Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
sagte Boyd zu Suarez in dem feuchten, muffigen Kommandobunker, den sie sich im Osten der Natafront teilten.
Suarez zuckte die Achseln. »Ich kann die ganz gut lesen.«
»Tatsächlich? Wie?«
»Logistik«, antwortete Suarez knapp. Als er sah, dass seine Antwort den Diktator verwirrt hatte, erläuterte der Magister Equitum : »Es gibt ein altes Sprichwort, das lautet: ›Amateure studieren Taktik, Profis Logistik.‹ Darin steckt viel Wahrheit; echte Profis studieren alles , buchstäblich alles. Aber den meisten sagt das Sprichwort einfach nur, dass im Krieg die Logistik herrscht. Auch das ist richtig, aber auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Wer rückhaltlos daran glaubt, wird meistens etwas übersehen: Wenn alles auf Logistik basiert, wird man äußerst berechenbar, weil die Logistik im Gegensatz zu den meisten anderen Aspekten der Kriegsführung eine einigermaßen berechenbare Wissenschaft ist.«
»Dann berechnen Sie doch, Meister meiner Reiterei«, befahl Boyd.
»Er macht sich Sorgen. Wir haben dafür gesorgt, dass seine Streitkräfte im Westen von hier fast nichts zu essen haben. Er weiß, dass er morgen unsere Front angreifen und aufbrechen
muss, spätestens übermorgen, sonst wird er schlicht und ergreifend verhungern. Es gibt hier natürlich Nahrung, seine eigenen Toten und diejenigen von uns, deren Leichen ihm in die Hände gefallen sind. Ich habe übrigens Anweisung gegeben, dass die Leichen sowohl unserer wie auch seiner Toten nicht mit Sprengladungen versehen werden. Ich möchte , dass es hier Nahrung gibt, um ihn damit nach vorne zu locken.«
»Und was passiert dann, wenn er vorne ist?«
»Dann massiert er seine Truppen zum Angriff«, antwortete Suarez. »Er tut das ganz allgemein, aber speziell in den Niederungen, wo unser direktes Feuer ihn nicht erreichen kann. Er hat unsere Artillerie erlebt und glaubt, sie beurteilen zu können. Er weiß nicht, dass wir Geschütze und Mörser haben, die fast Rad an Rad über die ganze Breite der Front stehen. Was er nicht weiß, ist, dass wir an seinen Flanken fast zweihundert Raketenwerfer aufgestellt haben, die seine Front in Stücke reißen können.«
»Wie kommt es, dass Sie das alles wissen?«
»Das weiß ich, weil ich weiß, dass er, vom logistischen Standpunkt aus betrachtet, vorrücken oder verhungern muss … und dass er, wenn er den geringsten Verdacht hätte, fliehen würde, als wäre der Teufel hinter ihm her, um aus der Todeszone zu kommen, die wir für ihn vorbereitet haben, ob er nun verhungert oder nicht.«
Santa Fé, Provinz Veraguas, Republik Panama
Die Sonne war am Untergehen und die vom Norden nach Süden verlaufende Bergkette westlich von Santa Fé warf lange Schatten über die Geschütze, Raketenwerfer, Bunker und Antennen der Artilleriestellungen.
Dignas Mühen waren noch nicht vorbei, obwohl der Tag sich schnell dem Ende zuneigte. Stattdessen ging sie mit ihren Kindern, Enkeln, Urenkeln und sonstigen Untergebenen vielleicht zum fünfzehnten Mal den Feuerplan und seine
Alternativen durch. Wieder wiesen sie ihre Kinder auf ihre hilflosen jungen Kinder hin.
Dignas Antwort war knapp. »Meine Kinder sind hier. Die euren werden auch hier sein … bis diese Schlacht vorbei ist, um wir nun gewinnen oder verlieren. Mein Rat ist deshalb: Verliert nicht.«
Aus dem Nationalen Hauptquartier, das mit Suarez’ Gefechtsstation als Chef der Reiterei und Kommandeur der Motorisierten Korps zusammengelegt war, kam eine Sendung, die alle zehn Minuten eine Stunde lang wiederholt wurde. »Drake, hier Morgan.« An alle Streitkräfte, hier spricht die Nationale Kommandobehörde. »Ich authentisiere Bravo-X-Ray-Tango.« Hey, passt auf, ich bin’s wirklich. »Code: San Lorenzo … Code: Portobello.« Morgen werden wir einen großen Tag haben … oder am Tag darauf. »Code: Marconi.« Weitere Anweisungen folgen im Laufe der Nacht.
Digna brauchte die Wiederholungen nicht. Sie hatte bereits beim ersten Mal den Wachoffizier angewiesen, den Erhalt zu bestätigen. Dann verkündete sie: »Am Morgen, um 02:15, besetzen wir die Geschütze und BM-21. Wenn, wie ich erwarte, der Feuerbefehl kommt, führen wir unseren Plan aus. Und jetzt genug damit; geht zu euren Bataillons und Batterien zurück.«
Immer noch das Schlimmste fürchtend, schauderte Snyder unkontrolliert, den sein gepanzerter Kommandoanzug wie ein Kokon einhüllte. Natürlich hielten ihn der Anzug und die Pampe hinreichend warm. Das war nicht das Problem. Das Problem war, dass er Sorge hatte,
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