Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
die ihnen noch dazu an Zahl und Bewaffnung überlegen war und den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite gehabt hatte.
Boyd erinnerte sich an sehr gemischte Gefühle, die er während jener Invasion gehabt hatte. Einerseits war er zufrieden gewesen, dass seine Truppe sich so gut geschlagen hatte, andererseits aber entsetzte ihn, dass die Armee seines Landes so schnell untergegangen war. Immerhin – obwohl Panama nur wenig hatte, dessen es sich schämen musste – gab es wenigstens einen Grund für Scham.
Und dieser Grund, ein Major und ein Major General, was sie inzwischen waren, standen bleich und zitternd in der Luke seines leichten Tanks Typ 63, ein paar Meter von der
Stelle entfernt, wo Bill Boyd an der Kreuzung zwischen der Piste und der Panamericana stand.
Aus dieser Distanz versuchte Cortez mit Boyd über irgendwelche logistischen Angelegenheiten zu sprechen. Unglücklicherweise – nicht sehr klug! – war er zu benebelt, um daran zu denken, seinen Fahrer aufzufordern, den Motor abzuschalten. Boyd hörte kein Wort, und da das Mikrofon an Cortez’ Helm seinen Mund bedeckte, konnte er ihm auch nicht von den Lippen ablesen.
Boyd ging ungeduldig um den Tank herum und trat in das Gesichtsfeld des Fahrers. Er machte eine schneidende Bewegung mit der flachen Hand und veranlasste den Fahrer, den Motor jetzt abzuschalten. Der Gesichtsausdruck des Fahrers, voll Abscheu für seinen Kommandeur, sprach Bände. Boyd kletterte an dem Panzer hoch und stellte sich neben Cortez.
Cortez versuchte sich den Helm herunterzureißen und erwürgte sich dabei beinahe mit der Mikrofonschnur. Als er sich schließlich befreit hatte, hielt er den Helm immer noch fest mit beiden Händen umfasst.
Als könnte er damit sein Zittern unter Kontrolle bringen, dachte Boyd.
Das bestätigte sich, sobald Cortez zu reden begann. Seine Stimme zitterte, vielleicht sogar noch schlimmer, als sie das sonst hätte, wie um einen Ausgleich dafür zu schaffen, dass er die Hände nicht frei bewegen konnte. »Ich … bbbrauche … mehr … Tttreibstoff«, begann Cortez. »Uuund MMmmunition.«
»Sie haben alles, was ich Ihnen geben kann«, antwortete Boyd ruhig. »Ich hätte vielleicht mehr gehabt, aber …« Er bedachte Cortez mit einem anklagenden Blick, ohne seine wahren Gefühle zum Ausdruck zu bringen: du dreckiger Dieb.
Ehe Cortez antworten konnte, falls er überhaupt zu einer Antwort imstande war, knisterte sein Funkgerät und forderte ihn auf, seine Division gefälligst in Bewegung zu setzen. Seine Verzögerungsversuche – Klagen über fehlenden Treibstoff, fehlende Munition, fehlenden Proviant – wurden abgewiesen.
Während sein Onkel, der Präsident, ihm eine Standpauke hielt, winkte Cortez mit Tränen in den Augen Boyd von seinem Tank, setzte sich den Helm wieder auf und wies seinen Fahrer mit brechender Stimme an, die Fahrt fortzusetzen.
Die nächsten paar Stunden empfand Boyd Angst, Reue und einen gewissen Abscheu gegenüber der eigenen Person.
Ich hätte diesen feigen Hundesohn aus seinem Tank zerren und selbst das Kommando übernehmen sollen.
In seinem Kummer und infolge des gleichmäßigen Lärms der nach Westen polternden Fahrzeuge fast taub, übersah Boyd zuerst den jungen Second Lieutenant mit olivfarbenem Teint, der mit zackigem Gruß vor ihm stand. Als er ihn schließlich wahrnahm, erwiderte er die Ehrenbezeigung etwas schlampig und formlos und fragte den jungen Mann, was er wolle.
Der Lieutenant, Boyd las von dem Namensschild über seiner rechten Brusttasche, dass er »Diaz« hieß, beendete die Ehrenbezeigung und antwortete: »Mein Vater hat mir gesagt, ich solle Sie suchen, Sir. Noch bevor ich und meine Abteilung in den Einsatz ziehen.«
»Wer ist Ihr Vater? Welcher Einsatz?«, fragte Boyd leicht verwirrt. In Panama herrscht kein Mangel an Leuten, die »Diaz« heißen.
Ehe der junge Mann antworten konnte, bemerkte Boyd die kurze Reihe von LKWs, die etwas hinter sich herzogen, bei dem es sich allem Anschein nach um ein Flugzeug handelte. Und damit beantworteten sich seine beiden Fragen von selbst: Der junge Mann war Julio Diaz, der Sohn seines G-2, und sein Einsatz bestand darin, mit ein paar Segelflugzeugen über die vorrückenden Posleen zu fliegen, Aufklärungsdienste zu leisten und das Artilleriefeuer zu lenken.
»Lassen Sie nur, mein Junge«, sagte Boyd und hob die Hand. »Ich kenne Ihren Einsatz. Was kann ich tun, um Ihnen und Ihren Leuten behilflich zu sein?«
»Nichts, Sir. Mein Vater hat nur gesagt, ich
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