andreotti.
»Was denn?«
»Wie in drei Teufels Namen hast du meine Kombination geknackt?«
Muellers Selbsterhaltungstrieb war beinahe gut genug entwickelt, um ihn davon abzuhalten, die O’Neal-Frauen zu auffällig zu mustern. Das Thema »verheiratet« war bei Außeneinsätzen nicht immer ein Problem, aber darum ging es hier nicht. Es war immerhin eine Trennung, da seine Frau und seine Kinder doch in Indiana weilten, im Untergrund, bei den Leuten, die diese ganze Verschwörung leiteten.
Ob nun hundert Meilen entfernt oder tausend, einem Mann setzte das immer zu. Das Mädchen mit diesem tollen Hintern musste eine O’Neal sein. Dafür sprach das hellbraune Haar mit den blonden Strähnen. Das Rot bei weiblichen Inselbewohnern, davor hatte man ihn gewarnt, bedeutete – wie das Rot bei Pilzen oder Tropenfischen – ein Gefahrensignal. Und als sie sich jetzt umdrehte, konnte er auch noch einen Blick auf ihre Oberweite erhaschen. Sie bemerkte den Blick und lächelte, ehe sie weiterging. Dann sah sie sich noch einmal zu ihm um und schenkte ihm ein weiteres Lächeln.
Und zugleich verpasste ihm Mosovich einen Klaps auf den Kopf. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der sich von hinten herangepirscht hatte. Lagewahrnehmung gegen hübsches Mädchen. Keine Chance. Besonders in seinem Zustand.
»Vergiss es. Sie ist verwitwet«, sagte er. »Nein, komm bloß nicht auf die Idee, dass sie zu haben wäre. Sie ist erst ganz kurze Zeit verwitwet. Bei einem Einsatz vor zwei Wochen.«
Er brauchte nicht zu sagen »off-limits«. Ihr gefallener Ehemann musste eine vernünftige Zeit unter der Erde sein, ehe sie wieder zu haben war – und dann würde er mit all den anderen Typen konkurrieren müssen, denen ihr Po und
ihre Titten ebenfalls nicht entgangen waren, ganz zu schweigen von ihrem Gesicht, das auch gar nicht übel schien. Ein verheirateter Typ mit Kindern würde da ganz sicher nicht oben auf der Liste stehen – und sollte das auch nicht.
»Sehr nach trauernder Witwe hat sie aber nicht ausgesehen«, hörte Mueller sich sagen, was ihm einen weiteren Klaps auf den Hinterkopf eintrug.
»Lass das, Junge. Du weißt genauso gut wie ich, dass das nichts zu besagen hat.« Wie es aussah, war Mosovich durchaus
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