Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
glaubte Davis mit allem Nachdruck. Und deshalb verstand er nicht gleich, wo das Problem lag, das ihm die finsteren Blicke und mürrischen Gesichter signalisierten, die ihm in seiner Messe begegneten.
Er zuckte die Achseln und ging sich eine Tasse Kaffee holen. Er würde sich später darum kümmern. Vielleicht würde er sogar beim Frühstück etwas über das Problem erfahren.
Er füllte seine Tasse, tat Sahne und Zucker dazu und nahm einen kräftigen Schluck.
Und spuckte ihn sofort wieder aus. »Puh! Das ist ja scheußlich. Was zum …«
Er hielt inne, als sein Blick auf den über dem Kaffeebehälter angebrachten Kalender fiel. Vier Tage auf dem Kalender waren markiert.
Rot.
Davis ging zum Spülbecken und goss den Kaffee aus, ohne ihm nachzuweinen. Dann trat er an die Sprechanlage des Schiffes und verkündete: »Swarinski, ich habe mir heute Morgen mal das Nuke-Deck angesehen. Es ist schmutzig. Nehmen Sie sich ein paar Leute und kümmern Sie sich darum. Sofort.«
Die Antwort kam zurück: »Chief Davis, ich stehe hier und sehe darauf. Das Deck ist sauber.«
»Schrubben Sie es trotzdem, Swarinski.«
POSLEEN-INTERMEZZO
Langeweile herrschte in Zeiten endloser Routine, aber nicht in der Zeit nach dem Eingang der Meldung, dass die erste Flotte, die die Neue Welt der Threshkreen erreicht hatte, in einem Massaker vernichtet worden war.
Das Gesicht in dem Brei der Aldenat’ vergraben, verspürte Guanamarioch etwas Neues an seinen Messekameraden, die neben ihm ihre Nahrung zu sich nahmen. Es war nicht Erwartung, dieses neue Etwas, es war … es war etwas, woran Guanamarioch sich nur undeutlich aus seiner Zeit in den Pferchen erinnerte, als er noch ein Nestling gewesen war.
Der Kessentai versuchte, sich Erinnerungen wachzurufen, die er lange Zeit unterdrückt hatte, Erinnerungen seiner kleinen
Nestlingshinterpartie, die sich gegen die Pferchwand presste, Erinnerungen daran, wie er um sein Leben kämpfte gegen eine Horde von Geschwistern, die zu dem Entschluss gelangt waren, dass er wie Mittagessen aussah. Er erinnerte sich an die blitzenden nadelspitzen Zähne, das gelbe Blut, das aus einem Dutzend winziger Schnitte in seinem Gesicht, dem Hals und den Flanken quoll. Er erinnerte sich an einen glücklichen Schlag, den er geführt hatte, und mit dem er einem seiner Peiniger den Bauch aufgerissen hatte.
Daraufhin hatten sie sich jenem anderen zugewandt, hatten ihn in Stücke gerissen. Bis sie ihn ganz aufgefressen hatten, hatte ziemlich lange gedauert, während die jämmerlichen Schreie des Verwundeten immer schwächer wurden und Dutzende sich um ihn drängten und ihn bei lebendigem Leib auffraßen.
Auch Guanamarioch hatte sich daran beteiligt, hatte sich mit einem Satz auf seinen Bruder gestürzt und einen blutigen Fetzen warmes, bluttriefendes Fleisch aus seinem Körper gerissen.
Dann hatte sich der junge Gottkönig in eine Ecke zurückgezogen, die blutige Beute fest mit Maul und Klauen haltend. Und da hatte er gesessen, zitternd, abwechselnd kauend und aufblickend, um knurrend andere zu verjagen, die sonst vielleicht auf die Idee gekommen wären, seine Beute zu stehlen.
Er erinnerte sich daran, wie er damals Angst gehabt hatte, Angst, jemand würde ihm seine Mahlzeit wegnehmen, und noch größere Angst, er würde im Getümmel selbst bei lebendigem Leib in Stücke gerissen.
Guanamarioch hob den mächtigen Kopf von seiner Breischüssel und sah sich in der Messe um. Nein, unter den Angehörigen seines Clans gab es kein furchtsames Zittern. Aber auch Guanamarioch selbst zitterte nicht.
Und dann geschah etwas an und für sich Belangloses. Ein Gottkönig etwa der gleichen Rangstufe wie Guanamarioch stieß an die Breischüssel eines anderen, der im Rang ein wenig
über ihm stand. Und der fuhr sofort herum und riss dem ungeschickten anderen die Kehle auf. Alle anderen Anwesenden griffen sich sofort ihre Schüsseln und zogen sich knurrend und schnaubend zur nächsten Wand oder einer anderen senkrechten Fläche zurück.
Guanamarioch tat das auch, und während er sich mit der Hinterpartie an die Wand presste, wurde ihm bewusst, dass die Nachricht von diesem neuen Thresh ihnen allen Angst und Schrecken eingejagt hatte.
Aber er begriff das auch. Nie zuvor war eine Flotte des Volkes auf ernsthaften Widerstand, außer seitens ihrer eigenen Artgenossen, gestoßen. Dass eine Flotte, auch wenn sie nur klein war, fast völlig vernichtet worden war, konnte einem wirklich Angst einjagen.
Eine Tür ins Messedeck schob sich mit
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