Invasion - Die Ehre des Clans - Ringo, J: Invasion - Die Ehre des Clans - Honor of the Clan
in einem der südlichen Staaten zu treffen.
Kurz nach Mitternacht wurden die Lichter im Tyler-Haus ausgeschaltet. Landrum dankte seinem Schöpfer dafür, dass sie es irgendwie geschafft hatten, ihr eigenes Gerät und dazu so nette Dinge wie moderne Nachtsichtbrillen aus dem Fundus der DAG mitzubringen. Er hatte schon manchmal die Erfahrung machen müssen, dass die Bane Sidhe ihren Agenten total veralteten Kram zumutete. Echte DAG-Nachtsichtbrillen bedeuteten, dass jeder wie bei Tageslicht in einem Schwarz-Weiß-Film sah. Lukes Dad hatte eine ganze Menge von diesen Sachen.
Er hatte in der Vergangenheit schon häufig gehört, dass jemand ein Haus als »kurz vor dem Verfall« bezeichnet hatte, aber bei diesem hier wurde das Terrassendach auf einer Seite tatsächlich nur noch von zwei primitiv zusammengenagelten Balken gestützt. Dass die Fenster früher einmal auch Läden gehabt hatten, war nur daran zu erkennen, dass immerhin eines davon noch einen solchen besaß. Die beiden anderen Fenster waren mit Brettern vernagelt. Und der winzige Vorgarten war mit einem Sammelsurium von Spielzeug und schrottreifen Gegenständen übersät.
Sie traten die Haustür ein und drangen zu zweit in das Haus ein, durchsuchten es so, wie sie es gelernt hatten, genauso wie sie es in jeder anderen feindlichen Umgebung getan hätten. Sie hörten die Schreie der Mutter und des Kindes.
Tramp und Kerry fanden alle drei zusammengekauert im Elternschlafzimmer. Die Frau und der Junge befanden sich auf einer Seite des Betts, der Kotzbrocken auf der anderen.
»Halt, halt! Nicht vor meiner Frau und dem Kind! Okay, ich komm schon, ich komm schon, wenn ihr das wollt, aber nicht hier und nicht so …«, winselte der Mann.
Während er noch um sein Leben bettelte, richtete er plötzlich eine Schrotflinte auf die DAGler. Zumindest versuchte er das. Kerrys Schuss traf ihn jedoch, ehe er die Waffe auch nur über die Matratze gehalten hatte.
Die Schreie der Frau und des Jungen hallten weithin und schrecklich, und die Mutter wehrte sich heftig, zerkratzte Luke mit Fingernägeln die Arme, als er sie aufs Bett zog und dort festhielt. Der Junge trommelte auf seinen Rücken, als er eine gefüllte Spritze aus einer Schenkeltasche zog und der Frau einen Schuss Recalma plus verpasste.
Er spürte, wie der Junge hinter ihm erschlaffte und von seinem Rücken gezogen wurde, und als er sich umdrehte, sah er, wie Privett das bewusstlose Kind neben seine Mutter auf das Bett legte.
»Ich habe ihm bloß eine halbe Spritze gegeben«, erklärte Cargo.
»In Ordnung. Deck da ein Laken drüber«, sagte Landrum und wies auf die Leiche. »Schnapp dir den Jungen, ich nehme Mom, dann legen wir die beiden auf die Couch, damit sie nicht im selben Zimmer wie er aufwachen.«
Den Schmerz und das Entsetzen über den Verlust ihres Kotzbrockens von Vater und Ehemann würden sie den beiden Zivilisten auf diese Weise nicht ersparen können. Sie würden aufwachen und ihn finden, aber als Leiche. Doch das Recalma bewirkte mehr als nur sie ruhigzustellen, ohne sie zu töten. Es unterbrach Neurotransmitter im Gehirn auf eine Art und Weise, die es verhinderte, dass sich Langzeiterinnerungen bildeten. Und zwar völlig. Der Anblick von Tyler, der vor ihren Augen getötet wurde, würde nicht etwa nur unterdrückt werden. Das Bild würde gar nicht da sein.
Vor langer Zeit einmal war man allgemein der Ansicht gewesen, man würde Dinge, die man einmal gesehen hatte, nicht vergessen können. Die moderne Medizin hatte dafür ein Mittel, wenn man es an Ort und Stelle applizierte. Diese beiden würden sich nicht an die letzten ein bis drei Tage erinnern. Es gab einige Präparate, die das bewirkten. Recalma hatte den Vorteil, dass es schnell und komplett wirkte und das ganze Adrenalin und auch die verwandten Stresshormone und Auswirkungen neutralisierte.
Den Männern machte es ihr blutiges Handwerk leichter, wenn sie wussten, dass Zivilisten, die dabei zusahen, die Bilder schließlich doch vergessen konnten.
Sie würden zwar die Tür wieder verschließen, so gut das eben ging, aber es würde hier drinnen doch mächtig kalt werden, ehe der Morgen anbrach. Sie deckten die beiden Überlebenden mit sämtlichen Decken und sonstigem Zeug zu, das sie finden konnten, und schoben sie dicht aneinander, damit sie gegenseitig von ihrer Körperwärme profitierten. Und über das Ganze legte Cargo eine mit roten und blauen Schaukelpferden bestickte Patchworkdecke, die er im Zimmer des Jungen entdeckt hatte. Er
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