Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
nicht? Die Extraktion kam zuerst, aber dabei galt es, alle Einzelheiten zu registrieren und sich nach Spuren umzusehen, die später dann nötig werden würden, um Jagd auf sehr böse Leute zu machen. Böse Leute, die sich mit dem falschen Wolfsrudel angelegt hatten.
»Landrum wird das mächtig zusetzen«, sagte Kerry. »Der ist ein paarmal mit Kerrie ausgegangen.«
»Autsch. Welcher Schwachkopf hat ihn diesem Team zugeteilt?« Tramp blickte finster in die allgemeine Richtung dieses Knirpses Schmidt, der inzwischen vom Roller gestiegen war und mit seiner Tüte – in der sich die Weinflasche befand – näher kam und recht glaubwürdig wie ein »Freund« der Familie aussah.
»Ich glaube nicht, dass es Schmidt war. Ich weiß nicht einmal, ob er es gewusst hat.«
»Oh, ist ja großartig. Brillant! Ganz große Scheiße.« Michaels schob den Schlüssel in den Türknopf, als er das Klappern der Gittertür, die sich gerade öffnete, an der Küche hörte. Einen Augenblick lang überhaupt nicht wie mormonische Missionare handelnd, hasteten er und Kerry durch die Eingangstür und sahen sich nach beiden Seiten um, während er die Tür hinter ihnen zustieß. Da ihre Befehle bedauerlicherweise nicht zuließen, dass sie ihre Waffen zogen, hatte jeder die Hand unter dem Jackett: Das war gerade noch erlaubt, ohne gegen den beschissenen Einsatzbefehl zu verstoßen.
Die schwarze auf die Wand gesprühte Faust deutete darauf hin, dass die Scheißkerle tatsächlich weg waren, was, falls es stimmte, für die Überlebenden natürlich gut war. Falls. Tramp folgte seinem Kumpel durch den Korridor bis zu dem leeren Wohnzimmer links, ging dabei rückwärts und sicherte nach hinten.
»Das ist das Zimmer, in das wir Landrum nicht reinlassen dürfen«, verkündete Kerry finster, als sie in das erste Zimmer sahen, ein Schlafzimmer an der Vorderseite des Hauses.
Michaels sah über die Schulter in den Raum. Die Schweine hatten die Tür des begehbaren Kleiderschranks bestimmt absichtlich offen gelassen, sodass man Kerrie Maise auf dem Bett liegen sehen konnte, mit schlampigen vier oder fünf Einschüssen, willkürlich über ihre Leiche verteilt, und einem Kopfschuss aus kurzer Distanz, der sie ganz offensichtlich getötet hatte. Die Blutschmierer auf dem Boden deuteten darauf hin, dass sie nach den ersten paar Schüssen rückwärts getaumelt und aufs Bett gefallen war.
Aber für Gefühle war jetzt keine Zeit. Sie verließen den Raum und sandten den entsprechenden Klickcode. Was da an grauer und weißer Masse an der Wand hinter dem Bett klebte, war ein Anblick, den kein Mann als letzte Erinnerung an seine Frau mit sich herumtragen wollte. Trotz aller Professionalität stieg eine glühende Wut in ihm auf und drohte ihn zu übermannen.
Er kämpfte dagegen an, als sie die Leiche hinter sich ließen, um das nächste Zimmer anzusehen, offenbar eines der Kinderzimmer. Barmherzigerweise war es leer, roch aber stark nach Erbrochenem. Sie sandten den Code und gingen weiter ins Elternschlafzimmer. Ein zweimaliges Klicken, dem Ton nach von Schmidt, ließ sie wissen, dass der nicht überlebt habende Junge aufgefunden worden war. Sie hakten das letzte Zimmer auf ihrer Liste ab und gingen ins Holozimmer, wo Landrum sie mit weißem Gesicht erwartete.
»Keller«, sagte er.
»Geh nicht in den vorderen Teil des Hauses, Mann«, wies Tramp den anderen entschieden an. Wahrscheinlich wäre er selbst schlau genug gewesen, das zu unterlassen, doch es gab Dinge, bei denen es sich lohnte, ganz sicher zu gehen. Wenn man so etwas einmal gesehen hatte, konnte man es nicht mehr aus seinem Gedächtnis verdrängen.
Als Landrums Gesicht noch weißer wurde, wusste er, dass er richtig gelegen hatte.
»Nein.« Das kam gleichzeitig aus seinem und Kerrys Mund und deutete an, dass sie den Mann, wenn nötig, auch mit Gewalt zurückhalten würden.
Landrum machte auf dem Absatz kehrt und setzte sich in Richtung Küche in Bewegung, Kerry dicht dahinter. Michaels übernahm erneut die Nachhut.
Insgesamt hatten sie keine dreißig Sekunden gebraucht, um das Obergeschoss des Hauses zu durchsuchen.
In der Küche beobachteten er und Kerry den Treppenflur, während Landrum und Schmidt in den Keller hinabstiegen und gleich darauf mit dem Zivilisten und dem Jungen zurückkehrten. Pinky, erinnerte sich Tramp. Das war nicht bloß ein ziviles Kind. Das war der Sohn eines seiner Kameraden.
»Die haben Jenny umgebracht«, sagte der Junge. Seine Gesichtszüge waren von Angst und Müdigkeit
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