Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
bedeutete, und er schrieb bedauernd einen nicht sonderlich geliebten Neffen ab und erwiderte: »Ich verstehe.«
»Das ist aber doch der helle Wahnsinn«, erregte sich Colonel Juan Rivera, der US-Verbindungsoffizier in der neuen Comandancia auf einem Hügel der Quarry Heights. Der Amerikaner sprach leise, um zu verhindern, dass seine Stimme von den feuchten Wänden des unirdischen Bunkerkomplexes widerhallte.
Der Panamaer, theoretisch ein Vier-Sterne-General, praktisch aber ein Polizeioberst, der sich mit einem Unfallbericht auf seinem Schreibtisch wohler fühlte als mit einem Einsatzbefehl, antwortete ebenfalls mit leiser Stimme: »Trotzdem, das sind unsere Befehle.«
»Das machen wir nicht«, erwiderte der Gringo hitzig. »Um mit den Posleen zu kämpfen, braucht man geballte Massen und Feuerkraft, nicht verstreute einzelne Einheiten. Was Ihr Präsident da befiehlt – die Aufteilung Ihrer Panzerkorps und die Aufteilung des GKA-Bataillons -, ist glatter Selbstmord. Unvorstellbar, dass der CG« – Commanding General, in diesem Fall das südliche Kommando der Vereinigten Staaten, auch SOUTHCOM – »da mitmacht.«
»Ihr kommandierender General erhält seine Befehle vom Botschafter und dieser die seinen von Ihrem Außenministerium. Präsident Mercedes hat verlangt, und sowohl Ihr Außenministerium wie auch Ihr Botschafter haben sich damit einverstanden erklärt, dass Sie uns in dieser Entscheidung unterstützen werden .«
Muelle (Pier) 18, Balboa, Republik Panama
Die Landungen in Panama hatten bereits begonnen, als Connors und die B-Kompanie wieder in Balboa eintrafen. Die Männer hatten auf der Reise in den Norden drei Tage Zeit zum Ausruhen gehabt. Connors war die meiste Zeit mit den gespenstischen Impressionen wach geblieben, die ihn quälten. Insbesondere das Bild der Chilenen, die sich um ihre Flagge drängten, aber am Boden festgefroren waren, drängte sich ihm jedes Mal wieder auf, wenn er versuchte, die Augen zu schließen. In einer Hinsicht war es ein beeindruckendes Bild, zugleich aber auch entsetzlich. Beeindruckend wegen des Beispiels all jener tapferen Männer, die der Sache ihres Landes bis zum bitteren Ende treu geblieben waren, zu Statuen aus Eis gefroren … tot, aber nie kapituliert. Und es war entsetzlich, nicht zuletzt weil Connors sich auch selbst in einer solchen Lage vorstellen konnte, in jeder von ein paar Dutzend steif gefrorenen Haltungen, um es genau zu sagen.
Jedenfalls war Snyder, kaum dass die B-Kompanie von Bord gegangen war, schon am Telefon und schimpfte, dass Connors seine Kompanie gefälligst in Schwung bringen, die Brücke überqueren und nach Westen ziehen sollte, um dort die Panamaer zu unterstützen.
»Der Urlaub ist jetzt vorbei, Captain Connors. Die Zeit, wo man Sie und Ihre kleinen Lieblinge an Bord eines Kreuzfahrtschiffes verhätschelt, sind endgültig vorüber.«
Connors sparte sich die Mühe, Snyder zu antworten.
Rio Hato, Panama
Der Landestreifen, der die Panamericana schnitt, war jetzt nutzlos. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht – nämlich falls die Verteidiger diesen Kampf gewannen und sie die Invasoren aus ihrem Land vertreiben konnten -, würde Fliegen
wieder möglich sein, und man konnte die Piste dann dazu benützen, einige der Verwundeten wegzuschaffen, die sich im Augenblick in den Lazaretten stauten.
Dies war nicht das erste Mal, dass an diesem Stützpunkt gekämpft wurde. Amerikaner hatten ihn 1964 gebaut und benutzt, dann war er überrannt und von Panamaern niedergebrannt worden, aus Solidarität für die Aufstände, die damals in Panama City wüteten. Anschließend hatte die US Army den Stützpunkt, die Piste, das Munitionsdepot und das Trainingsgelände daneben aufgegeben und es panamaischer Kontrolle unterstellt.
Die Panamaer hatten allerdings nur geringen Nutzen davon gehabt, und auch den nur kurze Zeit. Fünf Kompanien Rangers der US Army hatten jenen kleinen Zwischenfall im Jahre 1964 gerächt. Unterstützt von den modernsten Flugzeugen aus den Arsenalen der Vereinigten Staaten waren sie ohne jede Warnung im Dezember 1989 als Teil der Operation Just Cause mit Fallschirmen abgesprungen und hatten drei Kompanien panamaischer Infanterie getötet oder gefangen genommen. Die Panamaer brauchten sich ihrer Niederlage nicht zu schämen, sie hatten tapfer gekämpft, auch dann noch, als nicht mehr die leiseste Hoffnung bestand, aber immerhin standen sie der besten leichten Infanterie gegenüber, die es auf der ganzen Welt gibt, einer Truppe,
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