Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
passiven Krämerseelen. Sie waren nicht einmal von Natur aus pazifistisch. Ganz im Gegenteil, sie waren – tief im Herzen – eine Horde blutdürstiger Adrenalinjunkies, die in den Zelten von Attila oder Alexander, von Dschingis Khan oder Tamerlan sofort als solche anerkannt und als verwandte Seelen aufgenommen worden wären.
Der einzige Grund, weshalb die Darhel sich überhaupt mit Geschäften befassten, war tatsächlich, dass sie damit zumindest
ein wenig von dem in ihnen lauernden Kriegergeist ausüben und ihn zugleich austreiben konnten, eine Art psychologischer Exorzismus also. Wenn die feindliche Übernahme und Filetierung einer rivalisierenden Firma auch nicht die tiefe emotionale Befriedigung mit sich brachte wie die Eroberung einer Stadt und das Massakrieren ihrer Bewohner, so war so etwas immerhin noch besser als gar nichts.
Aber nicht viel besser.
Dieser ganz spezielle Rinn Fain war tatsächlich so erpicht darauf gewesen, dem alten Ruf in den Kampf zu folgen, dass er sich damals, ehe die Entscheidung getroffen worden war, die menschlichen Barbaren dafür einzusetzen, sofort zu den Freiwilligen Selbstmordkorps gemeldet hatte, die die Darhel zur Verteidigung ihrer Planeten aufgestellt hatten. Es war ein Selbstmordkorps, denn selbst wenn die Posleen die Angehörigen der Korps nicht töteten, hätte das Lintatai das bewirkt, nachdem sie das ruhmreiche Glücksgefühl erfahren hätten, das das Töten mit sich brachte.
In mancher Hinsicht bedauerte der Rinn Fain jene Entscheidung, die Menschen zu benutzen. Schließlich hatte ihn das jeder Chance beraubt, ein wahrer Darhel zu sein. Und außerdem hatte es dazu geführt, dass man ihn auf diesen jämmerlichen Planeten geschickt hatte, in diesen armseligen und feuchten Vorwand für ein Land.
Seufzend beendete der Rinn Fain sein Mantra. Er war jetzt ruhig genug für die Pflichten, die ihm bevorstanden.
»Es isst nicht akzzeptabel«, verkündete der Darhel, »dasss Sssie und Ihre Regierung schon fliehen.«
Mercedes erhob sich kurz aus seinem Sessel und sank dann wieder auf seinen Präsidentensessel zurück – wobei sein feistes Gesicht völlig blutleer wurde -, und seine Hand tastete automatisch nach der mit Obligationen gefüllten Reisetasche.
»Noch nicht«, wiederholte der Rinn Fain. »Ihre Truppen schlagen ssich tatsssächlich viel zu gut. Diess entspricht nicht der Planung. Ess isst auch nicht in Einklang mit der Vereinbarung
zwischen unsss für die Evakuierung Ihrer Regierung und Ihrer Familien.«
»Aber«, protestierte Mercedes, »… aber … ich habe doch getan, was getan werden konnte.«
Der Darhel blieb fest. Aufrichtig zu sein war nicht einfach, aber bei den meisten dieser Menschen funktionierte nichts außer absoluter, krasser Ehrlichkeit.
»Die Bedingungen unsserer Übereinkunft ssind klar. Ssie, Ihre Regierung und deren und Ihre Familien werden ssso lange nicht evakuiert, biss der Fall diessser Wassserfläche ssicher gesstellt issst. Jetzt issst sssie noch nicht ssicher gesstellt. Trotzdem …« Der plötzliche Gedanke an ruhmreichen, heftigen Konflikt ließ den Atem in der Kehle des Rinn Fains stocken, seine Herzen begannen rasend zu schlagen und seine Sicht verschleierte sich.
Lintatai.
Mehrere Minuten lang war der Darhel stumm und kämpfte gegen die Wellen der Emotionen an, die seinem Leben ein Ende zu machen drohten. Als er schließlich in die Gegenwart zurückkehrte, war sein Blick in weite Fernen gerichtet. Er legte mit einer automatischen Bewegung sein AID auf den Schreibtisch des Präsidenten und überließ ihm das Weitere.
»Bedingungen waren vereinbart … unverletzbare Kontakte unterzeichnet … angemessene Bezahlung für Dienstleistungen ist geleistet worden.«
Das AID projizierte eine Karte der Republik Panama über dem Schreibtisch. Sie zeigte die aktuellen Stellungen der amerikanischen und panamaischen Streitkräfte sowie die beiden großen Flecken, die das von Posleen besetzte Gelände kennzeichneten. Bei den panamaischen Streitkräften handelte es sich hauptsächlich um die 6 th Mechanized, eine ausgefranste Linie, die sich von Nordosten nach Südwesten erstreckte und in engem Kontakt mit der nicht sehr umfangreichen Posleen-Landung auf der Peninsula de Azuero war, und die 1 st Mechanized, die sich entlang der Panamericana in den Nordosten der 6 th bewegte.
»Streitkräfte dürfen nicht konzentriert werden … entscheidende Gefechte sind nicht zuzulassen.«
Ein Blick auf die Landkarte ließ Mercedes erkennen, was das
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