Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
besser gesagt, ich könnte uns damit Munition und Benzin eintauschen, woran wir knapp sind. Vielleicht sogar ein paar Waffen. Ein wenig hier und ein wenig dort«, sinnierte Digna und blicke ohne bestimmtes Ziel in den Himmel. »Nicht genug, um den anderen das Kämpfen unmöglich zu machen, aber vielleicht genug, um uns eine bessere Chance zu verschaffen.«
»Schicken Sie mir die Männer«, antwortete Imelda. »Und die Kühe.«
»Und um den Tauschhandel kümmere ich mich«, meinte Digna und lächelte.
TEIL 2
10
Kameraden, unsere Chancen sind nicht
günstig. Noch nie ist unsere Fahne vor dem
Feind gestrichen worden, und ich vertraue
darauf, dass dies auch heute nicht geschehen
wird. Solange ich lebe, wird diese Flagge an
ihrem Mast wehen, und wenn ich sterbe,
werden meine Offiziere wissen, wie sie ihre
Pflicht erfüllen müssen.
Fregattenkapitän Arturo Prat ,
Chilenische Kriegsmarine, gefallen 21. Mai 1879
Erde, Westliche Hemisphäre
Costa Rica fiel als erstes Land. Nach einem halben Jahrhundert bewusster, absichtlicher und nahezu völliger Entmilitarisierung hatte es nie nennenswerte bewaffnete Streitkräfte auf die Beine stellen können. Statt seinen nominellen Reichtum für Militär aufzuwenden und im festen Vertrauen auf die fixe Idee, wenn alles schiefging, immer darauf bauen zu können, dass die Vereinigten Staaten ihm zu Hilfe kommen würden, hatte sich dieser hoch zivilisierte und recht wohlhabende Staat fünfzig Jahre lang ganz auf Ausbildung und Gesundheitsvorsorge konzentriert.
Und alles das bedeutete am Ende, dass die Posleen über ein paar Millionen Stück gesundes und hochgebildetes Vieh verfügten, das sie ihren Vorräten hinzufügen konnten.
Nicaragua hielt sich besser. Schon ehe die Nachricht von
der bevorstehenden Posleen-Invasion in das Land gelangt war, waren dessen frühere Machthaber, die marxistisch-leninistischen Sandinistas, an die Macht zurückgekehrt. Das liberal-demokratische Regime hatte die Zügel der Regierung ohnehin nicht sehr fest in der Hand gehalten.
Eines muss man den Sandinistas lassen – eine totalitäre Bewegung wusste zumindest, wie man es anstellt, das Individuum dem Staat unterzuordnen. Das verstanden die Sandinistas und taten das auch recht wirksam. Darüber hinaus konnte Nicaragua mit ein paar zehntausend kampferfahrener Veteranen, die meisten davon noch recht jung und alle mit Erfahrungen aus dem langen Bürgerkrieg zwischen Sandinistas und Somocistas, auch unter dem Namen »Contras« bekannt, eine umfangreiche und einigermaßen gut ausgebildete und disziplinierte Infanterietruppe mobilisieren, die sich den landenden Aliens entgegenstellte.
Aber leider durfte sich eine reine Infanterietruppe mit von Menschen entwickelten und gebauten Waffen des frühen 21. Jahrhunderts keinerlei Hoffnungen machen, der Technologie und der überwältigenden Übermacht der Aliens nachhaltigen Widerstand leisten zu können. Dazu brauchten menschliche Infanteriestreitkräfte massenhaft Artillerie. Und Artillerie erforderte Wohlstand, entweder eigenen oder den wohlwollender Freunde. Nicaragua war auf sich allein gestellt, alles andere als wohlhabend und es verfügte nicht über die Artillerie, die man mit entsprechendem Wohlstand hätte kaufen können.
Außerdem hatte der einzige Staat, der wirklich erfolgreich hätte militärische Hilfe leisten können, die Vereinigten Staaten, ein langes Gedächtnis und war im Übrigen recht nachtragend. Selbst nachdem Nicaraguas Diktator, der Sandinista Daniel Ormiga, seinen Stolz hinuntergeschluckt hatte und mit dem Hut in der Hand zu den Gringos gegangen war und sie um Hilfe gebeten hatte, hatte er in den Vereinigten Staaten tauben Ohren gepredigt. Vielleicht weil sie, wie sie behaupteten, wirklich nichts zu geben hatten. Vielleicht aber
auch, weil Hilfe zwar möglich gewesen wäre, es für die USA aber höhere Prioritäten gab. Und vielleicht lag auch Ormiga mit der Vermutung nicht ganz falsch, dass die Vereinigten Staaten nicht gerade bittere Tränen weinen würden, wenn sie zusehen konnten, wie ein erklärter Feind aufgefressen und damit ausgelöscht wurde.
Freilich stellte sich heraus, dass die tödlichste Waffe im Arsenal Nicaraguas ein zum rechten Zeitpunkt stattfindendes Erdbeben war, das etwa fünfzehntausend der Invasoren tötete. Später, viel später, errechnete man, dass das Naturereignis die endgültige Verdauung des Landes und seiner Bewohner um ungefähr fünfunddreißig Minuten verzögert hatte.
Als einzige wirksame Barriere
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