Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
waren, um Männer und Material zu verlegen und Befestigungen zu bauen. Bunker waren halb fertig gestellt und blieben einfach liegen. Hindernisse, von Stacheldraht bis hin zu Landminen, blieben halb fertig. Rodungen, die erforderlich waren, um freies Schussfeld zu bekommen, unterblieben. Nur die Befestigungen, die die Gringos selbst und für sich bauten, gingen einigermaßen planmäßig der Fertigstellung entgegen.
Dem hageren, gefährlich aussehenden Colonel, der neben Boyd stand, schienen die nicht fertig gestellten Befestigungen an und für sich nichts auszumachen. Suarez befehligte eines der sechs motorisierten Regimenter der Streitkräfte. Für ihn waren Straßen wichtig, Bunker hingegen ohne Belang.
»Aber die stehlen mir meinen verdammten Treibstoff«, ereiferte sich Suarez. »Wie zum Teufel soll ich ohne den gottverdammten Treibstoff meine Fahrzeuge in Bewegung halten? Und wie soll ich meine Geschützbesatzungen ohne die scheiß Munition ausbilden?«
»Colonel, Sie können es mir glauben, ich weiß, dass das Zeug verschwindet, aber ich habe keine Ahnung, wohin oder wie das geschieht«, antwortete Boyd.
Suarez überlegte. Wie weit kann ich diesem Burschen trauen? Er ist einer aus den Familien, kann man ihm überhaupt vertrauen? Aber andererseits ist er jetzt hier, versucht
zu helfen, versucht zu verhindern, dass uns wie von Vampiren das Lebensblut unserer Verteidigungsmaßnahmen aus den Adern gesaugt wird … und er hat einen guten Ruf.
Die Infanteriekampfspange auf Boyds Brust gab für Suarez schließlich den Ausschlag. Panama hatte sie erst vor kurzem eingeführt, und Suarez selbst hatte die Auszeichnung, wenn auch einigermaßen verzögert, für seinen Einsatz bei der Verteidigung der Comandancia im Jahre 1989 erhalten. Für die Wenigen, die sie tragen durften, hatte sie Bedeutung.
»Ich weiß auch nicht, wo oder wie, General«, antwortete er schließlich, »aber wer uns beklaut, weiß ich. Und Sie wissen es auch.«
Boyds Miene verfinsterte sich. »Mercedes, so viel steht fest. Seine ganze Familie, bis hinunter zu illegitimen Vettern vierten Grades.«
»Und die beiden Vizepräsidenten. Und jeder zweite Abgeordnete«, fügte Suarez hinzu. »Und alle vier Korpskommandeure und alle mit Ausnahme von vielleicht zwei Divisionschefs. Jeder dieser gottverdammten Dreckskerle denkt bloß an sich.«
»Cortez auch, meinen Sie?«, fragte Boyd.
Suarez spuckte aus. »Er hat mehr Gelegenheit als die meisten, Treibstoff zu stehlen, oder nicht?«
»So viel zum Thema ›Pflicht, Ehre, Vaterland‹«, sinnierte Boyd.
Cortez war ein Absolvent des Jahres 1980 der Militärakademie der Vereinigten Staaten in West Point. Boyd hatte sich schon als junger gemeiner Soldat eine gesunde Abneigung für West Pointer angewöhnt, die sich ständig ihren Abschluss raushängen ließen. Diese Abneigung war er nie ganz losgeworden, und Cortez’ Diebereien hatten sie erneut zu vollem Glanz erblühen lassen.
»Von den Divisionschefs bis hinauf zum Präsidenten selbst.« Boyd schüttelte bedrückt und voll Abscheu den Kopf. »Gott möge mit dem armen Panama Mitleid haben.«
»Gott wird uns nicht retten, Sir«, korrigierte ihn Suarez.
»Wenn uns jemand rettet, werden wir das selbst sein müssen.«
Boyd biss sich nervös auf die Unterlippe. Ich glaube, ich weiß, was er meint: ein Putsch. Wieder einer in der endlosen Folge von Staatsstreichen, unter denen das politische Leben von ganz Lateinamerika leidet. Aber an einem Putsch kann ich mich nicht beteiligen, das bringe ich einfach nicht fertig.
Palacio de las Garzas, Präsidentenpalast, Panama City, Panama
Bisher hatte Präsident Mercedes über Mittelsmänner gearbeitet. Heute war etwas Besonderes. Ein Darhel, er trug den Titel Rinn Fain, hatte sich in Begleitung des Staatsministers für Extraterrestrische Angelegenheiten aus dem Außenministerium der Vereinigten Staaten dazu herabgelassen, Panama aufzusuchen, um sich selbst ein Bild von den Verteidigungsmaßnahmen zu machen.
Der Darhel betrat das Büro des Präsidenten mit würdevoller Eleganz und scheinbar selbstsicherer Stärke. Im Briefing war der Präsident darauf vorbereitet worden, dass Darhel niemals Hände schüttelten. Stattdessen begrüßte Mercedes den Alien mit einer angemessen unterwürfigen tiefen Verbeugung, die der Darhel höchstens zu einem Zehntel erwiderte. Dann führte der Präsident den Darhel in seinem Büro herum und wies ihn auf einige seiner kitschigen, vulgären Gemälde an den Wänden hin. Der Alien
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