Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan

Landrum das normalerweise getan hätte, würde sie von Fort Wayne nach Cincinnati tragen.
    Sie hatte sich widerstrebend damit einverstanden erklärt, dass die vier DAGler sich bis Asheville mit dem Fahren abwechselten. Aber Landrum stellte fest, dass es ihr offenbar nicht ganz passte, wenn Privett fuhr.
    »Bist du je bei Schnee gefahren, Cargo?«, wollte sie wissen.
    »Was? Aber selbstverständlich bin ich bei Schnee gefahren. Wir sind – wir waren schließlich an den großen Seen stationiert!«, erwiderte er indigniert.

    »Und du kennst die erste Regel, wie man im Schnee fährt, ja?«
    »Ich kann fahren, Deni.« Er verdrehte die Augen.
    »Mir wäre wohler, wenn du etwa zehn Meilen die Stunde langsamer fahren würdest«, sagte sie.
    Landrum sah über Privetts Schulter auf den Tacho, der sechzig Meilen pro Stunde anzeigte. Er blickte auf die Straße hinaus und gab ihr recht. Bei dem Wetter wäre er auch etwas langsamer gefahren.
    »Unter dem Schnee kann Eis sein, das du nicht siehst«, insistierte Reardon.
    Privett seufzte verärgert, aber Landrum spürte, wie der Wagen langsamer wurde.
    »Du kannst ein wenig schlafen, wenn du nicht fährst, weißt du«, erklärte Luke dem Mädchen, das auf dem Rücksitz zwischen ihm und Tramp saß.
    Argwöhnisch blickte sie auf Cargos Hinterkopf und dann auf ihr Buckley. »Später vielleicht. Ich denke, ich werde ein wenig lesen.«
    Tramp wirkte viel zu erfreut über die Sitzverteilung, was Landrum dazu veranlasste, ihm über den Kopf der Kleinen hinweg einen schmutzigen Blick zuzuwerfen. Sein Buckley vibrierte leicht, und er tippte den Bildschirm an, um den Text aufzurufen.
    »Was? Willst du da Ansprüche anmelden?« Die SMS wies in der Ecke Tramps Benutzericon auf.
    »Sie ist minderjährig«, tippte er zurück.
    »Aber da fehlt nicht viel.« Er und Tramp tippten beide auf eine winzige virtuelle Tastatur in der unteren Hälfte des Bildschirms, die nur zu sehen war, wenn das Buckley im Textmodus war. Aber das half bei kurzer, lautloser Kommunikation.
    Das Mädchen saß zwischen ihnen und las etwas oder spielte ein Spiel oder so. Jedenfalls merkte sie nichts.
    Ein neues Icon, eine Schneeflocke, tauchte auf seinem Bildschirm auf, und in der Ecke blinkte das Wort »Konferenz«.
Er tippte den Button an und fragte sich, was das sollte.
    »Zu viel für dich. Kapiert?«, lautete die Nachricht. Die Schneeflocke verwandelte sich in ein kurvenreiches Pin-up-Girl im Stil des einundzwanzigsten Jahrhunderts, das ihm eine Kusshand zuwarf, ehe es verschwand.
    Landrum warf dem Mädchen, um deren Mundwinkel es leicht zuckte, einen Blick zu und wäre vor Lachen fast vom Sitz gefallen.
    »Stimmt was nicht?«, fragte die Kleine und griff sich an die Nasenspitze, wie jemand, der gewöhnlich eine Brille trägt.
    »Nee«, sagte er.
    Auf der anderen Seite des Wagens wirkte Tramp Michaels wesentlich weniger fröhlich und eher ein bisschen mürrisch. Luke konnte einfach nicht anders, er musste ihn grinsend ansehen.
    Sie fuhren durch die Nacht und hielten zweimal an, um die Fahrzeuge zu wechseln, ehe sie Asheville erreichten. Für Kerry und Michaels war etwas so Prosaisches wie eine dermaßen lange Autofahrt eine ganz neue Erfahrung gewesen. Sie hatten den größten Teil der Fahrt darüber Witze gerissen.
    Als sie schließlich Knoxville erreichten, dämmerte schon beinahe der Morgen. Das Wetter war gut, die Straßen trocken und sollten das auch bleiben, sofern man dem Wetterbericht trauen durfte. Einsätze erforderten häufig, dass man ohne Schlaf auskam, aber entgegen der allgemeinen Ansicht gehörten Ruhepausen zu den Dingen, die man, wenn irgend möglich, mit einplante. Selbst der beste Agent leistete mehr, wenn er nicht müde war. Sie fanden ein billiges Hotel, und er schickte Cargo hinein, um Zimmer für sie zu organisieren.
    Das Hotel hatte eine bräunlich graue Fassade, nicht gewollt, sondern weil man die weißen Ziegelsteine und Türen schon so lange nicht mehr getüncht hatte, dass sie nun
schmierig und verwittert waren. Es handelte sich um die Art von Bleibe, wo die Hälfte der »Gäste« wochenweise Zimmer mieteten und eher als Mieter gelten konnten.
    Es war auch die Art von Unterkunft, wo es nicht gefährlich war zu bleiben – wenn man um die zwanzig war, etwa achtzig Kilo wog, männlichen Geschlechts war und hauptsächlich aus Muskeln bestand.
    Landrum war mit dem Fahren dran, also sah er zu Privett hinüber, als dieser über den teils von Unkraut überwucherten Parkplatz zurückkam. »Wo ist